Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
20.11.2013 | 14:50 | Bodenfruchtbarkeit 

Bodengüte-Karte: Wo die ertragsreichsten Äcker Deutschlands liegen

Hannover - Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) präsentierte auf der Agritechnica 2013 erstmals eine bundesweit einheitliche Karte zur Bodengüte der Ackerstandorte in Deutschland.

Bodengüte Karte
(c) proplanta
Nach der neuen Karte der BGR-Bodenexperten besitzt rund ein Viertel der Böden in Deutschland nach internationalen Maßstäben ein hohes Ertragspotenzial für Getreide.

„Fruchtbare Böden sind die Grundlage für unsere Nahrungsmittelversorgung. Zudem wächst ihre Bedeutung für den Anbau von Energiepflanzen. Leistungsfähige Böden sind außerdem wichtig für den Schutz von Wasser, Klima und Biodiversität“, erklärt der Leiter der BGR-Abteilung Grundwasser und Boden, Dr. Michael Kosinowski.

Böden bilden nicht nur in Deutschland, sondern weltweit die Grundlage für über 90 % der produzierten Nahrung. In Deutschland beträgt der Anteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche 47 %. Das sind rund 17 Millionen Hektar (ha). Davon sind 70 % (12 Mio. ha) Ackerflächen. Rund 25 % dieser Flächen fallen nach der neuen deutschlandweiten Karte der BGR zur Bodengüte in die Kategorie „hohes“ bzw. „sehr hohes Ertragspotenzial“.

Die höchste Einstufung erfahren im bundesweiten Vergleich die Böden der Lösslandschaften, z.B. der Magdeburger Börde, des Thüringer Beckens und der Kölner Bucht. An diesen Standorten wirken sich eine maximale Durchwurzelungstiefe und ein sehr hohes Speichervermögen für pflanzenverfügbares Bodenwasser positiv aus.

Bodengüte in DeutschlandBild vergrößern
Bodengüte in Deutschland
Eine überdurchschnittliche Bewertung kennzeichnet außerdem die Tertiärhügelländer im Alpenvorland sowie die Talauen der großen Flusslandschaften und die Kalkmarschen des Küstenholozäns. Eine geringere Bewertung erfahren die Bodengesellschaften der Berg- und Hügelländer, wo geringe Durchwurzelungstiefen und zusätzlich hohe Steingehalte die Ertragsfähigkeit begrenzen.

Auch die leichten Sandböden in den Alt- und Jungmoränenlandschaften in Teilen der östlichen Bundesländer weisen ein geringes Ertragspotenzial auf, wenn Defizite in der Wasserversorgung auftreten. Die im bundesweiten Maßstab niedrigsten Wertzahlen entfallen u.a. auf ackerbaulich genutzte Moorstandorte.

Die Fruchtbarkeit des Bodens ist für die Landwirtschaft ein entscheidender Faktor und eine in menschlichen Zeiträumen nur bedingt erneuerbare Ressource. Ein besonderes Problem in Deutschland ist der stetige Flächenverbrauch durch Urbanisierung und Infrastruktur. Hierfür werden insbesondere landwirtschaftlich genutzte Flächen, oft auch gerade Flächen mit einem hohen Ertragspotenzial in Anspruch genommen.

In Deutschland werden bezogen auf den Vierjahreszeitraum 2009-2012 immer noch täglich 74 Hektar Boden pro Tag in Siedlungs- und Verkehrsfläche umgewandelt.

Eine einheitliche Darstellung der Bodengüte für ganz Deutschland gab es bisher nicht. Aktuell liegen nur Darstellungen auf der Ebene der Bundesländer vor (Basis Bodenschätzung). Grundlage für die neue BGR-Karte ist das internationale Bewertungsverfahren „Müncheberger Soil Quality Rating" (SQR). Im Unterschied zu den Bewertungen der Bodenschätzung werden beim SQR-Verfahren umfangreiche Klimadaten in die Bewertung einbezogen.

Mit dem von der BGR umgesetzten Verfahren liegt nun eine praktikable Methode zur Bewertung der Eignung und Gefährdung von Böden für die landwirtschaftliche Nutzung und zur Abschätzung des ackerbaulichen Ertragspotenzials für ganz Deutschland vor.

Die Methode wurde auf die Profildatensätze der nutzungsdifferenzierten Bodenübersichtskarte 1 : 1 Mio. (BÜK 1000 N) angewendet und eine bundesweite Karte des ackerbaulichen Ertragspotentials der Böden in Deutschland erstellt. Die Karte wird von der BGR kostenfrei über den Geoshop Hannover bereitgestellt. Die BGR ist einziger Anbieter dieses bundesweiten Datensatzes.

Die Karte bietet eine Übersicht über die Differenzierung und regionale Verteilung der kostbaren Ackerflächen in Deutschland. Sie soll Grundlage für Empfehlungen insbesondere an Politik und Verwaltung sein. Die Daten können z.B. für deutschlandweite Modellrechnungen u. a. für Klimafolgenbewertungen oder als Entscheidungsgrundlage in länderübergreifenden Planungs- und Zulassungsverfahren verwendet werden. (Pd)


Fachlicher Hintergrund

Das Müncheberger „Soil Quality Rating“ wurde vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) entwickelt. Das SQR ist ein Verfahren zur Bewertung der Eignung von Böden für die landwirtschaftliche Nutzung und dient der Abschätzung des Ertragspotenzials im globalen Maßstab. Die Methode wurde für die Anwendung auf Bodenkarten von der BGR modifiziert und ist in der Methodendokumentation der Ad-hoc-AG Boden aufgenommen. Die Karte zeigt eine solche Anwendung des Verfahrens für die Ackerböden in Deutschland auf Basis der BÜK 1000 N. Weitere Eingangsdaten sind die mittleren jährlichen Klimadaten (Deutscher Wetterdienst), das Relief (Bundesamt für Kartographie und Geodäsie) und die Landnutzung (CORINE Land Cover 2006).
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 EU-Bodenrichtlinie: Position des Europaparlaments steht

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken