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17.12.2008 | 09:05 | Deutsche Wirtschaft 

Branchenausblick: Die wichtigsten deutschen Industrien 2009

Hamburg - Die deutsche Wirtschaft wird 2009 auf breiter Front von der Konjunkturkrise erfasst.

Branchenausblick 2009
(c) Eisenhans - fotolia.com
Es folgt der zweite Teil eines Überblicks über die Erwartungen in den wichtigsten Industrien. Vor einer Woche erhielten Sie bereits Berichte aus den Branchen Auto, Banken, Maschinenbau, Bau, Chemie und Versicherungen (dpa 0047 vom 10. Dezember).

Die deutschen Energieversorger halten der Finanzkrise noch wacker stand und bestätigen ihre Investitionsabsichten. Konzerne wie RWE und E.ON profitieren von hohen Stromerlösen, ein Rückgang bei den Großhandelspreisen wird sich nach Einschätzung von Experten erst nach 2009 auswirken. Die Konzerne setzten auf ihre Auslandsaktivitäten und gehen weiter in Richtung Erneuerbare Energien. Die erschwerten Finanzierungsbedingungen bekommen sie jedoch auch zu spüren, geplante Investitionen werden stärker auf ihre Wirtschaftlichkeit hin überprüft. Auch die Politik beschäftigt die Branche weiter: Ab 2013 müssen gemäß den Klima-Beschlüssen des EU-Gipfels für Kohlekraftwerke Kohlendioxid(CO2)-Zertifikate komplett ersteigert werden.

Die Branche der Anbieter Erneuerbarer Energien - bis vor kurzem vom Erfolg verwöhnt - bekommt die Auswirkungen der Finanzkrise zu spüren. Die Auftragslage der Unternehmen hat sich verschlechtert und ist schwer zu prognostizieren. So musste das Solar-Schwergewicht Q- Cells zuletzt die Prognose senken. Kunden konnten aus Finanzierungsnot nicht mehr so viele Solarzellen abnehmen wie vereinbart. Ins Stocken gerät auch der Bau von Windrädern auf hoher See (Offshore). Die Banken geben nur zögerlich Kredite und fordern von Investoren hohe Eigenkapitalanteile. Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hat der Branche Hilfe zugesichert und dazu die staatliche Förderbank KfW mit ins Boot geholt. Sie erhöht die Obergrenzen und Laufzeiten für die Förderung.

Im weltweiten Luftverkehr wird kommendes Jahr erstmals seit 2001 ein Rückgang der Fluggäste erwartet. «2009 wird ein weiteres hartes Jahr für alle», sagte kürzlich der Chef des Weltluftfahrtverbandes, Giovanni Bisignani. Die Branche werde 2009 Verluste von 2,5 Milliarden Dollar verbuchen. Das ist allerdings nur noch halb so viel, wie für das Jahr 2008 erwartet wird. Hintergrund ist, dass die Ölpreise seit ihrem Höhepunkt im Sommer um rund zwei Drittel gefallen sind. Schließlich ist der Treibstoff einer der größten Kostenfaktoren für Fluggesellschaften. In Deutschland wird kommendes Jahr mit Spannung erwartet, wie die mit Abstand größte deutsche Fluggesellschaft Lufthansa ihren Expansionskurs fortsetzt. Lufthansa- Chef Wolfgang Mayrhuber hat nach mehreren Zukäufen schon angekündigt, im Kampf gegen immer größere Wettbewerber aus den USA und der Golf- Region ein eigenes europäisches Airlinesystem aufbauen zu wollen.

Auch die Tourismus-Branche dürfte 2009 keine Sonnenscheinbranche sein. Nach einem Umsatzplus der Veranstalter von 3,5 Prozent auf 21 Milliarden Euro im Jahr 2008 erwartet der Deutsche ReiseVerband (DRV) aber immerhin noch ein kleines Plus im kommenden Jahr. Viele in der Branche gehen davon aus, dass die Deutschen als «Reiseweltmeister» bei einer Konjunkturflaute an vielen Dingen sparen, aber nicht auf den gewohnten Jahresurlaub verzichten werden. Schwieriger dürfte das Geschäft mit Kurzreisen werden - das Geld, mit einem Billigflieger ein verlängertes Wochenende am Meer zu verbringen, dürften viele Verbrauchern nicht mehr so locker aufbringen wollen.

Auch die erfolgsverwöhnte STAHL-BRANCHE bereitet sich auf ein schweres Jahr 2009 vor. Nach Jahren des Booms ist die Nachfrage - nicht zuletzt wegen der Absatzkrise in der Autoindustrie - innerhalb von nur wenigen Wochen massiv eingebrochen. Die Stahlpreise, die Mitte des Jahres noch auf Rekordniveau waren, stürzten ins Bodenlose. «Die Wucht des Einbruchs kam schon überraschend», sagte Thomas Ludwig, Chef des Stahlhändlers Klöckner und Co. Wie andere Branchen auch reagieren die Stahlkocher mit Produktionskürzungen, Kurzarbeit und milliardenschweren Sparprogrammen. ArcelorMittal als Branchenführer will tausende Stellen streichen. Dass auch Schwellenländer wie Russland und China so stark von der Krise getroffen sind, erhöht die Unsicherheit der Branche über die künftige Entwicklung zusätzlich.

Der erfolgsverwöhnten IT-Branche steht in Deutschland eine Durststrecke bevor. Der Branchenverband BITKOM rechnet für 2009 nur noch mit einem stagnierenden Geschäft - statt wie noch vor kurzem mit 1,5 Prozent Umsatzplus. In diesem Jahr erwartet der BITKOM noch ein Wachstum von 1,2 Prozent. Nach der Prognose bauen 2009 zwar Telefongesellschaften weiter Stellen ab, Neueinstellungen in der IT- Industrie gleichen das aber aus. Bei den Telekom-Anbietern dürften die Umsätze indes zurückgehen - nach der Prognose um 1,2 Prozent auf 65,4 Milliarden Euro. Noch stärker abwärts geht es nach Einschätzung des Verbands bei der Unterhaltungselektronik (minus 2,5 Prozent). (dpa)
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