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02.01.2014 | 07:43 | Handel zwischen USA und Europa 
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Bringt Freihandelsabkommen europäische Rindfleischproduktion in Gefahr?

Braunschweig - Vor dem Hintergrund eines möglichen Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA untersucht eine neue Studie die voraussichtliche Wettbewerbsfähigkeit und die Perspektiven der Produktion und des Handels.

Rindfleischhandel weltweit
(c) contrastwerkstatt - fotolia.com
Die USA und Kanada zählen zu den größten Rindfleischproduzenten und -exporteuren und haben auf Grund des höheren europäischen Preisniveaus großes Interesse, Rindfleisch auch in diesen Markt zu exportieren.

Allerdings stellen sowohl existierende Importzölle von etwa 60 % als auch andere Handelsbeschränkungen Hindernisse für den Import in die europäischen Länder dar. Sollten jedoch die Verhandlungen über das Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU abgeschlossen werden, könnte zumindest ein Teil dieser Beschränkungen gelockert werden.

Vor diesem Hintergrund haben die Agrarökonomen Claus Deblitz (Thünen-Institut für Betriebswirtschaft) und Kevin Dhuyvetter (Kansas State University) untersucht, wie sich die Rindfleischproduktion und der Handel in den beiden Wirtschaftsblöcken derzeit darstellt und voraussichtlich entwickeln wird.

Die Forscher verwendeten dafür Daten von agri benchmark, einem weltweiten Netzwerk, welches 30 Länder anhand international standardisierter Methoden vergleicht, um Betriebe, Produktionssysteme, deren Wirtschaftlichkeit, Treiber und Perspektiven zu analysieren. Der Fokus liegt dabei auf Betriebsebene.

Lebendtransport von Rindern sehr unwahrscheinlich



Die Studie zeigt, dass die geringen bzw. nicht existierenden Preisunterschiede für Kälber aus der Fleischrinderhaltung keinen Anreiz für nordamerikanische Produzenten darstellen, diese nach Europa zu verkaufen. Exporte einzelner Zuchttiere spezieller Rassen stellen eine Ausnahme dar.

„Auch im Falle eines Freihandelsabkommens ist es sehr unwahrscheinlich, dass lebende Rinder, die nur für den Verzehr bestimmt sind, jemals in nennenswertem Umfang von Nordamerika nach Europa geschifft werden. Grund hierfür ist der zu erwartende gesellschaftliche Druck im Zusammenhang mit Tierschutzaspekten“, sagt Claus Deblitz, Koordinator des agri benchmark Netzwerkes für Schafe und Rinder. Somit sind keine direkten Auswirkungen auf die europäischen Länder im Bereich der Rinderaufzucht zu erwarten. Aber wie wird sich die Situation im Bereich der Rindermast verändern?

Kosten und Preise der Rindermast



Die momentane Situation im Mastbereich zeigt, dass es deutliche Preis- und Kostenunterschiede zwischen Betrieben in den USA und der EU gibt. Jedoch haben sich die Unterschiede von dem Jahr 2011 auf 2012 verringert, vornehmlich wegen der Entwicklung der Wechselkurse und unterschiedlicher Preisentwicklungen für Nutzkälber, Jungtiere sowie Futterkosten.

Berücksichtigt man die Transportkosten und die Kosten, die entstehen, wenn die Tiere ohne die in der EU verbotenen wachstumsfördernden Substanzen (Hormone und Beta-Agonisten) gefüttert werden, steigen die Kosten für Rindfleisch auf ein Niveau, das etwas höher ist als die Preise, welche die meisten europäischen Betriebe 2012 erzielen konnten. Jedoch muss das nordamerikanische Rindfleisch aufgrund seiner Qualität nicht mit diesen konkurrieren. Gleichzeitig liegen die Preise in den USA unter den europäischen Rindfleischpreisen. Somit können Rindfleischproduzenten in den USA durch den Export von Rindfleisch nach Europa die Wirtschaftlichkeit steigern bzw. gegenwärtige Verluste verringern.

Folglich wäre ohne die existierenden Zölle ein Anreiz für Rinderproduzenten in den USA gegeben, Rindfleisch nach Europa zu exportieren. „Wenn die EU anfängt, mehr Rindfleisch aus den USA zu importieren, wird es sich dabei um qualitativ hochwertiges (marmoriertes) Fleisch zu konkurrenzfähigen Preisen von Rindern handeln, die in der letzten Mastperiode mit Getreide gefüttert wurden. Dieses wird schon jetzt in begrenztem Maße unter speziellen Quotenregelungen geliefert“, erklärt Kevin Dhuyvetter.

Die Autoren gehen daher davon aus, dass die mengenmäßige Zunahme der amerikanischen Rindfleischexporte begrenzt sein dürfte, zumal mittlerweile in Asien, Nordafrika und dem Mittleren Osten Märkte mit Preisniveaus existieren, die vergleichbar oder höher als in der EU sind.

Die komplette, englischsprachige Studie kann unter folgendem Link heruntergeladen werden: www.agribenchmark.org/beef-and-sheep/publications-and-projects/working-paper-series.html (ti)
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Kommentare 
rattattazong schrieb am 03.01.2014 11:13 Uhrzustimmen(86) widersprechen(89)
Dieses Freihandelsabkommen wird, wenn wir es nicht verhindern, den Großkonzernen kaum geahnte Macht bringen. Der Verbraucher wird wieder einmal vorgeführt werden, nur wegen der Profitgier der Konzerne. Geplant ist eine Steuerung sämtlicher Märkte: Lebensmittel, Energie, Medikamente, etc.! Es gilt jetzt, durch Petitionen und Aktionen die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen.
nietz schrieb am 02.01.2014 19:01 Uhrzustimmen(77) widersprechen(88)
Was soll denn das eigentlich? Die Mehrheit der EU-Bürger lehnen diesrs Abkommen ohnehin ab, denn das was die Politik manchmal da bestimmt, dagegen kann sich der Bürger oft nur sehr schlecht wehren. Langsam reicht es! Und solange keine ehrliche Kennzeichnung vorhanden ist, dürfte gar nichts verhandelt werden. Es ist jetzt schon sehr schwer sich von Lebensmitteln zu distanzieren, die Wirkstoffe enthalten bzw. denen Wirkstoffe zugesetzt werden oder auch mittels GV bearbeitet werden, zu erkennen. Die Kennzeichnung ist miserabel, nicht ehrlich und zwingt den Menschen Produkte auf, die sie bei ehrlicher Kennzeichnung ablehnen würden. Das nennt ich Lebensmittel-Diktatur! Ist das fair? - Nein! Um mal einige Beispiele zu benennen: Ich kann auf keiner Verpackung erkennen, wo bspw. die Tomaten im Tomatenmark herkommen, das Hähnchenfleisch in den Nuggets, das Schweinefleisch im Wienerschnitzel etc. etc. Und darüber hinaus ist es unser aller Verpflichtung dafür zu sorgen, dass die Natürlichkeit erhalten bleibt und Ökologie zu fördern. Bitte einmal genau nachdenken.... Mir graut es vor der Zukunft
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