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26.02.2023 | 09:37 | Kälte in Südeuropa 

Britische Verbraucher vor leeren Gemüseregalen

London / Bonn - Die Kälteeinbrüche in Südeuropa haben die dortige Gemüseproduktion massiv beeinträchtigt.

Gemüseregale
Lücken beim Angebot von Tomaten und Gurken sowie Paprika - Britischer Großhändler: Europaweit schwierige Versorgungslage. (c) proplanta
Diese Produktionsengpässe bekommen deutsche Verbraucher nur beim Preis zu spüren, während die Kunden im Vereinigten Königreich vor teils leeren Gemüseregalen stehen. Britische Großhändler für Restaurants oder Schulen sind vom aktuellen Versorgungsengpass ebenfalls betroffen. Medienberichten zufolge weist insbesondere das Angebot an Tomaten, Gurken und Paprika Lücken auf.

Das British Retail Consortium (BRC) verwies auf die „schwierigen Witterungsbedingungen“ in den wichtigen Erzeugerländern Spanien und Marokko. Aus den Niederlanden sei das Angebot ebenfalls kleiner. Dort hätten die Produzenten den Unterglasanbau aufgrund der hohen Energiepreise eingeschränkt. Der BRC-Direktor für Lebensmittel und Nachhaltigkeit, Andrew Opie, erklärte gegenüber der BBC zwar, dass die Supermärkte „geschickt im Umgang mit Problemen in der Lieferketten sind und mit Landwirten zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die Kunden Zugang zu einer großen Auswahl an frischen Produkten haben“.

Ein britischer Großhändler aus Wiltshire stellte in seinem Online-Monatsbericht aber fest, dass die Versorgung im Vereinigten Königreich und in ganz Europa schwierig sei und bleiben dürfte. Nach seiner Einschätzung wird es in den meisten Fällen noch mindestens eine weitere Woche lang eine nur begrenzte Verfügbarkeit von Gemüse beziehungsweise leere Regale geben. Der Großhändler beschrieb die Situation als „beispiellos“. Das gelte für die Dauer der Angebotsengpässe ebenso wie für die Rekordpreise, die für die meisten Produkte bezahlt werden müssten. Für viele Lieferanten sei das untragbar.

Kräftige Produktionsrückgänge

In Spanien bestätigte der Verband der Erzeugerorganisationen von Obst- und Gemüseerzeugern in der wichtigen Anbauregion Almería (Coexphal) Schwierigkeiten bei der Produktion. Anhaltend niedrige Temperaturen nach dem zunächst warmen Winter hätten dazu geführt, dass die Tomatenproduktion in den ersten drei Februarwochen im Vergleich zum Vorjahr um 22 % kleiner ausgefallen sei. Bei den Gurken belaufe sich der Rückgang auf 21 %, bei Paprika sogar auf 25 %. Die Lage ist laut Coexphal so angespannt, dass einige Mitgliedsunternehmen ihre Verpflichtungen gegenüber den Kunden inzwischen kaum noch einhalten können. Die Nachfrage übersteige das Angebot bei weitem, so der Verband.

Auch Folge des Brexit

Derweil bestätigte der Geschäftsführer des Deutschen Fruchthandelsverbandes (DFHV), Dr. Andreas Brügger, gegenüber AGRA-EUROPE auch für Deutschland einen Rückgang des Obst- und Gemüseangebots aus Südeuropa. Die Folgen seien höhere Preise und eine Erweiterung der Einkaufsvorgaben des Handels, etwa was die Produktgröße betreffe. Der Endkunde bekomme die Versorgungsprobleme aber nicht direkt zu spüren. Dass die Lage in Großbritannien angespannter ist, führt Brügger auf den Brexit zurück.

Der Handel mit einem Drittland sei schwieriger als der mit einem EU-Mitgliedsland. Wenn Ware knapp sei, werde daher bevorzugt innerhalb des Binnenmarktes geliefert. Auch der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, rechnet hierzulande nicht mit einem ähnlichen Mangel von Obst und Gemüse wie in Großbritannien. „Die Meldungen von der Insel beweisen den großen Vorteil des EU-Binnenmarktes für die sichere Versorgung mit Lebensmitteln in Deutschland“, betonte Rukwied gegenüber der „Rheinischen Post“. Und dies, obwohl auch Deutschland ein massiver Importeur von Gemüse und Obst vor allem aus Südeuropa sei.
AgE
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