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22.05.2022 | 02:27 | Fleischhandel 

Chinas Fleischimport um ein Drittel gesunken

Peking - Die chinesischen Fleischimporteure haben im ersten Quartal 2022 erwartungsgemäß deutlich weniger Ware am Weltmarkt geordert als in der vergleichbaren Vorjahresperiode.

Fleischimport
Zunehmende Eigenerzeugung und schwächere Nachfrage lassen die Fleischeinfuhren der Volksrepublik im ersten Quartal 2022 um fast 37 Prozent sinken - Bezug von Schweinefleisch bricht um die Hälfte ein - Andere Fleischsorten und Milchprodukte ebenfalls weniger gefragt - Globaler Preisanstieg treibt Importausgaben für Sojabohnen und Getreide in die Höhe - Chinas Agrarexporte wachsen stärker als die Einfuhren. (c) proplanta
Die wachsende Eigenerzeugung und Nachfrageausfälle wegen der strikten Corona-Maßnahmen ließen nicht nur die Einfuhr von Schweinefleisch, sondern auch die der anderen Fleischsorten sinken. Insgesamt führte die Volksrepublik von Januar bis März laut Daten der Zollverwaltung 1,67 Mio t Fleisch einschließlich Nebenerzeugnissen ein; das waren 958.000 t oder 36,5 % weniger als im ersten Quartal 2021.

Die Importausgaben sanken dabei um 1,96 Mrd $ oder umgerechnet 1,88 Mrd Euro auf 6,17 Mrd Euro. Der wertmäßige Rückgang fiel mit 23,2 % geringer als bei der Menge aus, da das Fleisch teilweise teurer eingekauft werden musste. Erste Daten für April bestätigten den Negativtrend bei Chinas Fleischimporten; sie fielen gegenüber dem Vorjahresmonat erneut um 36 % geringer aus. Besonders starke Zurückhaltung übten die chinesischen Importeure beim internationalen Kauf von Schweinefleisch.

Die Bezugsmenge nahm im Vergleich zum ersten Jahresviertel 2021 um gut die Hälfte auf rund 690.000 t ab. Dabei wurde die Einfuhr von frischer und gefrorener Ware um fast zwei Drittel auf nur noch 420.000 t gekürzt; bei den Schlachtnebenerzeugnissen waren die Einbußen geringer. Die in diesem Zeitraum in der Volksrepublik um 14 % gestiegene Eigenerzeugung von Schweinefleisch und die gleichzeitig schwächere Nachfrage waren die Hauptgründe für den geringeren Importbedarf. Diesen bekamen alle wichtigen Anbieter zu spüren.

Die USA meldeten für das erste Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen Rückgang ihrer Schweinefleischexporte nach China von 56 % auf 101.900 t, die Europäische Union für Januar und Februar einen von insgesamt 61 % auf 242.300 t. Laut dem brasilianischen Verband für tierisches Protein (ABPA) gingen die Schweinefleischlieferungen in die Volksrepublik von Januar bis April im Vergleich zur Vorjahresperiode um 35 % auf 118.600 t zurück.

Für 3 Milliarden Euro Rindfleisch gekauft



Auch der Bezug von Rindfleisch wurde von China im Vergleich mit dem ersten Quartal 2021 deutlich eingeschränkt, und zwar um 16 % auf rund 520.000 t. Ein Faktor dürfte hierbei neben dem Corona-Stillstand in einigen Häfen und geschlossenen Restaurants auch der starke Preisanstieg gewesen sein, was sich auch an den Einfuhrausgaben ablesen lässt. Diese legten nämlich, trotz kleinerer Importmenge um fast 14 % auf 3,17 Mrd Euro zu und waren damit mehr als doppelt so hoch wie beim Schweinefleisch. Zudem brachen Chinas Geflügelfleischimporte gegenüber dem ersten Jahresviertel 2021 um 59 % auf 152.800 t ein; die Einfuhr von Schaf und Ziegenfleisch war um 18 % auf 101.300 t rückläufig.

Bei den Veredlungserzeugnissen schwächte sich darüber hinaus auch der Bezug von Milchprodukten ab, und zwar um 11 % auf rund 1 Mio t. Wegen der global gestiegenen Preise mussten die chinesischen Importeure dafür mit 3,81 Mrd Euro aber gut 8 % mehr Geld als im Vorjahreszeitraum bezahlen. Ausgenommen vom Einfuhrrückgang war laut Zollstatistik jedoch Milchpulver mit dem wichtigem Importgut Vollmilchpulver; hier nahm die Bezugsmenge um 2 % auf 520.000 t zu.

Hohe Soja-Rechnung



Bei einigen anderen Warengruppen nahmen die Agrarimporte Chinas im ersten Quartal 2022 ebenfalls zu; höhere Preise ließen die Einfuhrausgaben dabei spürbar anziehen. Insbesondere der Bedarf an Aquaprodukten war größer als in den ersten drei Monaten 2021; die Importe schnellten um fast 45 % auf 940 000 t nach oben, wofür fast 4 Mrd Euro ausgegeben wurden. Zudem wurde im Ausland rund 15 % mehr Obst einschließlich Nüssen gekauft, und der Bezug von Speiseöl legte um fast 6 % zu.

Beim bedeutenden Einfuhrgut Sojabohnen war dagegen ein Rückgang im Vorjahresvergleich von 4 % auf 20,3 Mio t festzustellen; allerdings stieg die betreffende Einfuhrrechnung wegen des Preisanstiegs um fast 21 % auf 11,85 Mrd Euro. Ähnlich sah das bei den Getreideerzeugnissen aus, deren Einfuhrmenge mit 37 Mio t nur knapp unter dem Vorjahresniveau lag, die Einfuhrausgaben jedoch um gut ein Fünftel auf 17,6 Mrd Euro stiegen. Gegenüber dem ersten Quartal 2021 orderte China mit gut 3 Mio t fast 5 % mehr Weizen als im Vorjahreszeitraum; zudem legte der Maisimport um annähernd 6 % auf 7,10 Mio t zu.

Die Einfuhrmenge an Gerste ging dagegen um 28 % auf 1,72 Mio t zurück, was auch auf die prohibitiv wirkenden Strafzöllen für den zuvor wichtigsten Lieferanten Australien zurückzuführen ist. Die Antidumpingzölle Chinas auf australischen Wein bewirkten zudem, dass die Importe in dieser Warengruppe einschließlich Likör insgesamt um 22 % auf 84,1 Mio l fielen.

Exporte im Aufwind



Erstmals seit langem war festzustellen, dass die Exporterlöse Chinas für Agrar- und Ernährungsgüter stärker zulegten als die Importausgaben. Nach Angaben des Zolls beliefen sich die Exporteinnahmen im ersten Quartal 2022 auf 21,0 Mrd Euro; das waren 3,67 Mrd Euro oder 21,1 % mehr als im Vorjahreszeitraum. Dafür sorgten insbesondere deutlich gestiegene Umsätze beim internationalen Verkauf von Aquaprodukten, Obst und Gemüse in Dosen, Tee sowie frischem Gemüse einschließlich Pilzen.

Die Importausgaben insgesamt legten im Betrachtungszeitraum um knapp 2,97 Mrd Euro oder 6,2 % auf 50,66 Mrd Euro zu, vornehmlich wegen der höheren Einfuhrpreise. Weil der Export stärker wuchs als der Import, hat sich das Agraraußenhandelsdefizit Chinas gegenüber dem ersten Quartal 2021 etwas verringert; es nahm um rund 700 Mio Euro oder 2,3 % auf 29,63 Mrd Euro ab.

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,960 Euro
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Chinas Agraraußenhandel
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