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05.08.2012 | 08:00 | Malawis Bauern in Not 

Der Fluch der Baumwolle

Lilongwe - Für Gerevanzio Suluma war die Anbausaison 2011/2012 eine Katastrophe.

Baumwolle
(c) proplanta
Statt wie einst Mais zu pflanzen, setzte er in der Hoffnung auf bessere Einnahmen wie Tausende andere Landwirte in Malawi hauptsächlich auf Baumwolle - mit verheerenden Folgen. «Schauen Sie sich die niedrigen Preise auf dem Markt an!», klagt er. «Schlimmer noch: Wir haben nicht genug Mais angebaut und hungern bereits.» Suluma hat eine sechsköpfige Familie zu ernähren, seine Vorräte schrumpfen.

Im vergangenen Jahr war der Preis für Baumwolle auf den Weltmärkten auf ein Rekordhoch geschossen. Inzwischen hat er sich halbiert. Daran ist teilweise die globale Krise verantwortlich. Für Suluma steht dagegen fest: Schuld sind die Spekulanten.

Händler hätten den Preis für Baumwolle zwischenzeitlich in die Höhe getrieben. Nun sei der Mais an der Reihe: Geschäftemacherei habe den Preis auf das Dreifache steigen lassen. «Es heißt, Ende des Jahres werde ein Sack Mais ein Vermögen kosten», sagt Suluma, der im südlichen Gebiet Balaka lebt.

Malawi gehört zu den ärmsten Staaten der Welt. Dieses Jahr werden mehr als 1,6 Millionen Menschen in dem südostafrikanischen Land auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sein. Das prognostiziert ein Bericht der Regierung. Das wären fast elf Prozent der rund 14 Millionen Einwohner. 2011 brauchten nur rund 200.000 Menschen diese Unterstützung. Das Binnenland ist weitgehend von der Landwirtschaft abhängig. Exportiert werden Tabak, Tee und Baumwolle.

Landwirte, die weiterhin auf Mais gesetzt haben, klagen ebenfalls. «Ich bin ein Maisbauer geblieben, aber der ausbleibende Regen hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Am Ende hatte ich nur ein verdorrtes Feld», sagt Duncan Chikuse. Auch er müsse Mais zukaufen, um seine Familie zu ernähren. Er hofft, dass die Regierung einschreiten und den Familien helfen wird.

Unter den immer wieder von Hungersnöten erschütterten Entwicklungsländern in Afrika galt Malawi vor einigen Jahren als Musterland. Mit - umstrittenen - Subventionen hatte Regierungschef Bingu wa Mutharika von 2005 an die landwirtschaftliche Produktion von Kleinbauern gefördert. Kurze Zeit später exportierte der Staat sogar Nahrungsmittel an die Nachbarländer. Der Internationale Währungsfonds (IMF) verurteilte die Initiative allerdings als zu teuer und schädlich für den Privatsektor.

Der Erfolg hielt nicht lange. Mutharika, der immer autoritärer und wirtschaftlich verantwortungsloser wurde, überwarf sich mit den internationalen Geldgebern. Der Disput ließ die ausländische Hilfe stark zurückgehen. Im April dieses Jahres starb Mutharika. Nach einem politischen Machtkampf wurde Vizepräsident Joyce Banda Staatschef.

Banda gewann die Unterstützung einiger Geberländer und versuchte, seinem Land mit einer Abwertung der Währung neue Spielräume zu verschaffen. Doch damit ist Suluma und den Tausenden anderen Bauern noch nicht wirklich geholfen. Die Regierung müsse einen Weg finden, den von Hunger bedrohten Menschen zu helfen und gleichzeitig in eine produktivere Landwirtschaft zu investieren, meinen viele in Malawi. (dpa)
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