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16.02.2023 | 10:00 | Außenhandel 

Deutsche Exporte nach Russland 2022 halbiert

Wiesbaden - Der russische Angriff auf die Ukraine und die gegen Russland getroffenen Sanktionen haben sich im Jahr 2022 deutlich auf den deutschen Außenhandel ausgewirkt.

Deutsche Exporte nach Russland
Trotz Sanktionen liefern deutsche Unternehmen monatlich Waren im Wert von etwa einer Milliarde Euro nach Russland.(c) proplanta
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, sanken die deutschen Warenexporte nach Russland gegenüber 2021 um 45,2 % auf 14,6 Milliarden Euro. In der Rangfolge der wichtigsten Abnehmerstaaten deutscher Exporte fiel Russland im Vorjahresvergleich von Rang 15 auf Rang 23. Bis in die zweite Jahreshälfte war Russland noch ein wichtiger Energielieferant für Deutschland.

Aufgrund der infolge des Kriegs in der Ukraine stark gestiegenen Preise für die Einfuhr von Energie stiegen die deutschen Importe aus Russland im Jahr 2022 wertmäßig noch um 6,5 % auf 35,3 Milliarden Euro. Die aus Russland importierte Warenmenge ging allerdings um 41,5 % zurück. In der Rangfolge der wichtigsten Warenlieferanten fiel Russland dadurch von Rang 12 auf Rang 14. Ausgebliebene Energieimporte aus Russland wurden zum Teil durch Lieferungen aus anderen osteuropäischen Staaten ausgeglichen, insbesondere aus Kasachstan.

Aufgrund der hohen Preise für Energieimporte und der niedrigeren Warenexporte infolge der Sanktionen verzeichnete der deutsche Außenhandel mit Russland den höchsten Importüberschuss im Handel mit Russland seit 1992, dem Jahr der Gründung der Russischen Föderation. Der Außenhandelssaldo mit Russland lag im Jahr 2022 bei -20,7 Milliarden Euro. Im Jahr 2021 hatte der Saldo aus Exporten und Importen noch bei -6,5 Milliarden Euro gelegen.

Pharmazeutische Erzeugnisse wichtigste Exportgüter im Handel mit Russland

Noch im Jahr 2021 waren Maschinen die wichtigsten deutschen Exportgüter nach Russland. 2022 gingen die Maschinenexporte nach Russland um mehr als die Hälfte (-51,6 %) auf 2,8 Milliarden Euro zurück, die Exporte chemischer Erzeugnisse sanken um 43,3 % auf 1,7 Milliarden Euro. Dagegen stiegen die Exporte pharmazeutischer Erzeugnisse nach Russland aufgrund der gestiegenen Preise um 17,6 % auf 3,1 Milliarden Euro und belegten damit Rang 1 der wichtigsten Exportgüter nach Russland im Jahr 2022.

Erdöl und Erdgas noch wichtigste Importgüter, aber Energieimporte aus Russland sinken weiter

Aufgrund der hohen Einfuhrpreise waren Erdöl und Erdgas im Jahr 2022 mit einem Wert von 18,5 Milliarden Euro (-5,1 % zum Vorjahr) immer noch die wichtigsten Importgüter aus Russland, wenngleich die Erdöl- und Erdgasimporte mengenmäßig um 47,4 % zurückgingen. Während im 1. Quartal 2022 noch Erdöl und Erdgas im Wert von 7,2 Milliarden Euro von Russland nach Deutschland geliefert wurden, sanken die Importe im 2. Quartal auf 5,8 Milliarden Euro, im 3. Quartal auf 3,7 Milliarden Euro und im 4. Quartal 2022 auf 1,8 Milliarden Euro.

Zweitwichtigste Importgüter aus Russland waren Mineralölerzeugnisse, deren Wert sich gegenüber 2021 auf 5,5 Milliarden Euro mehr als verdoppelte (+100,9 %). Mengenmäßig stiegen die Importe von Mineralölerzeugnissen nur um 2,9 %. Danach folgten Importe von Metallen im Wert von 4,5 Milliarden Euro (wertmäßig +0,1 %, mengenmäßig -46,4 %).

Maschinen und Kraftfahrzeuge für 1,3 Milliarden Euro in die Ukraine

In die Ukraine wurden im Jahr 2022 Waren im Wert von 4,8 Milliarden Euro aus Deutschland exportiert und Waren im Wert von 3,1 Milliarden Euro von dort importiert. Das waren exportseitig 11,4 % weniger als im Jahr 2021. Die deutschen Importe aus der Ukraine stiegen dagegen leicht um 1,1 %. Damit fiel die Ukraine in der Rangfolge der wichtigsten Handelspartner exportseitig auf Rang 46 (2021: Rang 40) und importseitig auf Rang 48 (2021: Rang 45).

Wichtigste Exportgüter in die Ukraine waren Maschinen für 690 Millionen Euro (-41,6 %) und Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeugteile im Wert von 612 Millionen Euro (-17,4 %). Aus der Ukraine nach Deutschland importiert wurden im Jahr 2022 hauptsächlich landwirtschaftliche Erzeugnisse im Wert von 697 Millionen Euro (+26,7 %), gefolgt von Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeugteilen für 555 Millionen Euro (+11,7 %) und Nahrungs- und Futtermittel für 309 Millionen Euro (+11,4 %).

Außenhandel mit den GUS-Staaten seit Kriegsbeginn stark gestiegen

In die GUS-Staaten (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, hier: ohne Russland) wurden 2022 Waren im Wert von 7,7 Milliarden Euro aus Deutschland exportiert und Waren im Wert von 9,6 Milliarden Euro von dort importiert. Damit stiegen die Exporte in die GUS-Staaten gegenüber dem Vorjahr um 62,7 % und die Importe aus den GUS-Staaten nach Deutschland um 71,0 %.

Die meisten deutschen Warenexporte in die GUS-Staaten gingen im Jahr 2022 nach Kasachstan (2,8 Milliarden Euro). Die Exporte nach Kasachstan waren damit fast doppelt so hoch wie im Vorjahr (+94,9 %). In der Rangfolge der wichtigsten Empfängerländer deutscher Waren stieg Kasachstan von Rang 62 im Jahr 2021 auf Rang 52 im Jahr 2022. Auch bei den Importen kamen die meisten Waren der GUS-Staaten aus Kasachstan. Die Importe von dort stiegen im Jahr 2022 um 87,6 % auf 6,9 Milliarden Euro. Wichtigste Importgüter aus Kasachstan waren Erdöl und Erdgas im Wert von 6,1 Milliarden Euro (+81,1 % zum Vorjahr).

Besonders hohe Steigerungsraten bei den Exporten in die GUS-Staaten wiesen Kirgisistan (+561,0 % auf 323 Millionen Euro), Armenien (+165,7 % auf 476 Millionen Euro) und Usbekistan (+129,7 % auf 1,3 Milliarden Euro) aus.

Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeugteile wichtigste Exportgüter in die GUS-Staaten

Aus Deutschland in die GUS-Staaten exportiert wurden 2022 hauptsächlich Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeugteile, deren Wert sich gegenüber dem Vorjahr auf 1,9 Milliarden Euro mehr als verdreifachte (+206,2 %), Maschinen für 1,4 Milliarden Euro (+15,6 %) und sonstige Fahrzeuge (insbesondere Flugzeuge) für 0,8 Milliarden Euro (+244,4 %).

Die Exporte von Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeugteilen in die GUS-Staaten gingen 2022 mit einem Wert von 659 Millionen Euro zu einem Großteil nach Belarus. Wertmäßig stiegen die Kraftfahrzeugexporte dorthin um 131,5 %, mengenmäßig dagegen nur um 19,5 %. Weitere wichtige Zielstaaten deutscher Kraftfahrzeugexporte waren Kasachstan mit Exporten in Höhe von 520 Millionen Euro (Wert: +507,4 %, Menge: +192,5 %) und Kirgisistan mit einem Wert von 175 Millionen Euro (Wert: +3 961,0 %, Menge: +615,9 %).

Wichtigster Abnehmer für deutsche Maschinen unter den GUS-Staaten war Kasachstan. Dorthin gingen Maschinen im Wert von 649 Millionen Euro (Wert: +67,9 %, Menge: +24,5 %). Danach folgten Usbekistan mit 277 Millionen Euro (Wert: +50,7 %, Menge: +36,3 %) und Belarus mit 131 Millionen Euro (Wert: -67,0 %, Menge: -65,5 %). Die sonstigen Fahrzeuge (insbesondere Flugzeuge) gingen nach Usbekistan (492 Millionen Euro) und Kasachstan (282 Millionen Euro).

Erdöl, Erdgas und Metalle wichtigste Importgüter aus den GUS-Staaten

Die Entwicklung der Importe aus den GUS-Staaten im Jahr 2022 zeigen, dass ausgebliebene Energielieferungen aus Russland zum Teil durch Lieferungen aus anderen GUS-Staaten kompensiert wurden. Zusätzliche Energielieferungen kamen vor allem aus Kasachstan.

Erdöl und Erdgas waren im Jahr 2022 mit einem Wert von 7,8 Milliarden Euro (Wert: +93,1 %, Menge: +17,1 %) die wichtigsten Importgüter aus den GUS-Staaten. Damit machten Erdöl- und Erdgasimporte 81,2 % aller Importe aus den GUS-Staaten aus. Allein aus Kasachstan kamen Energieimporte mit einem Wert von 6,1 Milliarden Euro (Wert: +81,1 %, Menge: +9,8 %).

Ein weiterer wichtiger Energielieferant innerhalb der GUS war Aserbaidschan mit 1,7 Milliarden Euro (Wert: +148,8 %, Menge: +51,9 %). Weitere wichtige Importgüter aus den GUS-Staaten waren Metalle für 0,6 Milliarden Euro (Wert: +59,2 %, Menge: -46,2 %). Metalle wurden hauptsächlich aus Kasachstan (0,4 Milliarden Euro) und Armenien (0,1 Milliarden Euro) importiert.

Methodischer Hinweis:
Der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) haben sich verschiedene Nachfolgestaaten der Sowjetunion zusammengeschlossen. Im Jahr 2022 gehörten Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Kasachstan, Kirgisistan, Moldau, Russland, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan zur GUS. Als „GUS-Staaten“ werden in dieser Pressemitteilung die GUS-Mitgliedstaaten ohne Russland bezeichnet.
Destatis
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