Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
14.05.2023 | 00:05 | Fleischproduktion 

Deutsche Fleischwirtschaft im Gegenwind

Hamburg - Die deutschen Fleisch- und Wursthersteller spüren gegenwärtig viel Gegenwind und müssen eine ganze Reihe von Herausforderungen meistern.

Fleischmarkt
Sinkende Tierbestände machen hiesigen Fleischproduzenten zu schaffen - Bestandsschwund bei Schweinen auch Folge unzureichender Agrarpolitik - Kostenbelastung für Unternehmen der Fleischwirtschaft immer noch hoch - Branche leidet unter sinkender Fleischnachfrage im Inland - Ausfuhr in Drittländer 2022 ebenfalls rückläufig - ASP ist Hemmschuh für Schweinefleischexport. (c) proplanta
Wie der Verband der Fleischwirtschaft (VDF) und der Bundesverband Deutscher Wurst- und Schinkenproduzenten (BVWS) am Donnerstag (11.5.) anlässlich ihrer gemeinsamen Jahrestagung in Hamburg mitteilten, sind die sinkenden Tierbestände bei Schweinen und Rindern ein großes Problem. Dies sei ‑ insbesondere bei den Schweinen ‑ auch auf die aktuelle Agrarpolitik der Bundesregierung zurückzuführen, kritisierten die Verbände.

Für die Schlachtbetriebe bedeute dies ein geringeres Schlachttieraufkommen und notwendige Anpassungen bei den Kapazitäten. Gleichzeitig stiegen in allen Stufen der Vermarktungskette die wirtschaftlichen Belastungen durch die Energiekrise sowie hohe Preise und Löhne. Mit großer Sorge sehen die Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe die absehbaren Folgen der verschiedenen nationalen gesetzlichen Regelungen, die gegenwärtig in Deutschland diskutiert werden.

„Die geplanten nationalen Alleingänge in der Gesetzgebung der Ampelkoalition erschweren den Zugang zum europäischen Markt, der für die Unternehmen und Beschäftigten der Branche von großer Bedeutung ist“, betonten VDF und BVWS. Zu schaffen mache der Fleischbranche auch der rückläufige Fleischverbrauch.

Aktuell gebe es eine spürbare Kaufzurückhaltung wegen der Inflation, berichteten beide Verbände. Aber auch langfristig nehme der Fleischverzehr ab. Allein im vergangenen Jahr sei dieser durchschnittlich um 4,2 kg auf 52,0 kg je Kopf gesunken, bei Schweinefleisch innerhalb einer Dekade um rund 10 kg auf zuletzt 29,0 kg. Dazu trage auch die „massive Negativberichterstattung über die angeblich schädlichen Auswirkungen der Fleischproduktion auf die Umwelt, insbesondere die Treibhausgasemissionen“ bei, monierten die Branchenverbände.

Fleischerzeugung stark gesunken



Die Fleischproduktion in Deutschland ist 2022 gegenüber dem Vorjahr nach Angaben der Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft (BLE) insgesamt um 645.000 t oder 7,9 % auf 7,56 Mio t gesunken, so stark wie noch nie seit der Wiedervereinigung Deutschlands. Besonders deutlich ging die Erzeugung aufgrund des kleinen Schlachtviehangebots bei Schweinefleisch zurück, und zwar um 9,8 % auf knapp 4,46 Mio t.

Bei Rind- und Kalbfleisch nahm die Fleischproduktion um 8,2 % auf 991.800 t ab, bei Geflügelfleisch um 2,9 % auf 1,56 Mio t. Ein Lichtblick war den Fleischverbänden zufolge, dass nach schwierigen Pandemiejahren die deutschen Wurstproduzenten ihre Produktion gegenüber 2021 wieder leicht um 1,9 % auf 1,40 Mio t steigern konnten. Aufgrund der höheren Preise nahm der Erlös aus dem Wurstverkauf ohne Schinken um 16,5 % auf 8,5 Mrd Euro zu.

Auslandsabsatz wichtig für Wertschöpfung



Erneut schwierig gestaltete sich 2022 für die deutsche Fleischwirtschaft der Export. Die Ausfuhrmenge an Fleisch und Fleischwaren ging gegenüber dem Vorjahr insgesamt um 6,2 % auf 3,3 Mio t zurück. Die Preisentwicklung ließ die Erlöse jedoch um 16,7 % auf fast 10 Mrd Euro steigen. Aufgrund der anhaltenden Probleme mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) und bestehenden Einfuhrverboten war der Drittlandsexport von Schweinefleisch um ein Drittel rückläufig, nachdem er sich ein Jahr zuvor schon halbiert hatte.

Laut VDF und BVWS hängt die zukünftige Entwicklung der deutschen Fleischexporte wegen der hohen Bedeutung des Schweinefleischs vom Erfolg der ASP-Bekämpfung und insbesondere von erfolgreichen Regionalisierungsabkommen mit Drittstaaten ab. Diese müssten vom Bundeslandwirtschaftsministerium mit Nachdruck geführt werden, wobei der VDF gerne helfe, Marktöffnungen zu erreichen.

Offene Auslandsmärkte seien für die Absatzsicherung der deutschen Fleischwirtschaft von existenzieller Bedeutung, da für gewisse Teilstücke nur im Drittland eine Wertschöpfung erzielt werden könne.
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Schweinefleischexport: Vion stößt in US-Versorgungslücke

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Ukraine: Krieg schwächt die Fleischbranche

 Haushalte kaufen Fleisch am häufigsten beim Discounter

 Niedrigste Fleischproduktion in EU seit der Jahrtausendwende

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken