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23.05.2019 | 07:45 | Entsorgungsproblem 
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Deutschland erstickt im Klärschlamm

Würzburg - Im gesamten Bundesgebiet suchen Klärwerke nach Lösungen. 1,7 Millionen Tonnen des Schlamms fallen in Deutschland laut Statistischem Bundesamt jährlich an.

Klärschlamm Entsorgung
Die Toilettenspülung betätigt, ab in die Kläranlage und fertig. Doch was dann? Was bei den meisten Menschen kaum einen Gedanken verursacht, bereitet Kläranlagen-Betreibern Kopfschmerzen. Sie werden den Klärschlamm nicht mehr los. Bisher wurden mit dem Klärschlamm Tagebaugruben verfüllt. Doch ein neues Klärschlamm- und Düngerecht erschwert das seit 2017. Auch die Alternative, den Schlamm auf Äckern auszubringen, ist rechtlich kaum mehr möglich. Die Schadstoffe könnten zu hoch sein. Die Preise für die Entsorgung sind explodiert. Vor vier Jahren waren es noch ca. 60 Euro pro Tonne, jetzt sind es 170 Euro. (c) proplanta
Die Entsorgung beziehungsweise Verwertung auf oder im Boden hat sich innerhalb von zehn Jahren halbiert, der verbrannte Anteil ist um 20 Prozentpunkte gestiegen. Doch die Kapazitätsgrenzen für die Verbrennung sind offenbar vielerorts erreicht, sogar von «Entsorgungsnotständen» ist die Rede.

Bei einem Branchentreffen im bayerischen Würzburg haben sich jüngst etwa 550 Behördenvertreter, Ingenieure und Unternehmer ausgetauscht. Die sogenannten Klärschlammtage werden von der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) veranstaltet. Angesichts der aktuellen drängenden Probleme ist diese Tagung nach DWA-Angaben zu einem größeren Branchentreffen geworden.

Auch ein Verkauf ins Ausland wird diskutiert. Darüber hat Martin Michel ebenfalls nachgedacht. Könnten Urangruben in Tschechien eine Möglichkeit sein? «Aber wir haben die Idee rasch verworfen», sagt er.

Die Genehmigung sei sehr aufwendig, und das Klärwerk hätte weiter gehaftet. «Wenn sich in Tschechien die Gesetze ändern oder die Partner dort nicht sauber arbeiten, kriegen wir das Zeug eventuell wieder zurück», sagt der Werksleiter. Das war ihm zu heikel.

Was des einen Leid ist des anderen Freud: Unternehmen, die Verbrennungsanlagen und Entwässerungstechnik herstellen, erleben ein Auftragshoch. Einige bisher branchenfremde Unternehmen sehen neue Geschäftsfelder. Auf dem Branchentreffen wird von 25 geplanten neuen Monoverbrennungsanlagen gesprochen - das wäre mehr als eine Verdopplung zum aktuellen Stand. Manche Experten warnen schon vor möglichen Überkapazitäten, zumindest in einigen Regionen.

Nicht nur Verbrennungsanlagen sind gefragt: Bei der Tagung werben Dutzende Aussteller für «intelligente Klärschlammtrocknung» oder «optimale Schlammentwässerung». Möglichst viel entwässern ist für Kläranlagen wichtiger geworden. Denn Klärschlamm wird nach Tonne gezahlt. Je weniger Wasser, desto geringer das Gewicht und die Kosten. Zudem ist für die Verbrennung oft eine stärkere Trocknung nötig als bisher für die Landwirtschaft.

Im Winterhausener Klärwerk durchwühlen den Klärschlamm «kleine Roboterschweine» - wie Leiter Michel sie nennt. Sie brechen die Oberfläche auf, damit mehr Wasserdampf entweichen kann. Für die Zukunft hofft Michel auf eine gemeinsame kommunale Lösung: Das Würzburger Müllheizkraftwerk soll eine Monoverbrennungsanlage errichten. Der zuständige Geschäftsleiter des Kraftwerks, Alexander Kutscher, ist nicht abgeneigt. Das Interesse der Kommunen sei riesig. Doch bisher produzierten Anlagenbauer vor allem für Millionenstädte. «Daher habe ich auch Erwartungen an die Anlagenbauer», sagt Kutscher.

In anderen Gemeinden ist man einen Schritt weiter und würde gerne bauen, doch die Bürger und Parteien begehren auf - aus Angst vor Schadstoffen. So zumindest im bayerischen Straubing. Wenn Europa am Sonntag wählt, stimmt Straubing per Bürgerentscheid auch über eine geplante größere Monoverbrennungsanlage ab - und damit über die Hoffnung einiger Klärwerksbetreiber.
dpa
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Kommentare 
Biogas nein danke schrieb am 31.05.2019 18:34 Uhrzustimmen(0) widersprechen(0)
Wenn du bis zum Hals in der Scheiße steckst ,
lass den Kopf nicht hängen.
agricola pro agricolas schrieb am 23.05.2019 09:44 Uhrzustimmen(11) widersprechen(0)
Stellt es eine journalistische Meisterleistung dar, wenn man die Tatsachen verdreht?

Den Prügelknaben BAUER haben unsere Wasserwerker aus seiner Position innerhalb einer sinnvollen Wertschöpfungskette wollentlich hinausgedrängt, ganz sicher aber nicht zum Nutzen der Natur. Gerade die von uns Bauern massiv eingeforderte Nachhaltigkeit wird damit in einer Art und Weise torpediert, jäh unterbrochen, wo selbst die EU als Erfüllungsgehilfe in der Nitratproblematik herangezogen wird.

Man kehrt dabei allerdings doch recht verlogen unter den Teppich des Schweigens, dass hauptsächlich unsere kleinen Kommunen in einem gigantischen Entsorgungsproblem förmlichst zu ersticken drohen, man damit einen ungeahnten Kostenblock aus den dortigen Kläranlagen förmlichst hat herausschießen lassen. Die aus den Reihen von Bürgern ins Gremium gewählten Vertreter sind in dieser Problematik schlichtweg haltlos überfordert.

Wir sind nun also in Zeiten jener „Veredelung“ von Klärschlamm gestrandet, wo gegenwärtig der einstige Düngewert von wenigen Euro pro Tonne auf dem Acker eine gigantische Wertsteigerung auf sagenhafte 800,00 Euronen/t erfahren durfte, systematisch abgreifbar von einigen wenigen „abpressenden“ Protagonisten, die sich damit ihren „Millionen-Riechkolben“ vergolden dürfen. - Ein Ende dieser Fahnenstange ist noch nicht glaubhaft erkennbar, heute nicht, schon gar nicht in einer schlau querdenkenden Sichtweise künftiger unvermeidbar(?) weitreichender Konsequenzen.

Ohne im übrigen unserem Klima Gutes zu tun. Ein solcher, obig kurz angerissener Verbrennungsprozess stellt eine CO2-Belastung“ par excellence dar, missbräuchlich blumig untermalt mittels verbaler Schönfärberei einer „thermischen Verwertung“.

An dem realen, recht profanen Sachverhalt ändert sich allerdings nichts, dass die menschlichen Exkremente für unsere Pflanzenwelt positiv wirken. PUNKT!

Legt den Bürgern ehrlich, glaubhaft, insbesondere transparent offen, was eine solche Beamtenwillkür an Kapital (Bürgergeld!) verschlingt, ein äußerst fresswütiger Euronen-Killer auf der Lauer liegt, der unseren Gemeinden künftig in den jeweiligen Haushaltsetat spuckt. Das Wasser, das sich aus dem Klärschlamm aufwendig verflüchtigt, besitzt auch keine Trinkwasserqualitäten, es wachsen die nächsten grauen Haare, während sich auserwählte Protagonisten wiederum verzückt schmunzelnd schon die Hände zu reiben wissen.

... Die Ausgestaltung eines zeitgemäß situationsangepasst einzufordernden Umweltschutzes präsentiert sich SO jedenfalls nicht!

Das fatale an diesen Schreibtisch-Weisheiten allerdings ist, dass niemand wirklich verinnerlicht zu haben scheint, wie endlich unser für jedwedes Leben unverzichtbare Phosphat tatsächlich ist. Man kann nur noch den Kopf schütteln, dass genau diese Phosphatausfällung seitens eines aggressiv wiehernden Amtschimmels gewollt ist, einer allmächtigen Entscheidungsgewalt solcher irrwitzigen Prozesse der Weg bereitet wurde, wo im Nachgang zu keinem Zeitpunkt greifbar jemand zur Verantwortung herangezogen werden könnte, da ohnedies bestens getarnt im Dschungel unsäglicher Verordnungen und Erlasse, die unsere Menschheit niemals gebraucht hätte. - Unangreifbare Schreibtisch-Entscheidungen im Hier und Heute, Zukunft beginnt ja aber auch erst morgen bzw. übermorgen!!!

Wie noch war diese traurige Plastikmüll-Story, wo deutscher Unrat enttarnt heute in Malaysia im Meer verklappt wird, nachdem China selbige Dienste verweigert!? Selbst an den tiefsten Stellen unserer Weltmeere -in um die 10.000 Meter Tiefe- sind diese beängstigenden Zeitzeugnisse „ewiger“ Hinterlassenschaften unserer heute unersättlichen Wohlstandskulturen schon vorzufinden. Weit schlimmer noch, verspüren wir selbst dahingehend unsere Mitschuld, wo wir alle ja in unseren Haushalten „vorschriftsmäßig“ brav separiert, gesammelt und entsorgt haben!? - Und hernach...!?
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