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30.03.2017 | 08:49 | Pflanzenschutzmittel-Zulassung 
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Diskussion um Pflanzenschutz muss wieder sachlich werden

Berlin - Mit Nachdruck fordert der Bundesverband der Agrargewerblichen Wirtschaft e.V. (BVA), Berlin, bei der Neu- und Wiederzulassung von Pflanzenschutzmitteln Entscheidungen ausschließlich auf wissenschaftlich begründeter Basis.

Pflanzenschutzmittel-Einsatz
Politik muss wissenschaftliche Prüfungsverfahren anerkennen. (c) proplanta
„Alle Beteiligten müssen sich zu den gültigen wissenschaftlichen Prüfungsverfahren bekennen", betont BVA-Präsident Rainer Schuler anlässlich der Jahrespressekonferenz am Dienstag in Berlin. Dies müsse auch für den Wirkstoff Glyphosat gelten, betont der BVA-Präsident.

ie Europäische Chemikalienagentur (ECHA) habe nach einer umfangreichen Prüfung festgestellt, dass Glyphosat nicht zu den krebserregenden Stoffen gehört. Von den politisch Verantwortlichen in Brüssel und Berlin fordert des BVA nun die bis zum Jahresende geltende vorübergehende Zulassung von Glyphosat zu verlängern.

Pauschale Senkung der Pflanzenschutzanwendung gefährdet Ertrags- und Qualitätssicherheit



Der BVA begrüßt ausdrücklich die Bemühungen, Risiken zu reduzieren, die mit der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln verbunden sind. Forderungen nach einem generellen Verzicht oder einer pauschalen Verringerung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes gefährden jedoch die Ertragssicherheit und die Qualität der Agrar-Produkte.

Mit jährlichen Getreideexporten von 6 bis 8 Mio. t sichert die hiesige Produktion die Ernährung von mindestens 60 bis 80 Mio weiteren Menschen in den klimatisch weniger privilegierten Ländern des Nahen Ostens und Afrikas. „Die hohen Erträge, die in Deutschland bei konventionell erzeugtem Getreide erzielt werden, sind ohne Pflanzenschutz nicht möglich", stellt der BVA Präsident fest.

Von dem in Deutschland praktizierten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln geht für die Verbraucher keine Gefahr aus. Die allermeisten der heute in Deutschland zugelassenen Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe sind keiner Giftklasse zugeordnet, so Schuler, das heißt, sie sind weniger giftig als Kochsalz. Dass in Lebensmitteln Rückstände von Pflanzenschutzmitteln gefunden werden, ist angesichts der immer besseren Analysemethoden keine Überraschung.

„Die äußerst geringen Nachweisgrenzen im Nanogramm-Bereich entsprechen einem Stück Würfelzucker im Bodensee", verdeutlicht der BVA-Präsident. Die gesetzlichen Grenzwerte für Pflanzenschutzmittel-Rückstände beinhalten einen Sicherheitsfaktor von 100. Deshalb sind in der Regel auch die im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung festgestellten 1,3 Prozent Grenzwertüberschreitungen keine Gefahr für die Gesundheit der Konsumenten.

Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nach geltenden Regeln macht Lebensmittel sicherer



„Natürlich vorkommende Gifte wie Mykotoxine sind für den Verbraucher ein viel größeres Risiko", warnt Schuler. Fusarium-befallenes Getreide kann Pilzgifte entwickeln, die zu erheblichen Organschäden, Krebs, Entwicklungsverzögerungen bei Kindern und hormonellen Veränderungen führen können. Solche Gesundheitsschäden werden jedes Jahr weltweit, besonders in den weniger entwickelten Ländern in erheblichem Umfang dokumentiert.

Als wirksamste Methode zur Vermeidung des Befalls von Getreide mit Fusarienpilzen hat sich gerade der Einsatz von Fungiziden erwiesen. Diese können den Fusariumbefall so einschränken, dass die Belastung mit Pilzgiften um eine 10er-Potenz reduziert wird. „Der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln nach den Regeln der guten fachlichen Praxis macht unsere Nahrungsmittel sicherer", stellt der BVA-Präsident fest.

Leitlinien des Integrierten Pflanzenschutzes anwenden



Intentionen zur pauschalen Mengenreduktion bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln lehnt der BVA kategorisch ab, da dieser Ansatz weder mit der guten fachlichen Praxis noch mit den Grundsätzen des Integrierten Pflanzenschutzes vereinbar ist. Vielmehr sollten die Leitlinien des Integrierten Pflanzenschutzes genutzt werden, um bei den Anwendern eine weitere Sensibilisierung bezüglich der Risikominimierung sowie eine weitere Verbesserung der Sachkunde zu erreichen.

Forderungen des BVA



1. Im Interesse eines Verbraucher- und Umweltschutzes, der die Bereitstellung qualitativ hochwertiger heimischer Lebensmittel zu erschwinglichen Preisen nicht gefährdet, müssen ideologische Fronten aufgebrochen und ein konstruktiver, konsensorientierter Dialog der unterschiedlichen Interessengruppen geführt werden. Als Plattform bietet sich hierfür das Forum zum Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutz an.

2. Um Risiken weiter zu reduzieren, die mit der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln verbunden sind, muss das Beratungsangebot ausgebaut und die Fortbildungen zum Pflanzenschutz zielgruppenspezifisch gestaltet werden.

3. Bei agrarpolitischen Anpassungen darf es keine nationalen Alleingänge geben, da diese unweigerlich zu akuten Wettbewerbsverzerrungen führen.

4. Insgesamt muss die Kommunikation zwischen Agribusiness, Verbrauchern, Wissenschaft und Politik besser gestaltet und der Wissenstransfer ausgebaut werden.
bva
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Kommentare 
cource schrieb am 01.04.2017 08:50 Uhrzustimmen(18) widersprechen(17)
wenn man vordergründig versucht etwas zu verharmlosen, kann man davon ausgehen, dass die kacke kräftig am dampfen ist---die entscheider/machthaber ernähren sich von teuersten bioprodukten und die lohnsklaven/bauern sollen das risiko eingehen eventuell doch von dem chemiecocktail - das zusammen wirken der verschiedenen giftstoffe - vorzeitig hops zu gehen, das hat nichts mehr mit demokratie zu tun das ist 100% profitgesteuerte politik
agricola pro agricolas schrieb am 30.03.2017 10:57 Uhrzustimmen(94) widersprechen(39)
FORDERUNGEN des BVA, Zitat Ziff. 4: „Insgesamt muss die Kommunikation zwischen Agribusiness, Verbrauchern, Wissenschaft und Politik besser gestaltet und der Wissenstransfer ausgebaut werden.“ - DIE BAUERN SIND HIER AUSSEN VOR, was zunächst nicht außergewöhnlich ist, wo diese Lemminge, sofern noch verfügbar, schlichtweg undiskutierbar „systemkompatibel“ zu funktionieren haben!!! - PUNKT // Welch perfide Arroganz gegenüber dieser allerdings durchweg eingepreisten Spezies von „Zahlemann & Söhnen“!?
agricola pro agricolas schrieb am 30.03.2017 09:17 Uhrzustimmen(110) widersprechen(31)
„Die Skepsis an DIESER Manager-Moral ist das Entscheidende!“ (frei nach Nietzsche)****Eine äußerst faszinierende Sicht der Dinge, durch welche rosarote Brille auch immer: Die hiesige LW exportiert im Verhältnis 1:1 demnach in der Größenordnung der Einwohnerzahl der BRD, um hungrige Münder andererorten zu stillen. Wenn man hier toppend um das EINE DRITTEL Wegwerfpotential erhöhen könnte, das KEINEN KONSUMENTEN weltweit je erreicht, so könnte man diese Selbstbeweihräucherung zumindest in Ansätzen würdigen wollen. Welche umtriebig gelebte Scheinheiligkeit eines solchen Verbandes, dem eine Vielzahl von Bauern blindgläubig treudoof Folge leisten!? Dieser abgedroschene Vergleich, mittels bildlicher Plattitüden von dem einen Stückchen Würfelzucker im Bodensee Risiken verallgemeinernd versinnbildlichen und völlig relativieren zu wollen!? Werte Officeschuhträger in den bestens klimatisierten Manageretagen, ihr müsst raus auf‘s Feld, von Rapsfeld zu Rapsfeld pilgern. Mit welchen Mengen an Insektiziden würden jene aktuell kontaminiert bei eben solchen Bestandeskontrollen mit der verbandsseits verpflichtend eingeforderten „guten fachlichen Praxis“ nach obigem Gusto!? Zielsetzung einzig „billig - weitaus billiger - superbillig“, wo man selbst vollumfänglich die Margen einer solchen Wertschöpfung zu verfrühstücken gedenkt. Die plakativen Horrorszenarien um die Fusarium-Problematik runden hier aufschreckend vortrefflich ab, welche im übrigen bestens, selbstredend, mit Fungiziden, der teuersten Chemiekeule schlechthin im Ackerbau, behandelt werden können. Die der heimischen Landwirtschaft gnadenlos aufoktroyierten Qualilitäsparameter vermehrt ausufernder Willkürlichkeiten, wo die jeweiligen Parameter zwischenzeitlich preisdrückend für die Bauernlemminge schon förmlichst aus der Luft gesaugt werden, züchten allerdings förmlichst infolge eines derart überzogenen Anspruchsdenkens diese unleidige Fusariumproblematik systematisch hera; von der Agro-Industrie beratend sozusagen hausgemachte Problemchen, den man gerne zu Leibe rückt!? Alternativlose Gedankenkonstrukte! - WIRKLICH alternativlos!? // Dürften die Bauern u.a. Mischkulturen anbauen -eine Anbaustrategie der guten fachlichen Praxis im übrigen, die noch unsere Altvorderen erfolgreich im Einklang mit unserer Mutter Natur verfolgten- könnte der ausufernden Mykosebelastung sehr schnell ein Schnippchen geschlagen werden mit der Zielsetzung, die Pilzbelastung auf ein Mindestmaß zu reduzieren, welche im übrigen im Sinne eines gesunden Naturhaushaltes nicht vollkommen fehl am Platze ist. // Mit nicht einem einzigen Wort erwähnt man den nicht selten sträflichst vernachlässigten Anwenderschutz. Parkinson z.B. ist in Frankreich als Berufskrankheit der Bauern längst anerkannt. Unter den malignen Erkrankungen steht das NON-HODGKIN-LYMPHOM bereits äußerst kritisch dahingehend in der Diskussion. Nur kurz angerissen! Bevor die Gebläsespritzen aufkamen, gab es unendlich viele Winzer, die mit den sogenannten „Weinknöchelchen“ das Zeitliche segnen durften. Heute sucht man dieselben allerdings wohl vergeblich... // In oberster Prämisse elitärer Ausschließlichkeiten bleibt man demnach dem agrarpolitischen Grundsatz, einem durchgängigen „Leitfaden“ treu: LEBENSMITTEL, unser aller unverzichtbaren Mittel jeglichen Lebens, müssen gerade in den dekadenten westlichen Wohlstandshochburgen SPOTTBILLIG den HÖCHSTEN QUALITÄTSANSPRÜCHEN genügen; dafür pressen wir der Natur irrwitzig vollkommen entkoppelt immer höhere Getreide- und Fleischberge ab, erzeugen ausladend immer tiefere Milchseen, damit der Rubel für eine eng definierte Gruppierung verbindlich rollt. Dieser leidenschaftlich eingeforderte Persilschein für einen ungezügelten Raubbau an der Natur wird an Grenzen stoßen, wir erleben doch bereits die Vorzeichen einer Wehrhaftigkeit unserer Ökosysteme. Darf man selbige mit von Dollarzeichen erheblich eingeschränkter Sichtweise vollkommen ignorieren!? Die wohl kaum zu stoppende, extrem verhängnisvolle Konstellation, dass die familiengeführte Landwirtschaft innerhalb deutscher/europäischer Grenzen rasant vor die Hunde geht, die Bauern todbringend von ihren selbst geschaffenen Getreide- und Fleischbergen stürzen, in den Michseen ertrinken, mag man vielleicht nicht mehr thematisieren; dafür hat unsere Wohlstandsgesellschaft tatsächlich jegliches Feingespür bereits verloren. Vollkommen vernachlässigbar jene kaum mehr 2%, die die heimischen Teller NOCH füllen helfen; ...ja, und Lebensmittel wachsen sowieso in den Regalsystemen der heiligen Discounterhallen . Insofern sind Agrarindustrie-Manager vom Genre eines Herrn Schuler und seinen „hochintellektuell befähigten Mitstreitern“ argumentativ dato vielleicht im Vorteil, maßt man sich doch an, die Interessenslage der weitaus gewichtigeren 98% unserer Gesellschaft im Blick zu behalten....! NOCH funktioniert diese vorwiegend im Interesse der eigenen Renditen motivierte Darlegung einer allerdings erheblich agroindustriell eingeschränkten Sicht der Dinge, NOCH.....!!!
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