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25.11.2018 | 14:02 | Einkommensentwicklung 

Einkommen der Landwirtschaftsbetriebe auf niedrigem Niveau stabil

Berlin - Die Einkommen der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe in Deutschland haben im Wirtschaftsjahr 2017/18 im Durchschnitt aller Höfe und Regionen zugelegt beziehungsweise sich auf niedrigem Niveau stabilisiert.

Einkommen Agrarbetriebe
Gewinne lagen im Wirtschaftsjahr 2017/18 zwischen 60.000 Euro und 70.000 Euro. (c) proplanta
Das berichtete der Verband der Landwirtschaftskammern (VLK) am Montag (19.11.) in Berlin mit Verweis auf seine Auswertung von Buchführungsdaten. Erreicht wurden demnach Gewinne auf einem „auffallend einheitlichen Niveau“ zwischen 60.000 Euro und 70.000 Euro. Damit hätten die Unternehmensergebnisse über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre gelegen. Dabei habe die Bandbreite des Wachstums - abgesehen von regionalen Besonderheiten - von 8 % in Nordrhein-Westfalen bis 31 % in Schleswig-Holstein gereicht, erklärte der VLK.

Allerdings hätten die Gewinne in allen Betriebszweigen noch immer nicht ausgereicht, um die eingesetzten Produktionsfaktoren Boden, Kapital und Arbeit vollständig zu entlohnen. Die durchschnittliche Nettorentabilität beziffert der Verband auf zwischen 86% in Rheinland- Pfalz und 98 % im Saarland.

Wie der VLK mit Blick auf die einzelnen Betriebszweige resümierte, zog vor allem die Milchproduktion den Durchschnittsgewinn nach oben. So habe es im Futterbau einen beachtlichen Einkommenszuwachs gegeben, was der Verband mit insgesamt höheren Milchpreisen und gestiegenen Notierungen für Rindfleisch begründet. Dagegen seien die Gewinne der Schweinehalter wegen mangelnder Absatzmöglichkeiten für Schweinefleisch geschrumpft. Unterdessen habe die überwiegend mäßige Ernte in Verbindung mit unbefriedigenden Preisen für Marktfrüchte einer Aufwärtsbewegung im Ackerbau deutliche Grenzen gesetzt.

Durchwachsene Ernte

Die Getreideerträge präsentierten sich im Erntejahr 2017 uneinheitlich. Die regionalen Wetterkapriolen mit zum Teil verheerenden Starkregenereignissen sorgten mancherorts für nicht zu beerntende Flächen. In Niedersachsen und Rheinland-Pfalz gaben die Erträge um 1 % beziehungsweise 3 % nach. In Nordrhein-Westfalen, im Saarland und in Schleswig-Holstein nahmen die Getreideerträge indessen zu, und zwar um 1 % beziehungsweise um 3 % und 6 %. Im Nord-Süd-Gefälle der Kammerländer rangierten die Ernten zwischen 57 dt/ha im Saarland und 80 dt/ha in Schleswig-Holstein.

Ähnlich heterogen fiel die Ernte beim Winterraps aus. Gegenüber der Ernte 2016 blieben die Naturalerträge in Niedersachsen um 9 % zurück und in Nordrhein-Westfalen um 4 %. In Rheinland-Pfalz, Saarland und Schleswig-Holstein konnten sich die Landwirte dagegen über Ertragszuwächse von 2 % sowie um 7 % und 19 % freuen. Die Ernteerträge erreichten ein Niveau zwischen 34 dt/ha in Niedersachsen und 36 dt/ha in Rheinland-Pfalz. In Niedersachsen, in dem 50 % der bundesdeutschen Kartoffeln wachsen, gaben die Erträge um 4 % und damit geringfügig nach. Demgegenüber erhöhten sich die Erträge in Schleswig-Holstein um 6 %, in Nordrhein-Westfalen um 14% und in Rheinland-Pfalz um 36 %. Dabei reichte die Ertragsspanne von 361 dt/ha in Schleswig-Holstein bis 506 dt/ha in Nordrhein-Westfalen.

Bei den Zuckerrüben konnte lediglich Niedersachsen den Vorjahresertrag mit einem Minus von 4 % nicht ganz erreichen. Überwiegend waren die Ernten besser als im Wirtschaftsjahr 2016/17. Die Zuwachsraten schwankten von 2 % in Schleswig-Holstein und 14 % in Nordrhein-Westfalen. Die Erträge erreichten 735 dt/ha in Schleswig-Holstein und 859 dt/ha in Rheinland-Pfalz. Der Zuckeranteil entsprach mit 17 % bis 18 % den Erwartungen.

Gutes Grundfutter war rar

Kühles, trockenes Wetter im Frühjahr 2017 bremste das Wachstum auf dem Grünland. Etliche viehhaltende Betriebe konnten bis dahin nur unzureichende Grundfuttermengen bergen. Dann schlug das Wetter um. Anhaltende Regenfälle in Norddeutschland machten zahlreiche Flächen unbefahrbar, so dass die Landwirte vielerorts den Aufwuchs letztlich abschreiben mussten. Die fortgesetzte Nässe sorgte für massive Probleme bei der Konservierung und damit für Qualitätsmängel. Im Südwesten der Republik bewegten sich die Aufwuchsmengen auf zufriedenstellendem Niveau. Die Energiegehalte beim Silomais befanden sich überwiegend auf hohem Niveau.

Getreide stabil - Hackfruchtpreise im Keller

Allein beim Getreide tendierten die Kurse fester. Die Partien konnten um 2 % in Schleswig-Holstein und bis zu 7 % in Nordrhein- Westfalen besser als im Vorjahr vermarktet werden. Die aufnehmende Hand zahlte zwischen 15,30 Euro/dt in Niedersachsen und 15,90 Euro/dt in Nordrhein-Westfalen. Trotz knappem Angebot gaben die Märkte für Raps überwiegend nach. Die Spanne reicht von 3 % in Rheinland-Pfalz bis zu 4 % in Niedersachsen. Als Außenseiter erwies sich das Saarland. Dort stiegen die Rapspreise um 7 %. Die unterschiedlichen Tendenzen und auch die Spannen erklären sich aus abweichenden Vermarktungsstrategien. Die oben geschilderten Spannen entsprechen absoluten Beträgen zwischen 35 Euro/dt und 37 Euro/dt. Nach zwei Jahren mit relativ hohen Kartoffelpreisen gab es 2017 nicht einmal ein durchschnittliches Jahr. Die Ernte war beachtlich - aber die Qualitäten waren bestenfalls durchwachsen. Damit brachen die Preise in den Hochburgen des Kartoffelanbaus um etwa 24 % ein.

Die Preise für die vermarkteten Speise- und Industriekartoffeln sanken überregional auf etwa 10 Euro/dt. In Rheinland-Pfalz findet spezialisierte Speisekartoffelproduktion statt. Dort sank der Preis von 29,10 Euro/dt auf 18,90 Euro/dt. Nach dem Ende der Zuckermarktordnung zum 30. September 2017 hat sich im zurückliegenden Wirtschaftsjahr der Preis für Zuckerrüben erstmals am Weltmarkt-Weißzuckerpreis orientiert. Ungünstig war dabei, dass die internationalen Märkte komfortabel versorgt waren, der Zuckerrübenanbau in Deutschland ausgedehnt und eine hervorragende Ernte erzielt wurde. So gaben die Preise nach. Die niedersächsischen Zuckerrübenbauern kamen mit Rückgängen von 13 % noch vergleichsweise glimpflich davon. Empfindliche Einbrüche sind aus Rheinland- Pfalz mit 32 % zu vermelden. Die Bandbreite der Auszahlungspreise ging von 2,60 Euro/dt in Rheinland-Pfalz bis zu 3,00 Euro/ dt in Niedersachsen.

Milchpreis mit erfreulich positiver Tendenz

Bis November 2017 blieben die Auszahlungspreise auf hohem Niveau stabil. Die Milchpreise durchstießen zuweilen sogar die Linie von 40 Cent/kg nach oben. Im Spätherbst wendete sich das Blatt. In der zweiten Hälfte des Wirtschaftsjahres konnten nur noch niedrigere Preise erlöst werden. Im Mittel des Wirtschaftsjahres 2017/18 zahlten die Molkereien meist etwa 20 % mehr als im Vorjahr. Die niedrigsten Milchauszahlungspreise waren für das Saarland mit 35,20 Cent/kg und die höchsten Preise für Niedersachsen mit 36,50 Cent/kg zu verbuchen.

Preise für Rindfleisch stabil

Die schon recht hohen Kurse für Jungbullen konnten überwiegend zulegen. Die Stückpreise zogen zwischen 5 % im Saarland und 9 % in Niedersachsen an. Bullenmäster erlösten also zwischen gut 1.000 Euro und gut 1.300 Euro je Tier. Parallel zogen auch die Preise für Altkühe an.

Embargo und wachsende Bestände verursachten Überangebot am Schweinemarkt

Das fortwährende Überangebot an Schweinefleisch geht auf viele Ursachen zurück: Lieferstopp nach Russland, sinkender Fleischverzehr oder auch der Handelskrieg zwischen den USA und China führten zu Verwerfungen für den weltweiten Fleischhandel. Schwache Preise waren die Folge. Die Rückgänge gegenüber dem Vorjahr lagen in den Hochburgen der Schweinehaltung Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen bei gut 8 %. Für diese beiden Länder ergaben sich Stückpreise von jeweils 141 Euro je Mastschwein.

Ferkelmarkt war erneut hoch volatil

Die Kurse für Ferkel unterlagen im Wirtschaftsjahr 2017/18 lebhaften Schwankungen. Ausgehend von einer hoch erfreulichen Situation im Sommer fielen die Preise im Herbst 2017. Sie pendelten dann im Winter 2017/18 auf tiefem Niveau, zogen im Frühjahr 2018 wieder an, um im Sommer 2018 abermals einzubrechen. Über das gesamte Wirtschaftsjahr betrachtet, gaben die Stückpreise in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen um circa 10 % nach. Die Abnahme bescherte absolute Beträge von 46 Euro in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.

Spezialkosten zogen an

Im Bereich des Pflanzenbaus sind vor allem Einsparungen bei Düngemitteln zwischen 4 % und 8 % auffällig. Ersparnisse zwischen 3 % und 6 % ergaben sich auch beim Pflanzenschutz sowie beim Saat- und Pflanzgut. Tierhalter sparten bei den Tierzukäufen ein. In den Bereichen der Ausgaben für Tierarzt und Besamung lässt sich keine Tendenz erkennen. Überwiegend tiefer in die Tasche greifen mussten die Landwirte, um Futter zuzukaufen. Die Größenordnung beläuft sich auf 2 % in Rheinland-Pfalz als Untergrenze und 6 % für Schleswig-Holstein als Obergrenze. Die Ausgaben für den allgemeinen Aufwand stiegen überwiegend zwischen 2 % und 7 %. Dazu gehörten die Energiekosten, die Pacht und Abschreibungen. Auffallend sind deutlich gestiegene Aufwendungen für die Unterhaltung der Gebäude.

Ackerbau: Hackfruchtmisere sorgt für deutliche Gewinnrückgänge

Maßgeblichen Einfluss auf die Unternehmensergebnisse im Ackerbau haben traditionell die umsatzstarken Hackfruchtregionen. Die deutlichen Preisrückgänge in den Produktionszweigen Kartoffeln und Zuckerrüben ließen die Gewinne der Ackerbauern zurückgehen. Die Gewinne bewegten sich lediglich zwischen 43.000 Euro und 52.000 Euro je Betrieb. Die Nettorentabilität schwankte zwischen 54 % und 79 %. Für die Vergütung der eingesetzten Faktoren Boden, Kapital und Arbeit reichte es somit nicht, so dass ein Unternehmergewinn in keinem der ausgewerteten Bundesländer erwirtschaftet werden konnte. Die Ackerbaubetriebe befanden sich damit auf niedrigstem Gewinnniveau der Betriebsformen.

Situation der Futterbaubetriebe entspannt sich wieder

Die bereits im Wirtschaftsjahr 2016/17 eingeleitete Trendwende beim Milchpreis setzte sich auch im abgelaufenen Wirtschaftsjahr fort und sorgte in den Futterbaubetrieben für eine Stabilisierung. Gegenüber dem Vorjahr stiegen die Unternehmensergebnisse weiter an und erreichten Größenordnungen zwischen 71.000 Euro in Rheinland-Pfalz und 89.000 Euro in Schleswig-Holstein. Die Nettorentabilität pendelte um 110 %. Nach einer langen Durststrecke konnten damit wieder Unternehmergewinne erzielt werden.

In der Schweinehaltung wird es erneut eng

Der Höhenflug beim Schweinepreis war nur von kurzer Dauer. Die Unternehmensergebnisse sanken im abgelaufen Wirtschaftsjahr wieder. Um die Betriebe nachhaltig zu festigen, war der Boom zu kurz. Die meisten Schweine werden in den Bundesländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gehalten. In Niedersachsen erzielten die Schweineproduzenten 57.000 Euro an Betriebseinkommen, was einer Nettorentabilität von 78 % entspricht. Für Nordrhein-Westfalen ergaben sich Unternehmensergebnisse von 47.000 Euro. Dies korrespondiert mit einer Nettorentabilität von 64 %. Der Unterschied basiert auf der Anzahl der gehaltenen Tiere.

Weinbaubetriebe mit nicht erwartetem Ergebnis

Die Weinmosterträge lagen im Wirtschaftsjahr 2017/18 mit 101 hl/ha Ertragsrebfläche auf dem Vorjahresniveau. Die Kosten für Pflanzenschutz fielen um 8 %. Für Treib- und Schmierstoffe mussten im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 6 % mehr aufgewendet werden, für Lohnarbeit/Maschinenmiete 4 % und für Personalaufwand 14 % mehr. Wegen der höheren Verkaufserlöse für Trauben/Maische und vor allem für Fasswein - hier wurden Steigerungen um 5 % und 23 % verzeichnet - konnten Weinbaubetriebe, bei fast gleicher Betriebsgröße, ihre Umsatzerlöse um fast 14 500 Euro steigern. Die Unternehmensergebnisse der ausgewerteten Weinbaubetriebe verbesserten sich im Wirtschaftsjahr 2017/18 im Durchschnitt um 19 % auf fast 87 000 Euro.

Stabilität auf erfreulichem Niveau bei Ökobetrieben

Der Ertrag für Getreide erhöhte sich geringfügig auf 39 dt/ha, und die Preise für ökologisch erzeugtes Korn stiegen um mehr als 10 % auf 42 Euro/dt. Bei Raps wurden 24 dt/ha geerntet, was eine Steigerung von 45 % bedeutet. Auch hier zeigten sich die Kurse mit einem Plus von 11 % auf 47 Euro/dt fester. Die Ökozuckerrüben gaben im Ertrag auf 403 dt/ha nach. Vor diesem Hintergrund zahlten die Zuckerrübenfabriken 7,50 Euro/dt aus. Kartoffeln legten in der Erntemenge um knapp 10 % auf 261 dt/ ha zu. Die Preise gaben von 50 Euro/dt auf 42 Euro/dt, also um 15 %, nach. Der Preis für Ökomilch zog um 6 % an. Damit erlösten die entsprechenden Milchviehhalter 47,50 Cent/kg Milch. Entgegen dem Trend in der konventionellen Schweinehaltung konnte der Vorjahrespreis bei Ökoschweinen sogar überboten werden. Mit einem Plus von 2 % erlösten die Produzenten 369 Euro je Mastschwein. Die Ökobauern erzielten ein Unternehmensergebnis auf dem Vorjahresniveau von 70 000 Euro. Die Nettorentabilität erreichte 121 %.

Ergebnisse wurden maßgeblich von Milcherlösen geprägt

Im Durchschnitt aller Betriebe und aller Regionen stabilisierten sich die Gewinne auf einem auffallend einheitlichen Niveau zwischen 60 000 Euro und 70 000 Euro je Betrieb. Die Nivellierung der Ergebnisse ergibt sich vor allem durch höhere Milchauszahlungen. In diesem Kontext bewegten sich die Gewinne über dem Durchschnitt der zurückliegenden fünf Jahre. Von regionalen Besonderheiten abgesehen lagen die Unternehmensergebnisse zwischen 8% in Nordrhein-Westfalen und 31 % in Schleswig-Holstein über diesem langjährigen Mittel. Die Nettorentabilität erreichte Werte von 86 % in Rheinland-Pfalz und 98 % im Saarland. In Bezug auf alle Betriebsausrichtungen ist festzustellen, dass die Gewinne nicht ausreichten, um die eingesetzten Produktionsfaktoren Boden, Kapital und Arbeit voll zu entlohnen.
AgE
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