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24.04.2022 | 11:34 | Agrarprodukte 

Entspannt sich der Agrarmarkt ab 2022/23 wieder?

Leipzig - Die globale Versorgungslage mit Agrarprodukten beziehungsweise Lebensmitteln wird sich im Wirtschaftsjahr 2022/23 voraussichtlich nicht entspannen. 

Agrarmärkte
Im Gegensatz zu anderen Hochpreisphasen wird eine Intensitätssteigerung durch extrem hohe Betriebs- und Energiekosten gebremst. (c) proplanta
Vielmehr deutet nach Einschätzung des Agrarmarktexperten Dr. Klaus-Dieter Schumacher vieles darauf hin, dass „wir vor einer globalen Ernährungskrise stehen“.

Während in vergleichbaren Situationen in der Vergangenheit, zum Beispiel in den Jahren 2006 bis 2008, die hohen Erzeugerpreise weltweit Anreiz für die Landwirte gewesen seien, sowohl den Anbau auszuweiten als auch die Intensität zu erhöhen, sprächen die hohen Energie- und Betriebsmittelpreise aktuell gegen solch eine Reaktion, stellte Schumacher am Donnerstag (21.4.) beim Agrarpolitischen Forum anlässlich der „agra 2022“ in Leipzig fest.

Dem Marktexperten zufolge muss deshalb davon ausgegangen werden, dass die Versorgungslage angespannt und die Bestände der großen Exportländer - ohne die Ukraine - zunächst auf dem bereits niedrigen Niveau bleiben und damit kaum Spielraum für Preisrückgänge gegeben ist. Die Agrarpreise dürften also nach Energie der zweite große Inflationstreiber bleiben - und der Hunger in der Welt werde zunehmen, so Schumacher.

Er wirft dem russischen Präsidenten Wladimir Putin deshalb vor, „Weizen als geostrategische Waffe“ einzusetzen. Während in Russland die Frühjahrsaussaat allen Berichten zufolge ohne größere Probleme vonstattengehe, bestünden dagegen sehr große Fragezeichen, was in diesem Jahr in der Ukraine angebaut und geerntet werde.

Je länger der Krieg andauere, desto wahrscheinlicher werde es, dass dort sowohl an Weizen als auch an Mais nur etwa die Hälfte der normalen Mengen geerntet werde. Und es müsse davon ausgegangen werden, dass der Export aus der Ukraine 2022/23 nur rund ein Drittel des Volumens der vergangenen Jahre erreiche, erklärte Schumacher. Ursache hierfür seien vor allem die Schäden an der Infrastruktur, die von Tag zu Tag zunähmen. Die ukrainischen Häfen seien blockiert und vermint, und Russland zerstöre gezielt Hafenanlagen und Inlandssilos.

Preisanstieg seit Herbst 2020

Schumacher zufolge befanden sich die Preise auf den internationalen Agrarmärkten allerdings bereits seit Herbst 2020 im Aufwind. Ursachen hierfür seien vor allem die hohen Einfuhren von Getreide durch China und witterungsbedingte Ernteausfälle in Nord- und Südamerika 2021 gewesen.

Die russische Invasion der Ukraine habe den Preisauftrieb nochmals dramatisch verstärkt. Nach Angaben des Fachmanns dürften dem Weltmarkt bis zum Ende des laufenden Getreidewirtschaftsjahres etwa 5 Mio. t bis 7 Mio. t Weizen und 10 Mio. t bis 12 Mio. t Mais aus der Ukraine nicht zur Verfügung stehen. Insbesondere beim Mais sieht Schumacher deshalb ernste Versorgungsengpässe auf die Europäische Union zukommen, da mit der Ukraine der weltweit drittgrößte Exporteur ausfalle und es hier an schnell erschließbaren alternativen Quellen fehle.

Dies treffe insbesondere die in hohem Maße von Maisimporten abhängigen südeuropäischen Tierhalter, weshalb hier schon die Rede von möglichen Notschlachtungen sei, berichtete der Marktanalyst. In Deutschland dürfte nach Schumachers Einschätzung der Mangel besonders beim importierten Ökomais spürbar werden.
AgE
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