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13.11.2015 | 07:03 | Betriebsergebnisse 

Ergebnisse für Agrarwirtschaftsjahr 2014/15 sind dramatisch

Berlin - Die Ernteerträge aus dem Jahr 2014 waren recht erfreulich, sie führten jedoch zu überversorgten Märkten bei nicht auskömmlichen Agrarpreisen. Vor allem im tierischen Segment erwiesen sich die Preiseinbrüche als verheerend.

Agrarwirtschaft 2014/15
(c) contrastwerkstatt - fotolia.com
Im Betriebsergebnis schlugen die schlechten Preise deutlich stärker als die Kosteneinsparungen durch. Im Ergebnis zeigten sich die Rückgänge stärker als erwartet.

Die Betriebsergebnisse im Wirtschaftsjahr 2014/15 halbierten sich nahezu. Alle gängigen Zielgrößen, wie der fünfjährige Durchschnitt, die volle Faktorvergütung etc. wurden nicht erreicht. Eigenkapitalverluste und überdies große Liquiditätsprobleme – vor allem bei Milchviehbetrieben – sind nun die Folge.

Überwiegend sehr gute Ernte 2014



Bei Getreide gaben die Erträge im Südwesten gegenüber dem Vorjahresniveau um bis zu 6 % nach. Nach Norden hin nahmen die Getreideerträge immer weiter zu. In Schleswig-Holstein wurden sogar 11 % Mehrerträge gedroschen. Die absoluten Ernteerträge lagen zwischen 58 und 93 dt/ha. Bei den Rapserträgen ergab sich in den ausgewerteten Regionen ein Plus gegenüber dem Vorjahr zwischen 5 und 14 %. Die Betriebe fuhren zwischen 39 und 45 dt/ha ein.

Die Erträge bei Zuckerrüben waren 2014 überall sehr gut. Gängige Erträge lagen zwischen 74 und 79 t/ha. So ergaben sich prozentuale Steigerungen zwischen 10 und 21 %.

Auch Kartoffeln wurden reichlich geerntet. Dabei stellt sich die regionale Situation verschieden dar. In Ländern, wie Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz, in denen Kartoffeln ohnehin nur in geringem Umfang angebaut werden, ergaben sich Mindererträge von bis zu 6 %. In Länder, in denen die Kartoffeln traditionell eine große Rolle spielen, wie NRW und mehr noch Niedersachsen, erzielten die Landwirte Mehrerträge zwischen 5 und 11 %. Übliche Naturalerträge bewegten sich zwischen 305 und 517 dt/ha.

Marktfrüchte: Preiseinbrüche in ganzer Linie



Die Preise für Getreide, Raps, Zuckerrüben und Kartoffeln gaben auf breiter Front nach. Bei Getreide (-11 bis -8 %) und Raps (-16 bis -11 %) erklärt sich dies vor allem durch weltweit hohe Ernten. Ein zusätzlich hohes Binnenaufkommen konnte da nur schlecht untergebracht werden. Bei Zucker standen die internationalen Märkte durch ein hohes Angebot unter Druck. Verschärft wurde dieser Druck durch eine nationale Überversorgung. Alles in allem mussten Preise hingenommen werden, die zwischen 32 und 19 % nachgaben. Im Angesicht einer Kartoffelschwemme brachen die Preise für Speisekartoffeln als freie Ware bundesweit um 49 bis 38 % ein.

Milchpreis gab um 6 bis 7 Cent nach



Nach einem erfreulich hohen Milchpreis im zurückliegenden Wirtschaftsjahr 2013/14 gab dieser mit Beginn des Wirtschaftsjahres 2014/15 immer weiter nach und stagnierte dann. Über den gesamten Betrachtungszeitraum hinweg gesehen stellten sich massive Einbußen für das Milchgeld ein (-21 bis -16 %). Regional übliche Auszahlungspreise für das Gesamtjahr 2014/15 rangierten zwischen 32 und 34 Cent je kg.

Preis für Rindfleisch rutschte ab



Vor allem der Export-Stopp nach Russland sorgte auch im Handel mit Schlachtrindern für rückläufige Erzeugerpreise. Besonders deutlich gaben über das WJ 14/15 hinweg die Erzeugerpreise für Schlachtkühe nach (-8 %). Die erhöhten Milchkuhbestände und die nachgebenden Milchpreise sorgten dafür, dass mehr Milchkühe ausselektiert wurden. Weniger Importe aus Südamerika und neue Exportmöglichkeiten waren der Grund, dass der Ganzjahrespreis für Jungbullen nur moderat nachgab (bis -3 %).

Schweinepreise noch stärker unter Druck



Seit Januar 2014 müssen die Erzeuger mit unbefriedigenden Schweinepreisen zurechtkommen. Vor dem Hintergrund des Russland-Embargos verschärfte sich diese Situation im laufenden Wirtschaftsjahr weiter. Abermals fielen die Notierungen um 13 bis 10 %. Ein Schlachtschwein erlöste zwischen 132 und 136 €.

Ferkel: Vom Strudel erfasst



Mit dem Rückgang am Schweinemarkt nahm ab Juni 2014 die Nachfrage nach Ferkeln spürbar ab. Es ergab sich ein Überhang, in dessen Fahrwasser die Ferkelpreise fielen. Dieser negative Trend verschärfte sich im Wirtschaftsjahr 2014/15. Für das gesamte Wirtschaftsjahr ermittelten die Landwirtschaftskammern Preise von rund 20 % unter dem Vorjahresniveau. Ferkel notierten zwischen 40 und 50 €.

Spezialkosten überwiegend gesunken



Einsparungen ließen sich, im Bereich des Pflanzenbaus umsetzen, beim Pflanzenschutz (bis zu 7 %) bei Saat- und Pflanzgut (bis zu 14 %), und bei Treib- und Schierstoffen (bis zu 10 %). Bei den Düngemitteln wurden, regional verschieden, sowohl Einsparungen als auch Mehraufwendungen vermeldet. Auch in der tierischen Produktion konnten Einsparungen realisiert werden: bei Tierzukäufen (28 bis 8 %) sowie bei Futtermitteln (10 bis 5 %).

Gemeinkosten: uneinheitlich



In den zurückliegenden, guten Jahren haben die Unternehmer vergleichsweise viel investiert. Demgemäß schlugen nun höhere Abschreibungen zu Buche (1 bis 5 %). Pacht und Mietaufwendungen stiegen erneut um 4 bis 8 %. Überwiegend gespart werden konnte lediglich beim Ausgabenblock: Strom, Heizstoffe, Wasser. Deutlich gespart wurde bei der Unterhaltung von Gebäuden, in dem Instandsetzungen verschoben wurden.

Ackerbau verlor am wenigsten



Die sehr erfreulichen Erntemengen, gewisse Einsparungspotentiale und ein kleines Betriebswachstum wurden von den niedrigen Preisen für Marktfrüchte deutlich überlagert. Allein Schleswig-Holstein konnte wegen seiner absoluten Rekordernte mit einem kleinen Plus von 3 % im Unternehmensergebnis zulegen. Auf der Basis eines mäßigen Vorjahres erreichten die Betriebsergebnisse dort gut 72.000 €.

Ausgehend von einem recht guten Vorjahr waren für Niedersachsen und für NRW anteilige Rückgänge zwischen 26 bzw. 34 % zu ermitteln. Demgemäß ergaben sich bei den dortigen Ackerbauspezialbetrieben Gewinne von 73.000 bzw. 52.000 €. Ein noch stärkerer Rückgang des Unternehmensergebnisses bleibt für den Südwesten festzuhalten. Für Rheinland-Pfalz halbierte sich das Unternehmensergebnis auf 39.000 €. Im Saarland sank das Unternehmensergebnis sogar auf 30.000 €.

Lediglich in Schleswig-Holstein wurde die zu fordernde 100 %-Marke bei der Nettorentabilität erreicht. In den verbleibenden Ländern mit einer Landwirtschaftskammer bewegten sich die Werte der Nettorentabilität zwischen 54 % im Saarland und 95 % in Niedersachsen. Überwiegend wurden die eingesetzten Produktionsfaktoren – Arbeit, Kapital und Boden – nicht voll vergütet.

Milchviehhalter in existenzbedrohender Lage



Ein 6 bis 7 Cent geringerer Milchpreis beendete die hoch erfreuliche Einkommenssituation des Vorjahres. Günstige Futtermittel, betriebliches Wachstum und günstigere Tierzukäufe konnten die rückläufigen Einnahmen nur mildern. So brachen die Unternehmensergebnisse der Futterbaubetriebe in einer Spanne zwischen 70 und 51 % ein. Erreicht wurden Betriebseinkommen zwischen 24.000 und 40.000 €. Die Nettorentabilität des Futterbaus erreichte Werte zwischen 49 und 67 %.

Vor allem im weniger erfolgreichen Viertel der Milcherzeuger schlossen die Betriebe häufig sogar mit Verlust ab. Erstmals musste eine stagnierende Milchleistung konstatiert werden. Den Betrieben fehlte es an Geld, um Kraftfutter kaufen zu können. Vor allem Höfe, die in den zurückliegenden Jahren großzügig investierten, haben nun einen hohen Kapitaldienst zu leisten. Hinzuweisen ist zudem auf Betriebe, die von der letzten Superabgabe der ausgelaufenen Quotenregelung erfasst wurden. Vor allem in solchen Fällen gerieten selbst bestens geführte Milchviehbetriebe in dramatische Liquiditätsprobleme.

Rindfleischerzeuger hielten sich wacker



Die Erzeugerpreise für Rindfleisch gaben im unteren einstelligen Bereich nach. Entlastend wirkten günstige Futterkosten und billige Tierzukäufe. Die gefallenen Preise für Rindfleisch konnten die Bullenmäster und die Mutterkuhhalter in der Regel vor allem deshalb marginal überkompensieren, weil sie mehr Tiere verkauften. So schlossen Futterbaubetriebe der Ausrichtung Rindfleischerzeugung mit einem kleinen Umsatz-Plus von 1.000 bis 4.600 € gegenüber dem Vorjahr 2013/14 ab.

Schweinehaltung weiter auf Talfahrt



Auch die Veredlungsbetriebe, überwiegend Schweinehalter, mussten deutlich weniger Einkommen verkraften. Häufig konnte die Liquidität nur dann aufrechterhalten werden, wenn die Betriebsleiter auf Reserven zurückgriffen. Die sinkenden Ferkel- und Schlachtschweinepreise waren die Hauptursachen. Günstiges Futter wegen gesunkener Getreide- und Sojapreise kam allen Schweinehaltern zugute.

Abfallende Ferkelpreise halfen nur den Mästern und bescherten den Ferkelerzeugern weitere, schmerzliche Einkommensverluste. Das Unternehmensergebnis der schweinehaltenden Betriebe gab zwischen 49 und 39 % nach. Die absoluten Gewinne lagen um die 40.000 €. Die Nettorentabilität bewegte sich je nach Größe, Ausrichtung, Region etc. zwischen 57 und 59 %.

Weinbaubetriebe mit höheren Gewinnen



Die Weinmosterträge lagen im Wirtschaftsjahr 2014/15 um knapp 3 % über denen Vorjahres. Zusätzlich nutzten die Unternehmen die in den letzten Jahren aufgebauten Lagerkapazitäten für Fasswein, um diese Lagerbestände 2014/15 zu höheren Preisen als im Jahr davor an den Markt zu bringen.

So konnten die Umsatzerlöse im WJ 2014/15 gesteigert werden (+1,9 %). Dies genügte, um die in Teilbereichen moderat gestiegenen Kosten zu kompensieren. Die Unternehmensergebnisse der ausgewerteten Weinbaubetriebe stiegen im Wirtschaftsjahr 2014/15 auf rund 74.000 € (+7,4 %) an.

Betriebsgruppen rückten wieder dichter zusammen



Für diese Betrachtung sollte die positive Entwicklung des Ackerbaus in Schleswig-Holstein und die erfreuliche Situation des Weinbaus einmal ausgeblendet werden.

Festzustellen bleibt dann: In Abhängigkeit von der Spezialisierung wirkten sich positive und negative Faktoren in sehr unterschiedlichem Umfang auf die jeweilige Einkommensentwicklung aus. Auffallend ist, dass die Hauptgruppen gar nicht so weit auseinander liegen. Das heißt, im Wirtschaftsjahr 2014/15 haben fast alle Betriebsausrichtungen verloren. Nahezu durchgängig sind Eigenkapitalverluste im Schnitt um die 10.000 € eingetreten. Aber doch ergaben sich Abstufungen. Besonders schwierig wurde es für die Milchviehhalter. Wenig besser geht es den Schweineproduzenten. Im Ackerbau ist die Situation je nach Spezialisierung, witterungsbedingter Ertragslage etc. differenziert.

Betriebsleiter-Einfluss wird immer größer



Während einige Betriebe rote Zahlen schreiben gibt es genauso Unternehmen, die bei vergleichbarer Ausrichtung und bei vergleichbarer Faktorausstattung auch unter diesen ungünstigen Bedingungen noch Gewinne jenseits der 75.000 € erwirtschaften und eine volle Faktorvergütung oder noch mehr erzielen.

Festzuhalten ist, dass im Wirtschaftsjahr 2014/15 zwei Drittel aller Betriebe kein ausreichendes Einkommen erwirtschaften konnten.

Gewinn fast halbiert



Im Durchschnitt aller Betriebe und aller Regionen wurde eine Abnahme des Gewinns zwischen 44 und 49 % festgestellt. Die Unternehmensergebnisse erreichten etwa 40.000 €; im Saarland sogar nur 33.000 €. Der 5-jährige Durchschnitt wurde in einer Größenordnung zwischen einem Drittel bis zur Hälfte verfehlt.

Die Nettorentabilität (52 – 66 %) erlaubte im Wirtschaftsjahr 2014/15 in keinem Bundesland mit einer Landwirtschaftskammer die volle Entlohnung der Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital und Boden. Auf einen Unternehmergewinn mussten die Betriebe vollständig verzichten. Kurzum fanden sich die Unternehmen in einer Wirtschaftlichkeitssituation wieder, wie im WJ 2009/10.

Noch kein Licht am Ende des Tunnels



Eine grundsätzliche Erholung der Märkte ist derzeit noch nicht in Sicht. Nach heutigem Kenntnisstand dürfte das begonnene Wirtschaftsjahr 2015/16 ähnlich kritisch werden, wie das Wirtschaftsjahr 2014/15. Einzelheiten wird die Vorschätzung ausweisen, die die Landwirtschaftskammern im Januar 2016 durchführen.
vlk-agrar
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