Die Vereinigung der
Erzeugergemeinschaften für
Vieh und Fleisch (VEZG) musste am Mittwoch (18.8.) ihre Leitnotierung für Schlachtschweine um 7 Cent auf 1,30 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) zurücknehmen. Ihr zufolge wurde „seitens maßgeblicher
Schlachtunternehmen erneut starker Druck auf die
Schweinepreise ausgeübt“, dem aufgrund eines vielfach bedarfsüberschreitenden Angebotes nichts habe entgegengesetzt werden können.
Die Notierung hat in den vergangenen zehn Wochen insgesamt 27 Cent oder gut 17 % verloren und ist auf das Niveau von Anfang März zurückgefallen. Analysten zufolge ist das Schlachtschweineangebot im Vergleich zu früheren Jahren klein, doch es steigt saisonal langsam an und wird aufgrund der schwachen Vermarktungsmöglichkeiten am
Fleischmarkt nicht immer in der betreffenden Menge benötigt.
Einige Schlachtbetriebe hatten zuletzt schon Schlachtungen gedrosselt, zumal die Läger recht voll sein sollen. Grund für die Krise am Schweinemarkt ist die europaweit schwache Absatzsituation für Schweinefleisch, da die Exporte nach China klemmen und der Verbrauch am
Binnenmarkt - auch coronabedingt - hinter dem Niveau der Vorjahre zurückhängt. Die Folge ist Preis- und Margendruck der Fleischhersteller, der an die Erzeuger weitergegeben wird.
Ein ähnlicher starker Rückgang der Fleischpreise im Einzelhandel ist allerdings in der Breite nicht zu beobachten. Allerdings haben laut der
Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (
ISN) zuletzt die Edeka-Foodservice und
Metro Schweinefleisch aus Spanien und Chile im Angebot deutlich günstiger als deutsche Ware offeriert. Dies sei angesichts der Beteuerungen zur heimischen Erzeugung „beschämend“, kritisierte die ISN. Denn solche Billigangebote aus dem Ausland übten Preisdruck auf die deutsche Ware aus und hemmten zudem deren Absatz, der im Moment dringend benötigt werde.
Preiscrash in Dänemark
In anderen Ländern der Europäischen Union hat die erneute Senkung des VEZG-Preises die
Schlachtschweinenotierungen teilweise unter Druck gesetzt, aber nicht so stark wie hierzulande. In Spanien gab es zwar wegen des sommerlich geringeren Lebendangebotes keine Überhänge, doch schwächelt auch dort der Fleischmarkt merklich.
Die
Schlachter drängten deshalb auf eine weitere Korrektur der Notierung am Mercolleida nach unten, die daraufhin am Donnerstag um 1,4 Cent auf 1,243 Euro/kg Lebendgewicht (LG) nachgab. In Dänemark senkte
Danish Crown (DC) seinen Ankaufspreis für Schlachtschweine um umgerechnet 2,7 Cent auf 1,20 Euro/kg SG. Die Auszahlungsleistung ist in den vergangenen zehn Wochen in dem exportorientierten Land um insgesamt 40 Cent/kg und damit so stark gesunken wie in kaum einem anderen EU-Land.
Neben dem starken Rückgang der Chinaexporte beklagt DC, dass insbesondere Spanien und Deutschland nach dem Verlust von Drittlandskunden ihren Absatz verstärkt auf den Binnenmarkt ausrichteten und dort die Fleischpreise unter Druck stünden.
Für viele bestehe zudem die Herausforderung, die vorher nach China gelieferte Knochenware nun zu entbeinen und neue Kunden zu finden. Bei diesen bestehe jedoch das Problem, dass sie wegen der Ungewissheit über den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie nur kurzfristig Ware orderten. Umgekehrt bedeute dies aber auch, dass es bei einer Marktwende nur wenige langfristig bindende Lieferverträge auf dem aktuell niedrigen
Preisniveau gebe.
Geringes Schweineangebot in Österreich
In Frankreich galt am Schweinemarkt in den vergangenen Ferienwochen eine Art „Sommerfrieden“, was dort seit längerer Zeit zu stabilen Schlachtschweinepreisen geführt hat. Dies blieb auch in der vergangenen Woche mit einer unveränderten Notierung von 1,345 Euro/kg SG am Marché du Porc Breton so, wobei der vorhandene Inlandskonsum und die Nachfrage nach französischem Schweinefleisch half.
In Österreich konnte sich der nationale Leitpreis ebenfalls auf seinem vorwöchigen Niveau von 1,59 Euro/kg (SG) behaupten. Zwar drängten auch die meisten österreichischen Schlachtunternehmen auf eine Notierungssenkung, was dem Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) jedoch wegen eines um 10 % unter dem
Schnitt liegenden Lebendangebotes nicht gelang.
In Italien setzten sich gegen den EU-Trend die zuletzt schon festen Preistendenzen wegen des sommerlich kleinen Angebots an schlachtreifen Tieren fort; die nationale Notierung für Schlachtschweine stieg im Vorwochenvergleich um 1 Cent/kg LG. Allerdings scheint nun dort das Ende der jüngsten Preishausse erreicht, denn die nachfragestarken Touristen verlassen langsam das Land und der Widerstand der Schlachtbetriebe gegen weitere Notierungsanhebungen ist aufgrund zuletzt tiefroter Margen größer geworden.
Baltikum meldet Aufschläge
In der Woche zum 15. August waren laut Kommissionsangaben für Schlachtschweine der Handelsklasse E im Mittel der Mitgliedstaaten 146,74 Euro/100 kg SG gezahlt worden; das waren 1,77 Euro oder 1,2 % weniger als in der Vorwoche gewesen. Dabei gaben die Preise in Dänemark und Tschechien mit jeweils 2,8 % überdurchschnittlich nach.
Mit Abschlägen zwischen 2,0 % und 2,4 % mussten die
Mäster in Belgien, Luxemburg, Ungarn, Polen und Irland klar kommen. Zudem verringerten die Schlachtbetriebe in den Niederlanden, Deutschland, Spanien und Österreich ihre Auszahlungsleistungen zwischen 0,7 % und 1,6 %.
In Frankreich und Bulgarien wurden Schlachtschweine dagegen unverändert bezahlt. In Italien konnten sich die Erzeuger in der Berichtswoche noch über einen ordentlich Zuschlag von 2,8 % freuen. Noch stärker stiegen die
Schlachtschweinepreise laut Kommission in Litauen mit 4,6 % und in Lettland mit 8,2 %.