Dies teilte der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e. V., Ökonomierat Norbert Schindler, MdB, anlässlich der diesjährigen Erntepressekonferenz des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e. V. in Monsheim mit. Ein Großteil der Getreidebestände sei inzwischen notreif, so BWV-Präsident Schindler.
Bis vor wenigen Wochen hätten sich die rheinland-pfälzischen Ackerbaubetriebe, bedingt durch das feuchte Frühjahr, noch über gute Bestände freuen können, erläuterte BWV-Präsident Schindler. Dies habe sich jedoch durch die in den vergangenen Wochen anhaltende Trocken- und Hitzeperiode rasch geändert. Die Landwirte hätten zusehen können, wie die Bestände innerhalb dieser kurzen Zeit „notreif“ wurden. Dies habe irreparable Ertragseinbußen zur Folge, erläuterte der BWV-Präsident. Seit Erntebeginn vor rund zwei Wochen habe sich die Lage weiter verschärft. Derzeit gehe der BWV von Ertragseinbußen quer über alle Getreidearten hinweg von rund 30 Prozent aus. Einzig die
Wintergerste hätte noch von den letzten Regentropfen im Juni in der Reifephase profitieren können. Bei Raps und Weizen könne man hingegen die Trockenschäden deutlich sehen.
Doch nicht nur Getreide, auch die Zuckerrüben- und Kartoffelbestände leiden unter der Hitze. Sofern es auch in den nächsten Tagen und Wochen nicht nennenswert regnet, seien diese Kulturen ebenfalls massiv von Ertragseinbußen betroffen.
Die Grundfutterernte konnte Ende Mai (Grassilage) noch mit gutem Ergebnis eingefahren werden. Eine weitere Grünfutterernte werde es allerdings in diesem Jahr nicht mehr geben, da die Wiesen braun seien und deutlich unter dem Hitzestress zu leiden hätten, so Schindler. Beim Mais, der im Herbst geerntet wird, seien ebenfalls bereits heute drastische Schäden erkennbar. „Der Mais benötigt wie die Zuckerrüben dringend Regen, sonst verdorrt er auf den Feldern“, stellte BWV-Präsident Schindler fest.
Positiv sei bisher die Marktentwicklung für Getreide und Raps. Da die Hitzeperiode in ganz Europa und darüber hinaus anhalte, seien die
Getreidepreise in den vergangenen Wochen leicht gestiegen, erläuterte Schindler. Allerdings reiche der bisherige positive Trend in der Getreidepreisentwicklung nicht aus, um die Einbußen ausgleichen zu können. Zudem sei das Preisniveau der vergangenen beiden Jahren bei gleichzeitig extrem hohen Produktionskosten ruinös gewesen. Es sei daher äußerst wichtig, dass sich die
Erzeugerpreise auf einem gewinnbringenden Niveau einpendeln, so dass Getreide wieder zu einer attraktiven Kultur für die heimischen Landwirte werde, so Schindler.
Eine positive Marktentwicklung bei Getreide sei jedoch kein Grund zur Anhebung der Brotpreise. „Von einem Euro, den Verbraucher für Brotgetreideerzeugnisse ausgeben, erhalten die Landwirte für den darin enthaltenen Getreideanteil lediglich 4,7 Cent“, erläuterte Schindler. Der BWV-Präsident zeigte sich daher verärgert über die Ankündigung der Großbäckereien, eine Anhebung der Brot- und Brötchenpreise aufgrund der gestiegenen Getreidepreise umzusetzen. Auch im Dürrejahr 2003 hätten viele Backwarenhersteller die Preise für Brot- und Backwaren angehoben und dies mit dem gestiegenen Getreidepreis begründet. Nach dem Getreidepreisverfall in den darauffolgenden Jahren seien die Preise jedoch nicht gesenkt worden, stellte der BWV-Präsident fest.
In den Gemüsekulturen gebe es durch die Beregnung zwar geringere Einbußen durch die Trockenheit, hier hätten die Betriebe jedoch deutlich höhere Beregnungskosten als in durchschnittlichen Jahren zu verzeichnen, stellte der BWV-Präsident fest. Außerdem mache die starke Hitze den Pflanzen trotz Beregnung stark zu schaffen, so dass es auch hier vereinzelt bereits zu Ernteausfällen kam.
Im Weinbau verlaufe die Vegetation bisher in diesem Jahr zufriedenstellend. „Die Reben verfügen über tiefe Wurzeln, so dass hier bisher kaum Trockenschäden zu verzeichnen sind“, erläutert BWV-Präsident Schindler. Bisher könne von einem vielversprechenden Jahrgang ausgegangen werden.
Allerdings hatten viele
Winzer und Landwirte, vor allem in der Südpfalz und in der Region zwischen Worms und Grünstadt sowie rund um Kaiserslautern, unter schweren Unwettern zu leiden. Zahlreiche Rebflächen, Gemüsekulturen und auch Getreide wurden durch die
Unwetter vor wenigen Wochen mit Hagel und Starkregen erheblich geschädigt oder zerstört. Die Vorderpfalz hatte darüber hinaus über fast zwei Wochen hinweg mit
Überschwemmungen und einem damit verbundenen Ertragsausfall durch nicht vermarktungsfähige Ware zu kämpfen. In diesem Zusammenhang erinnert der BWV-Präsident nochmals an die Forderung des BWV nach einer Bürgschaftsregelung für die vom Unwetter betroffenen Betriebe. Die Landesregierung habe bereits vor einigen Wochen zugesagt, dies wohlwollend zu prüfen.
In Rheinland-Pfalz wird auf rund 245.800 Hektar (ha) Getreide und Mais angebaut. 110.000 ha Weizen, 11.200 ha Roggen, 87.500 ha Gerste (davon ca. 49.000 ha Sommergerste und 38.500 ha Wintergerste), 18.000 ha Triticale, 7.400 ha Hafer, 44.200 ha
Winterraps, 33.200 ha Mais (davon 26.000 ha
Silomais, 7.200 ha Körnermais), 7.800 ha Kartoffeln (davon 3.400 ha Frühkartoffeln) und 19.000 ha Zuckerrüben.
In Rheinhessen werden auf 36.500 ha Getreide, 17.300 ha Weizen, ca. 500 ha Roggen und 18.000 ha Gerste (davon 16.900 ha Sommergerste) produziert. Außerdem werden 1.300 ha Kartoffeln (davon 370 ha Frühkartoffeln) und rund 9.000 ha Zuckerrüben angebaut.
In der Pfalz werden auf rund 61.600 ha Getreide und Mais, darunter auf 30.600 ha Weizen, auf 15.900 ha Gerste (davon 9.400 ha Sommergerste), 4.000 ha Roggen, 2.600 ha Triticale, 1.700 ha Hafer, 9.200 ha Raps und 9.400 ha Mais (davon 4.100 ha Silomais) angebaut. Darüber hinaus werden 5.600 ha Kartoffeln (davon rund 3.000 ha Frühkartoffeln) und ca. 8.000 ha Zuckerrüben angebaut. (bwv)