«Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen», sagte der Präsident des Landesbauernverbandes, Klaus Wagner, am Donnerstag in Erfurt. Noch im Frühjahr hatte eine lange Trockenheit den
Bauern Sorge bereitet.
«Im April hatten wir die schlimmsten Befürchtungen, dass wir das dritte Jahr in Folge eine Missernte einfahren.» Die Niederschläge im Juni hätten die Ernte dann aber gerettet.
So wurden bei der wichtigsten Getreideart, dem Winterweizen, nach vorläufigen Zahlen des Agrarministeriums 76,5 Dezitonnen pro Hektar geerntet. Das seien etwa 8 Dezitonnen mehr als im Vorjahr gewesen. Beim
Winterroggen lag der Ertrag bei 68 Dezitonnen pro Hektar. Das sind etwa 2 Dezitonnen pro Hektar mehr als im sechsjährigen Mittel.
Landwirtschaftsminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) warnte dennoch davor, die Lage der Bauern zu positiv zu bewerten. Auch 2020 sei insgesamt zu trocken gewesen, wenn auch nicht ganz so sehr wie die Dürrejahre 2018 und 2019. Und die Erträge seien für viele Unternehmen nicht ausreichend, um davon finanzielle Reserven anzulegen, betonte Hoff. Wegen des Klimawandels, der Corona-Pandemie und der aktuellen
Mäuseplage sei die Situation vieler
Betriebe schlecht.
Dass hiesige Landwirtschaftsunternehmen insgesamt etwa 4 Millionen Euro Corona-Soforthilfe erhalten hätten, zeige den Liquiditätsbedarf zahlreicher Bauern, sagte Hoff. Allerdings räumte er auch ein, dass am Beginn der Pandemie der Bedarf an Soforthilfen auf bis zu 11 Millionen Euro allein für den Freistaat prognostiziert worden war.
Wagner zufolge gibt es auch dieses Jahr bei den Erträgen große regionale Unterschiede. Im Thüringer Becken sei es so trocken gewesen, dass es dort für eine durchschnittliche Ernte nicht gereicht habe. In Westthüringen, Nordwestthüringen und der Region Altenburg dagegen sei die Ernte vergleichsweise gut ausgefallen.
Zugleich kritisierte Wagner, dass die Bauern noch immer kein Gift gegen die Mäuseplage einsetzen dürften. Das sei nach wie vor flächendeckend verboten und die Genehmigungen noch immer nicht erteilt, während auf den Feldern schon der Raps ausgesät werde. Die Pflanzen seien sehr anfällig für Mäusefraß. Deshalb gebe es jetzt und nicht erst in der Zukunft großen Handlungsdruck. «Wenn wir in drei Wochen eine Entscheidung haben, ist es an manchen Stellen zu spät.»