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05.03.2023 | 00:04

EU: Deutlich mehr Rindfleisch aus Drittstaaten

Brüssel - Aus Drittstaaten ist 2022 deutlich mehr Rindfleisch auf den EU-Binnenmarkt gelangt als im Vorjahr. Laut EU-Kommission nahmen die Importe der Gemeinschaft um 24.440 t oder 11,0 % auf 246.120 t zu.

Fleischhandel
Die EU-Rindfleischeinfuhren nahmen 2022 um ein Viertel zu - Großbritannien war vor Brasilien wichtigster Lieferant für die Gemeinschaft - Importrechnung mit rund 2,5 Milliarden Euro auf Spitzenniveau - Rindfleischabsatz der Mitgliedstaaten in Drittländer rückläufig - Weniger Rinder lebend ausgeführt. (c) proplanta
Noch nicht berücksichtigt ist hierbei allerdings der Handel mit dem Vereinigten Königreich. Laut den noch nicht ganz vollständigen Daten hat die Einfuhr aus Großbritannien gegenüber 2021 um gut die Hälfte auf 135.700 t zugenommen. Wird dies - trotz vorläufiger Zahlen - eingerechnet, sind die EU-Rindfleischeinfuhren insgesamt um 72.550 t oder 23,5 % auf 381.830 t gestiegen.

Aufgrund der viel höheren Marktpreise mussten die EU-Importeure für das Rindfleisch tief in die Tasche greifen. Die Einfuhrrechnung fiel mit 2,53 Mrd Euro nicht nur um 42 % höher als im Vorjahr aus, sondern erreichte ein Niveau wie seit mehr als einer Dekade nicht mehr. Der Durchschnittswert einer eingeführten Tonne legte im Vorjahresvergleich von 5.774 Euro auf 6.626 Euro zu.

Die Kommission erklärt den Importzuwachs unter anderem damit, dass die Rindfleischnachfrage in der Gastronomie nach Aufhebung der Corona-Restriktionen wieder merklich zugenommen habe, während gleichzeitig die eigene Rindfleischerzeugung rückläufig gewesen sei.

Tatsächlich legte laut Statistik die Einfuhr von frischen, knochenlosen Edelteilen aus Südamerika, den USA und Ozeanien merklich zu; diese werden in den Restaurants vorwiegend angeboten.

Auch 2023 höhere Einfuhren erwartet



Hinter Großbritannien rangierte erneut Brasilien auf Platz zwei der wichtigsten EU-Rindfleischlieferanten. Die Einfuhren von dort nahmen gegenüber 2021 aber mit 6,0 % auf 86.600 t nur unterdurchschnittlich zu. Stattdessen wurden von dem südamerikanischen Land verstärkt Kunden in China beliefert. Argentinien steigerte seinen Absatz in der Gemeinschaft um 22,5 % auf 64.070 t, die USA um 23,5 % auf 18.410 t.

Die höchsten Wachstumsraten wiesen jedoch kleinere Anbieter wie Namibia mit 159 % auf 5.170 t oder Japan mit 95 % auf 2.870 t auf. Im Falle Japans dürfte dies an der wachsenden Nachfrage für Wagyu-Fleisch in der EU gelegen haben. Für das Jahr 2023 prognostizierte die EU-Kommission zuletzt weiter steigende Rindfleischeinfuhren der Mitgliedstaaten. Allerdings soll sich die Wachstumsrate auf 4 % und damit merklich abschwächen.

Mehr Exporte nach Großbritannien



Bei den EU-Rindfleischexporten einschließlich lebender Tiere war im Gegensatz zu den Importen die Handelsmenge rückläufig. Ohne Großbritannien nahm das in Drittländer verkaufte Volumen im Vergleich mit 2021 um 111.100 t oder 16,1 % auf 575.240 t ab. Der noch nicht vollständig erfasste Warenstrom in das Vereinigte Königreich gewann nach der Brexit-Delle jedoch wieder an Schwung.

Die Ausfuhren auf die Insel stiegen nach den bisher vorliegenden Daten um gut 10 % auf 379.900 t. Wird dies berücksichtigt, belief sich der EU-Export insgesamt auf 955.120 t, was ein Minus von 75.900 t beziehungsweise 7,4 % im Vergleich zu 2021 bedeutet. Trotz kleinerer Absatzmenge konnten sich die EU-Anbieter wegen der höheren Abgabepreise über einen Anstieg ihrer Ausfuhrerlöse um 374 Mio Euro oder 9,6 % auf 4,26 Mrd Euro freuen.

Fast 900.000 Rinder in Drittländer verkauft



Gut ein Viertel der Ausfuhreinnahmen resultierte 2022 aus dem Lebendexport von Rindern in Drittländer, die mehrheitlich keine Zuchtrinder waren. Dieser Handel war im Vorjahresvergleich jedoch rückläufig. Laut Kommission wurden - ohne Berücksichtigung von Großbritannien - 898.000 Rinder in Drittländer verkauft; das waren 55.300 Stück oder 5,8 % weniger als 2021.

Größter Abnehmer hierbei war Israel mit umgerechnet auf das Schlachtgewicht 42.700 t. Wird noch der eigentliche Fleischexport von rund 20.900 t hinzugerechnet, war Israel mit 63.600 t und einem Ausfuhrerlös von 378 Mio Euro nach dem Vereinigten Königreich wichtigster EU-Drittlandskunde im Rindergeschäft.

Bei den umstrittenen Lebendexporten von Rindern zählten zudem Algerien, der Libanon und zunehmend auch der Kosovo zu den Großkunden. Alle drei Länder bezogen 2022 mehr Tiere aus der EU, obwohl die Lebendausfuhr insgesamt rückläufig war.

Frankreich wichtigster EU-Exporteur



Bei der reinen Rindfleischausfuhr mussten die EU-Exporteure 2022 teilweise deutliche Absatzeinbußen hinnehmen. So ist der frühere Top-Abnehmer Hongkong nicht mehr unter den zehn wichtigsten Kunden zu finden, denn die Ausfuhren dorthin brachen gegenüber 2021 um mehr als drei Viertel auf nur noch 10.500 t ein.

Hinter Großbritannien war 2022 laut Kommission Bosnien-Herzegowina mit 35.520 t wichtigste Exportdestination für EU-Rindfleisch; der Absatz fiel damit allerdings um 5,5 % kleiner als 2021 aus. Noch sehr viel stärker sanken die Rindfleischverkäufe einschließlich Nebenerzeugnissen nach Ghana, und zwar um ein Drittel auf 31.800 t.

Die Ausfuhren in die Schweiz und auf die Philippinen waren um 13 % beziehungsweise 14 % rückläufig. Größter EU-Rindfleischexporteur einschließlich Lebendtieren - ohne Berücksichtigung des Handels mit Großbritannien - war im vergangenen Jahr Frankreich mit 72.500 t. Aufgrund der deutlich ausgeweiteten Ausfuhr von Rindern in Drittstaaten konnte das Vorjahresniveau leicht übertroffen werden.

Knapp dahinter lag Irland mit exportierten 72.200 t. Wegen eines stark verringerten Verkaufs von gefrorenem Rindfleisch musste der Inselstaat insgesamt jedoch ein Ausfuhrminus von 23 % verkraften. Mit den deutschen Drittlandsexporten ging es im Vergleich zu 2021 um 28 % auf 39.560 t bergab.
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