Bei dieser Gelegenheit werden Vertreter von Drittländern zu Wort kommen und beschreiben, in welcher Form die Milchmärkte in ihren Ländern gestaltet werden. Es sollen Neuseeland, Australien, USA und die Schweiz vertreten sein. Es scheinen jedoch keine Repräsentanten aus Ländern mit einem funktionierenden Supply Management, das teure Überschüsse vermeiden hilft, eingeladen zu sein. „Unseren Informationen zu Folge sind weder Kanada noch ein südliches Milcherzeugerland wie Indien vertreten. Diese könnten jedoch auf Grund ihrer Erfahrungen einen wertvollen Beitrag zur Diskussion einer zukünftigen Gestaltung des Milchmarktes in Europa leisten“, so Sieta van Keimpema, Vize-Präsidentin des European Milk Boards (EMB). So haben Länder des Südens sehr negative Erfahrungen mit EU subventionierten Importen machen müssen, während der kanadische
Milchmarkt seit Jahren eine große Stabilität bezüglich Verbraucher- und Erzeugerpreisen vorweisen kann.
In ihrer Vorstellung der EU High Level Expert Group hatte EU-Kommissarin Frau Fischer-Boel am 5.10.2009 deutlich betont, dass die starken Schwankungen am Milchmarkt verhindert, die Transparenz erhöht und die Verhandlungsposition der Erzeuger gestärkt werden müssten. (IP/09/1420). Diese High Level Group wurde eingesetzt, um Lösungen für eben diese Herausforderungen zu erarbeiten. „Bislang sind noch keine substantiellen Ergebnisse der Arbeit bekannt geworden und die Milcherzeuger wurden seit der Sitzung im November nicht mehr konsultiert. Offenbar scheut die bisherige
EU-Kommission weiterhin die frühzeitige und konsequente Beteiligung der Wirtschaftsakteure auf Seiten der Landwirtschaft“, so Willem Smeenk, EMB-Vorstandsmitglied aus Frankreich. „Zudem muss die Arbeit schneller vorangehen und es braucht eine größere Transparenz über den Meinungsbildungsprozess in der Gruppe.“
Die Lage auf den Milchbetrieben spitzt sich unter dessen immer mehr zu. Die im Vergleich zum Herbst leicht höheren
Milchpreise reichen längst nicht aus, die Erzeugungskosten zu decken und für März sind bereits wieder sinkende Milchpreise zu erwarten. „Für die nordfranzösische Region Normandie wurde für März 2010 ein Preis von 26,5 €Cent / Liter angekündigt. Die Landwirte zehren schon zu lange von den Reserven; viele Betriebe sind in existentieller Gefahr“, unterstreicht Romuald Schaber, Präsident des EMB, die Gefahr, die von weiteren Verzögerungen bei der Umsetzung einer nachhaltigen EU-Milchpolitik ausgeht.
Das EMB betont anlässlich der morgigen Konferenz noch einmal, dass nur eine europäische Regelung den Milchmarkt kurz- und langfristig in der Balance halten kann. Nationale Lösungen oder auch die Vorschläge einiger Molkereien und Regierungen, die Milchmenge über Direktverträge zwischen Landwirt und Molkerei zu regulieren, zielen ins Leere. Sie schwächen die Verhandlungsposition der Erzeuger weiter und führen zu immer stärkeren Preis- und Mengenschwankungen am Milchmarkt.
Das EMB schlägt die Einrichtung einer europäischen Monitoring-Stelle vor, an der alle Beteiligten des Milchmarktes, also neben Milcherzeugern, -verarbeitung und Handel auch Politik und Verbraucher vertreten sind. „Und es ist notwendig, Erzeuger in die Lage zu versetzen, die Produktionsmenge an den Bedarf anzupassen. Hierzu braucht es von Seiten der EU einfache Rahmenbedingungen, die den Steuerzahler so gut wie nichts kosten, jedoch Voraussetzung für eine eine nachhaltige Milcherzeugung in Europa sind.“ (EMB)