Wie aus vorläufigen Daten des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) hervorgeht, kamen bei den Fleischherstellern in den 27 Mitgliedstaaten insgesamt 185,1 Millionen Tiere an die Haken; das waren 4,03 Millionen Schweine oder 2,2 % mehr als von Januar bis September 2020.
Zuletzt hat sich der Vorsprung gegenüber dem Vorjahr jedoch verringert; im dritten Quartal 2021 lag das Aufkommen sogar um 0,2 % unter dem vergleichbaren Vorjahresniveau. Im vergangenen Jahr hatte die Corona-Pandemie in mehreren Ländern zu Ausfällen in den Schlacht- und Zerlegebetrieben geführt, was dort einen Schweinestau und hohe Schlachtzahlen in den ersten Monaten des Jahres 2021 zur Folge hatte.
Die aktuellen Schlachtzahlen liegen auch gegenüber dem von der Pandemie noch unbeeinflussten Jahr 2019 um 1,8 % höher. Die EU-Schweinefleischerzeugung belief sich laut den Statistikern in den ersten drei Quartalen 2021 auf 17,41 Mio t, was im Vorjahresvergleich einen Anstieg von 421.000 t oder 2,5 % bedeutet. Aufgrund coronabedingter Verzögerungen wurden die Tiere in den ersten fünf Monaten mit höheren Gewichten in die Schlachthäuser geliefert.
Seit Juni liegen die Schlachtgewichte im EU-Schnitt wieder unter dem Vorjahresniveau. Neben den Auswirkungen der Pandemie dürften dazu auch die hohen
Futterkosten bei gleichzeitig niedrigen Schweinepreisen beigetragen haben, was normalerweise zu geringeren Schlachtgewichten führt.
Spanien klare Nummer eins
Seine führende Position als wichtigstes EU-Erzeugerland hat Spanien ausgebaut. Dort stieg die Zahl der Schweineschlachtungen im Vergleich zu den ersten drei Quartalen 2020 um 1,77 Millionen Tiere oder 4,3 % auf 42,91 Millionen Stück; das entsprach gut 23 % des Gesamtaufkommens in der Gemeinschaft. Noch höhere Zuwächse verzeichneten laut
Eurostat jedoch die Niederlande mit 6,1 % auf 12,84 Millionen Schweine und Dänemark mit einem Plus von 6,5 % auf 13,85 Millionen Schlachtungen.
Der stockende Ferkelabsatz, vor allem in Deutschland, dürfte dazu geführt haben, dass in diesen Ländern mehr Tiere selbst gemästet und geschlachtet wurden. Zudem wurden auch in Polen, Portugal, Italien und Ungarn mehr Schweine zerlegt; es kamen dort zwischen 2,9 % und 4,3 % mehr Tiere an die Haken als im Vorjahreszeitraum. Bei drittgrößten EU-Erzeuger Frankreich war hingegen nur ein minimaler Anstieg von 0,2 % auf 17,46 Millionen geschlachteter Tiere zu verzeichnen.
Insgesamt wurden im Betrachtungszeitraum in 22 der 27 EU-Staaten mehr Schweine als in der Vorjahresperiode verarbeitet. In Deutschland nahmen die Schweineschlachtungen gegenüber den ersten drei Quartalen 2020 dagegen um 1,27 Millionen oder 3,2 % auf 38,77 Millionen Stück ab, so stark wie in keinem anderen Land. Ansonsten verzeichneten in der EU nur die drei baltischen Staaten und Rumänien ein rückläufiges Schlachtaufkommen.
Nachfrage mit Schwächen
Das größere Schweinefleischaufkommen in der EU traf im bisherigen Jahresverlauf auf eine nur begrenzte Nachfrage. Zum einen sorgten die Corona-Beschränkungen und Lockdowns zu Jahresbeginn und auch in letzter Zeit wieder für Absatzeinbußen im Außer-Haus-Verbrauch. Zum anderen ist der Schweinefleischkonsum in der Gemeinschaft schon seit längerem rückläufig. Besonders schwer wog, dass mit China der wichtigste Drittlandskunde seit dem Sommer deutlich weniger Ware - insbesondere gefrorenes
Schweinefleisch - in der Gemeinschaft orderte.
Im September war die Liefermenge mit 153.500 t nur noch halb so umfangreich wie im Vorjahresmonat; in den ersten drei Quartalen 2021 ist der Export von Schweinefleisch und Nebenerzeugnissen in die Volksrepublik um 10 % auf 2,17 Mio t gesunken. Dies führte laut
EU-Kommission zu einen Umsatzverlust von 513 Mio Euro, wobei der Exporterlös im Chinageschäft mit 4,57 Mrd Euro aber immer noch bedeutend blieb.
In viele andere Drittstaaten, darunter die Philippinen, Südkorea, Vietnam, die USA, Australien oder die Elfenbeinküste, konnten die Mitgliedstaaten jedoch mehr Schweinefleisch verkaufen. Dies wog die Verluste in China auf; die EU-Schweinefleischausfuhr legte gegenüber den ersten drei Quartalen 2020 um 6,0 % auf 4,12 Mio t zu. Nicht eingerechnet ist hierbei allerdings der Handel mit dem Vereinigten Königreich, der von Januar bis August im Vorjahresvergleich um 7,3 % auf 569.650 t rückläufig war.
Unter dem Strich dürften im Betrachtungszeitraum rund 190.000 t mehr Schweinefleisch im Ausland abgesetzt worden sein, deutlich weniger als der Produktionsanstieg von 420.000 t.
Preise im Keller
Das umfangreiche Schweinefleischangebot in der EU hat insbesondere nach den eingeschränkten Käufen Chinas zu einem spürbaren Rückgang der Erzeugerpreise für die
Schweinehalter geführt. Diese lagen Anfang Juni im EU-Durchschnitt für Schlachtschweine der Handelsklasse E noch bei rund 1,66 Euro/kg Schlachtgewicht (SG), mittlerweile um gut ein Fünftel niedriger bei knapp 1,29 Euro/kg.
Im Jahresdurchschnitt dürfte sich der EU-Preis 2021 bei etwa 1,43 Euro/kg einpendeln und damit das Vorjahresniveau um rund 10 % verfehlen. Im Jahr 2019 konnten die
Mäster in der Gemeinschaft - unbeeinflusst von Corona, Afrikanischer
Schweinepest (ASP) und Brexit - für ihre Tiere der Handelsklasse E im Jahresmittel noch 1,70 Euro/kg SG erlösen. Seitdem sind die
Produktionskosten jedoch erheblich gestiegen, die Erzeugerpreise aber deutlich gefallen.
Die Verluste auf den Höfen haben im laufenden Jahr in Ländern wie Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Polen und Rumänien laut
Viehbestandserhebung im Mai bereits zu Bestandsabstockungen geführt, denen allerdings Aufstockungen in Spanien, Dänemark oder Irland gegenüberstanden. Mehrere Analysten erwarten, dass sich bei der umfassenderen Erhebung im Dezember 2021 ein deutlicher Trend zu geringeren Schweinebeständen in der EU ergeben und dann auch die Schweinefleischerzeugung im kommenden Jahr abnehmen wird.