Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
06.03.2022 | 00:04 | Rindfleischmarkt 

EU-Rindfleischimporte vergangenes Jahr gestiegen

Brüssel - Die Rindfleischeinfuhren der Europäischen Union haben im vergangen Jahr auf den ersten Blick merklich zugenommen.

Rindfleisch
Ungewöhnlich hohe Lieferungen von Rinderfett lassen die Importe der Gemeinschaft an Rindfleisch zunehmen - Gesamteinfuhr wächst um rund 8 Prozent - Bezüge aus Großbritannien deutlich eingeschränkt - Lebendexport von Rindern aus der Gemeinschaft in Drittstaaten nimmt ab - Ausfuhren ins Vereinigte Königreich eingebrochen - EU-Rindfleischexporte um gut 7 Prozent gesunken. (c) contrastwerkstatt - fotolia.com
Laut Daten der Brüsseler Kommission wurden einschließlich Nebenerzeugnissen und einigen Lebendtieren insgesamt 383.650 t Schlachtgewicht (SG) in die Gemeinschaft geliefert; das waren 28.050 t oder 7,9 % mehr als im Vorjahr.

Beeinflusst wird dieses Ergebnis jedoch durch die ungewöhnlich starke Zunahme der Rinderfettimporte um gut 66.000 t, die vor allem aus Uruguay, Argentinien und dem Vereinigten Königreich stammten. Der Bezug von frischem und gefrorenem Rindfleisch nahm hingegen um 4,6 % auf 275.050 t ab. Die Importrechnung insgesamt fiel mit 1,84 Mrd Euro um rund 42 Mio Euro oder 2,3 % höher als 2020 aus.

Angesichts der größeren Einfuhrmenge und global gestiegener Preise am Weltrindfleischmarkt erscheint dieser Zuwachs gering. Doch macht sich auch hier der größer gewordene Anteil von preisgünstigem Rinderfett am Gesamtimport bemerkbar, was den Durchschnittpreis der Einfuhren je Tonne von 5.173 Euro auf 4.794 Euro sinken ließ.

Bei der Warenposition frisches und gefrorenes Rindfleisch war dagegen ein Anstieg von 5.510 Euro/t auf 5.840 Euro/t zu verzeichnen. Wichtigster Lieferant unter den Drittstaaten war nach dem Brexit das Vereinigte Königreich. Allerdings ging die Einfuhr von Rindfleisch einschließlich Nebenerzeugnissen aus Großbritannien gegenüber 2020 nach vorläufigen Daten um rund 31.000 t oder 23,7 % auf 99.920 t zurück. Zudem nahm der Import aus Brasilien um 3,1 % auf 81.570 t ab. Der Grund waren hier geringere Liefermengen von zubereitetem und konserviertem Fleisch.

Die Einfuhr von knochenlosen Teilstücken aus dem südamerikanischen Land stieg dagegen um 2,8 % auf 69.610 t. Der Rindfleischbezug der EU aus Uruguay schwoll deutlich, nämlich um 131 % auf 80.120 t an, darunter befanden sich jedoch 37.470 t Rinderfett. Auch der Anstieg der Lieferungen aus Argentinien um rund ein Drittel auf 75.600 t war ausschließlich auf dieses Nebenerzeugnis zurückzuführen.

Höherer Exporterlös



Bei meist rückläufiger Rindfleischerzeugung in den EU-Mitgliedstaaten nahm der Export aus der Gemeinschaft im vergangenen Jahr ab. Wie aus den vorläufigen Daten der Brüsseler Kommission hervorgeht, ging die Ausfuhr einschließlich Lebendtieren und Nebenerzeugnissen gegenüber 2020 um 81.610 t oder 7,2 % auf 1,05 Mio t SG zurück. Allerdings konnten die Exporteure aufgrund gestiegener Produktpreise höhere Erlöse verbuchen; diese stiegen um 186,6 Mio Euro oder 5,1 % auf fast 3,86 Mrd Euro.

Der Mengenrückgang bei der Ausfuhr war hauptsächlich auf zwei Faktoren zurückzuführen. Zum einen schwächte sich - wie bei den Importen - der Handel mit Großbritannien spürbar ab. Die Lieferungen dorthin brachen um rund ein Fünftel auf 344.400 t ein. Außer gefrorenem Rindfleisch und Rinderfett kam es hier bei allen anderen Warengruppen zu Rückgängen. Zum anderen wurden 2021 aus den Mitgliedstaaten weniger Lebendrinder in Drittstaaten verbracht.

Laut Kommission nahm die Lebendausfuhr, ausgedrückt in Schlachtgewicht, im Vorjahresvergleich um rund 9 % auf 213.800 t ab. Vor allem nach Algerien, den Libanon und Libyen wurden weniger Rinder verschifft, was die Gesamtexporte dorthin stark sinken ließ. Eine Ausnahme stellte jedoch Israel dar, wohin die Lebendausfuhr um 30,0 % auf 45.520 t zunahm. Zusammen mit den Fleischlieferungen war Israel mit 66.590 t nach Großbritannien wichtigster Abnehmer der EU-Exporteure, der betreffende Gesamtumsatz lag bei 329 Mio Euro.

China kein großer Kunde



Bei frischem und gefrorenem Rindfleisch war hinter Großbritannien Bosnien-Herzegowina 2021 wichtigster Abnehmer für die Anbieter aus der EU. Die Absatzmenge dieser Produktkategorie in den Balkanstaat legte im Vorjahresvergleich um 16,4 % auf 35.060 t zu. Zudem stieg der Gesamtexport auf die Philippinen wegen verstärkter Lieferungen von gefrorener Ware und Rinderfett um 13,5 % auf 45.210 t.

Ghana bestellte umfangreiche Mengen von genießbaren Schlachtnebenerzeugnissen, aber auch gefrorenes Rindfleisch in der Gemeinschaft und landete mit 47.640 t auf Rang drei der EU-Kunden. Deutliche Einbußen beim Rindfleischverkauf mussten hingegen in Hongkong hingenommen werden.

Die geringeren Bestellungen von gefrorenem Rindfleisch und Schlachtnebenerzeugnissen ließen die Gesamtausfuhr in die ehemalige Kronkolonie um 20,7 % auf 45.110 t sinken. Auch von dem größeren Rindfleischbedarf Chinas profitierten EU-Anbieter nicht; vielmehr brachen die Lieferungen dorthin um zwei Drittel auf nur noch 5.900 t ein.

Irland größter Exporteur



Größter Rindfleischexporteur der EU war im vergangenen Jahr Irland. Allerdings gingen die Ausfuhren wegen der schwachen Geschäfte mit Großbritannien um gut 16 % auf 348.460 t zurück. Auch ohne den Handel mit dem Vereinigten Königreich waren die Iren mit 94.080 t bedeutendster Drittlandsanbieter in der Gemeinschaft. Dahinter folgte - ohne Berücksichtigung Großbritanniens - aufgrund der hohen Ausfuhren von Lebendtieren Spanien mit 79.940 t, was im Vorjahresvergleich allerdings ein Minus von 9,4 % bedeutete.

Polen konnte seine Gesamtausfuhren 2021 dagegen um gut 10 % auf 76.250 t steigern und rückte damit auf Platz drei der EU-Exporteure vor. Diesen Platz büßte Frankreich mit einem Minus bei den Drittlandslieferungen von 7,9 % auf 71.460 t ein.

Auch die Exporte der Anbieter aus Deutschland gingen laut Kommission zurück, und zwar um 3,8 % auf 55.130 t. Zwar konnte der globale Absatz von frischem und gekühltem Rindfleisch um gut 30 % 22.340 t gesteigert werden, doch wurde das durch geringere Ausfuhren von Lebendrindern, gefrorener Ware und Nebenerzeugnissen überlagert.

Die Exporterlöse Deutschlands aus dem Drittlandsgeschäft werden von der Kommission für 2021 mit 218,9 Mio Euro angegeben; das wären 9,5 Mio Euro weniger als im Vorjahr.
Rindfleischhandel der EUBild vergrößern
Rindfleischhandel der EU
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Schlachtkuhnotierung weiter im Aufwind

 Schlachtrinder: Preise im EU-Mittel wieder fester

 Schlachtkuhpreise halten sich

 Schlachtkuhpreise im Mittel über 4 Euro pro Kilogramm

 Durchschnittspreis für Schlachtfärsen sucht Richtung

  Kommentierte Artikel

 Ukrainisches Getreide macht EU-Märkte nicht kaputt

 Jedes vierte Ei in Deutschland aus Rheinland-Pfalz

 Hundesteuer steigt - Rekordeinnahmen bei Kommunen

 Neuartige Atomreaktoren auf Jahrzehnte nicht marktreif nutzbar

 Milliardenschweres Wachstumspaket kommt, aber ohne Agrardiesel-Subventionen

 Wieder Bauernproteste in Berlin

 Cholera-Alarm: Impfstoffproduktion muss hochgefahren werden

 Deutsche Wasserspeicher noch immer unterhalb des Mittels

 Staaten kündigen beschleunigten Ausbau von Atomkraft an

 Bamberger Schlachthof vor dem Aus