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06.07.2011 | 07:30 | EHEC-Krise 

EU verhängt Importstopp für ägyptische Sprossensamen

Brüssel/Berlin - Nach wochenlangem Rätseln gelten nach Erkenntnissen der Europäischen Union Bockshornkleesamen aus Ägypten als Quelle der EHEC-Epidemie. Die Samen sollen nun europaweit aus dem Verkehr gezogen werden und dürfen nicht mehr importiert werden.

Sprossen
Im Zuge der EHEC-Krise stoppt die Europäische Union vorübergehend die Einfuhr bestimmter Sprossensamen aus Ägypten. Außerdem müssen alle Bockshornkleesamen, die zwischen 2009 und 2011 in die EU geliefert worden sind, europaweit sofort vom Markt genommen werden. Bevor sie allerdings zerstört werden, sollen von ihnen Proben genommen werden. Das teilte die EU-Kommission am Dienstag in Brüssel mit. Das Importverbot soll zunächst bis Ende Oktober gelten. Er greift auch bei Sojabohnen und Ölsamen.

Zuvor hatte die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) in Italien eine Lieferung ägyptischer Bockshornkleesamen für die EHEC-Ausbrüche in Deutschland und Frankreich verantwortlich gemacht. Sie hatte, wie auch die deutschen Behörden, eine «Task Force» eingerichtet, um die Ursachen der EHEC-Ausbrüche zu ergründen.

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), das Robert Koch-Institut (RKI) und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) erklärten auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin, Bockshornkleesamen aus Ägypten seien mit hoher Wahrscheinlichkeit für die EHEC-Ausbrüche verantwortlich. «Das Infektionsgeschehen, das auf den niedersächsischen Gartenbaubetrieb zurückzuführen ist, ist aufgeklärt in Deutschland», bekräftigte BfR-Präsident Andreas Hensel.

Sämtliche Ausbrüche an 41 Orten seien auf den Betrieb in Bienenbüttel zurückzuführen, der ägyptische Samen bezogen hatte. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg stellte unterdessen die Ermittlungen gegen den Sprossen-Hof ein. Den Verantwortlichen sei kein strafrechtlicher Vorwurf zu machen, teilte eine Behördensprecherin mit. Es hätten sich keinerlei Anhaltspunkte dafür ergeben, dass die Geschäftsführer frühzeitig Kenntnis von einer Verunreinigung erhalten und die Sprossen trotzdem weiter vertrieben hätten. Die Verantwortlichen des Hofs hätten die gesetzlichen Anforderungen im Lebensmittelbereich erfüllt, es sei ihnen weder vorsätzliches noch fahrlässiges Verhalten nachzuweisen.

Die Bockshornkleesamen seien über zahlreiche Vertriebswege in viele Mitgliedstaaten der EU sowie in Drittländer vertrieben worden, sagte BVL-Präsident Helmut Tschiersky-Schöneburg. Laut EU-Kommission importiert die EU Samen hauptsächlich aus Indien und China.

Die EHEC-Epidemie seit Anfang Mai war die bislang größte beschriebene in Deutschland. Es infizierten sich laut RKI mehr als 4.000 Menschen mit dem gefährlichen Darmkeim. 851 davon erkrankten an der schweren Komplikation hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS). Der HUS-Ausbruch gilt als weltweit größter. 49 Menschen starben. «Der Ausbruch ist nahezu vorbei», erklärte RKI-Präsident Reinhard Burger. Er rief dennoch zur Hygiene und Wachsamkeit auf: «Der Erreger ist nicht aus der Welt.»

Zunächst waren spanische Gurken als Quelle der EHEC-Epidemie verdächtigt worden. Die deutschen Behörden verhängten daraufhin ein Einfuhrverbot. Später stellte sich dieser Verdacht als falsch heraus. Spanien verlangt jetzt von der EU eine Ausgleichszahlung in Höhe von 80 Millionen Euro für die Verluste spanischer Gemüseanbauern durch die «Gurkenkrise» in Deutschland. Dies kündigte die spanische Umweltministerin Rosa Aguilar in Madrid an.

Sowohl die EFSA als auch die deutschen Behörden bekräftigten ihren Ratschlag an die Verbraucher, keine Sprossen für den eigenen Konsum zu ziehen und Sprossen nur gründlich gekocht zu verzehren. BfR-Präsident Andreas Hensel wies darauf hin, dass Bockshornkleesamen unter anderem auch in Gewürzen und Käse verwendet werden. Dafür plane die Behörde eine gesonderte Risikobewertung. (dpa)
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