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01.08.2012 | 10:00 | Wirtschaftskrise 

Euro-Krise macht Dax-Konzernen zu schaffen

Berlin - Die Euro-Schuldenkrise hinterlässt auch in den Bilanzen der Schwergewichte der deutschen Wirtschaft ihre Spuren.

Euro
(c) proplanta
Der deutsche Branchenprimus Deutsche Bank reagiert mit dem Abbau von 1900 Stellen vor allem außerhalb Deutschlands auf zuletzt schlecht laufende Geschäfte im Investmentbanking. Handelsriese Metro rutschte im zweiten Quartal in die roten Zahlen, genauso wie der Lkw-Bauer MAN. Bei Bayer brummt dagegen das Geschäft. Ein Überblick:

- DEUTSCHE BANK: Das Investmentbanking, einstige Vorzeigesparte von Deutschlands größtem Bankhaus, wird zum Sorgenkind. Nun streichen die Frankfurter 1.900 Stellen vor allem außerhalb Deutschlands. Allein im Investmentbanking sollen 1.500 Stellen wegfallen. Insgesamt will das seit Juni von Investmentbanker Anshu Jain und Deutschland-Chef Jürgen Fitschen geführte Institut seine Kosten um drei Milliarden Euro drücken. Im zweiten Quartal 2012 hatte das Investmentbanking nach einem kurzen Zwischenhoch zu Jahresbeginn wieder ein herben Gewinneinbruch zu verkraften. Das Vorsteuerergebnis sackte um 63 Prozent auf 357 Millionen Euro ab. Ende 2011 war die einstige Ertragsperle des Konzerns sogar tief in die roten Zahlen gerutscht.

- COMMERZBANK: Bei Deutschlands zweitgrößter Bank geht das Aufräumen weiter. Vorstandschef Martin Blessing stutzt das Institut weiter zurecht. Nun soll die erst vor vier Jahren erworbene Ukraine-Tochter Bank Forum verkauft werden. Die Tochter hatte die in sie gesetzten Erwartungen nie erfüllt. Für die Trennung nimmt die Commerzbank nun Abschreibungen von 286 Millionen Euro in Kauf. Im zweiten Quartal vermied der Dax-Konzern trotzdem einen weiteren Gewinneinbruch. Nachdem die Bank vor einem Jahr aufgrund hoher Abschreibungen auf ihre griechischen Staatsanleihen operativ nur noch 55 Millionen Euro verdient hatte, rechnet das Management nun mit einem Gewinn von 450 Millionen Euro. Im gesamten ersten Halbjahr verdiente die Commerzbank nach vorläufigen Berechnungen operativ rund eine Milliarde Euro.

- METRO: Trotz der sich zunehmend eintrübenden Konsumstimmung rechnet der größte deutsche Handelskonzern in diesem Jahr mit einem Umsatzwachstum. Um Kunden zu locken, nahm der Konzern im ersten Halbjahr Preissenkungen im Umfang von 120 Millionen Euro vor. Eine steigende Nachfrage und Kosteneinsparungen sollen im Gesamtjahr das bereinigte operative Ergebnis stabil halten. Im zweiten Quartal schrieb Metro jedoch rote Zahlen. Sonderfaktoren in dreistelliger Millionenhöhe sorgten für einen Verlust von 28 Millionen Euro.

- MAN: Der Münchner Lastwagenbauer ist im zweiten Vierteljahr auch wegen einer Abschreibung in die roten Zahlen gerutscht. Unterm Strich steht zwischen April und Juni ein Minus von 89 Millionen Euro. Der Umsatz sank um 9 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro. Für das gesamte Jahr rechnet MAN mit einem herben Gewinnrückgang. Das bekommen inzwischen auch die Mitarbeiter zu spüren: Die Produktion wird gedrosselt, es herrscht Einstellungsstopp und Leiharbeiter mussten gehen. Vor allem die schlechte Wirtschaftslage in Mittel- und Südeuropa hat die VW-Tochter erwischt. Die Nachfrage nach Lastwagen brach dort ein. Schon das erste Quartal lief für MAN nicht gut.

- BAYER: Trotz anhaltender Krise brummt bei dem Chemie- und Pharmariesen das Geschäft. Getragen vor allem von einem starken Wachstum in der Pflanzenschutzsparte kletterte der Umsatz im ersten Halbjahr 2012 um 8,4 Prozent auf 20,2 Milliarden Euro. Unter dem Strich verbuchte Bayer ein Nettoergebnis von 1,5 Milliarden Euro, ein Anstieg von knapp 8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Für das gesamte Geschäftsjahr erhöhte Vorstandschef Marijn Dekkers die Umsatzprognose. Darüber hinaus wird beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) und Sondereinflüssen ein Plus im oberen einstelligen Prozentbereich erwartet. Einziger Schönheitsfehler: Teure Rechtsstreitigkeiten in den USA.

- INFINEON: Der Halbleiterkonzern stellt sich auf härtere Zeiten ein und tritt auf die Kostenbremse. Der Industrie- und Autozulieferer hat seine Mitarbeiterzahl weltweit eingefroren und will die Investitionen im neuen Geschäftsjahr ab Oktober fast halbieren. Im abgelaufenen dritten Geschäftsquartal blieb der Umsatz überraschend noch stabil - die Nachfrage deutscher und koreanischer Autohersteller war weiterhin hoch, und der schwache Euro sorgte für Rückenwind. Aber der Gewinn des DAX-Konzerns fiel wegen höherer Abschreibungen und Kosten um 26 Prozent auf 82 Millionen Euro. Für das gesamte Geschäftsjahr kündigte Infineon wegen des schwächeren Industriegeschäfts einen Erlösrückgang sowie einen Gewinneinbruch um ein Drittel an.

- HEIDELBERGCEMENT: Vor allem dank seines Sparkurse und Preiserhöhungen verzeichnete Deutschlands größter Baustoffkonzern einen Gewinnzuwachs. Für den Zeitraum April bis Juni stieg der Gewinn nach Minderheiten auf 184 Millionen Euro. Der Umsatz kletterte um 11,4 Prozent auf 3,78 Milliarden Euro. Mit Blick auf das Gesamtjahr zeigte sich Unternehmenschef Bernd Scheifele trotz der konjunkturellen Abschwächung weiter optimistisch. Für die zweite Jahreshälfte peilt der Konzern erneut Zuwächse bei Umsatz und operativem Ergebnis an. (dpa)
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