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03.02.2011 | 09:29 | Rohstoffe 

Europas Kampf um Rohstoffe hat seine Tücken

Brüssel - Europa begibt sich auf die Schatzsuche. Gefahndet wird nach versteckten Schätzen, ohne die Europas Industrie nicht auskommt: Metalle, Treibstoffe und High-Tech-Rohstoffe.

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Weil die Weltnachfrage rasant steigt, drohen Firmen Preissprünge und Produktionsausfälle. Dies zu verhindern, hat sich die EU-Kommission zum Ziel gesetzt. Auf ihrer Suche hat sie drei erfolgsversprechende Zielgebiete ausfindig gemacht: In heimischen Gefilden, bei neuen Verbündeten und auf Müllkippen hofft man, fündig zu werden.

Doch kann die Politik einen Engpass der Wirtschaft tatsächlich beseitigen? Volkswirte haben da ihre Zweifel. Das neue Strategiepapier aus Brüssel fordert von den Mitgliedsstaaten, selbst nach Vorkommen zu suchen. Heißbegehrt sind Industriemetalle wie Seltene Erden, die für Elektroautos und Glasfaserkabel nötig sind. Sieben Prozent der weltweiten Vorkommen werden in Europa vermutet. «Wir wollen das Potenzial finden», gibt EU-Industriekommissar Antonio Tajani als Devise aus.

Nach Ansicht von Geologen ist dieses Vorhaben mehr als ungewiss. «Das Potenzial Europas ist weitgehend unbekannt, besonders der tiefere Untergrund ist kaum erforscht», sagt Henrike Sievers von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover. Nur bei nicht-metallischen Rohstoffen sei Europa gut aufgestellt. Doch Kritiker bemängeln, dass es Jahre dauern wird, bis der Bergbau, der in den vergangenen Jahren reduziert wurde, wieder rund laufe.

Auch der zweite Pfeiler der EU-Strategie ist wackelig. Handelsverträge mit Lieferanten wie China, Russland und afrikanische Staaten sollen Europa den Rohstoffzugang sichern. Es klingt in den Plänen der EU ganz einfach: Streit beilegen, Geld und technologisches Know-How anbieten. «Wir wollen eine Win-Win-Situationen schaffen», sagt Kommissar Tajani.

In Ländern, wo staatliche Eingriffe in die Wirtschaft an der Tagesordnung sind, könnte sich dies aber als Sackgasse entpuppen. «Internationale Verträge sind von zweifelhaftem Wert, weil man sich auf die Regierungen in Zentralasien, Afrika oder Lateinamerika nicht verlassen kann», sagt der Leiter des Instituts Centre for European Policy Studies (CEPS), Daniel Gros. Der Politik seien die Hände gebunden.

Europa beobachtet mit Sorge, dass China die Ausfuhr wichtiger Metalle einschränkt. Allerdings scheut die EU letztlich eine offene Konfrontation mit China. Man setzt auf Überwachung und Schiedsverfahren bei der Welthandelsorganisation - doch allein das könnte die Chinesen schon provozieren. EU-Abgeordnete gehen weiter und fordern Strafzölle der EU auf chinesische Produkte, die Seltene Erden enthalten. «Chinas Rohstoffhunger darf nicht dazu führen, dass Europas Teller leer bleibt», fordert der Vorsitzende des Industrieausschusses im Europaparlament, Herbert Reul (CDU). Da ist Streit vorprogrammiert.

Das Bild, das die EU-Kommission zeichnet, gibt Anlass zur Sorge. Nach Brüsseler Einschätzung ist die Versorgungslage von 14 Rohstoffen kritisch. Zu den knappen Stoffen zählen Magnesium und Graphit, aber auch Kobalt, das für Batterien und Akkus gebraucht wird, Gallium, das für Sonnenkollektoren und LED-Leuchten notwendig ist, und Germanium, aus dem Glasfaserkabel produziert werden. Ein Großteil der Stoffe stammt aus nur vier Ländern: China, Russland, Brasilien und Kongo.

Und dann gibt es ja noch den Abfall von Industrie und Haushalten, wo massenweise Metallmüll lagert. Eine Tonne Mobiltelefone enthält etwa 300 bis 350 Gramm Gold, sagte Stephan Csoma vom Recycling-Spezialisten Umicore jüngst im Europaparlament. Bislang wird der Großteil der jährlich 20 Millionen Tonnen Elektroschrott nicht recycelt. Doch auch in diesem Punkt kann die Politik nicht alleine Erfolg haben. Da muss vor allem einer mitspielen, der Konsument. Die niederländische Sozialdemokratin Judith Merkies sagt: «Die Wegwerfmentalität der Verbraucher ist fehl am Platz». (dpa)
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