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05.08.2007 | 07:39 | Rinderseuche 

Exportverbot wegen Maul- und Klauenseuche in England verhängt

London - Rund sechseinhalb Jahre nach Ausbruch der verheerenden Maul- und Klauenseuche in Großbritannien ist das Virus in Südengland erneut aufgetreten.

Kuhmaul
(c) proplanta
Die britische Regierung verhängte am Samstag ein umfassendes Exportverbot für Tiere und Fleisch. Sie kam damit einem für Montag erwarteten EU-Exportverbot zuvor. Premierminister Gordon Brown versprach, es werde «alles unternommen, was in unseren Kräften steht», um eine erneute verheerende Epidemie zu unterbinden. Nach Angaben eines Sprechers des Bundeslandwirtschaftsministeriums in Berlin vom Samstag wurden fünf Tiertransporte aus Großbritannien in den vergangenen 30 Tagen ermittelt. Die Tiere würden nun untersucht.

«Wir haben freiwillig eine Sperre für alle Exporte aus Großbritannien in alle Länder angeordnet. Dies schließt lebende sowie geschlachtete Tiere, Fleisch und Milch ein - und zwar mit sofortiger Wirkung», sagte eine Sprechrin des Agrarministeriums. Das Exportverbot gelte für alle Paarhufer, darunter Rinder, Schafe und Schweine. Die EU-Kommission hatte zuvor bereits Ausfuhrbeschränkungen für britische Fleischprodukte angekündigt. Über den Umfang soll am Montag entschieden werden. Japan gab am Samstag ein Importverbot für britisches Fleisch bekannt.

Die britischen Behörden arbeiteten «Tag und Nacht», um die Seuche einzudämmen, sagte Brown. Experten konzentrierten sich darauf, die Quelle des Virus zu finden. «Wir müssen der Seuche auf den Grund kommen und sie ausrotten.» Das Krisenkomitee COBRA der Regierung werde alle erforderlichen Maßnahmen koordinieren. Das Komitee wird von Brown persönlich geleitet, der dafür seinen Urlaub abbrach.

Auch in Deutschland liefen Schutzmaßnahmen an. Nach Auskunft des Sprechers des Bundeslandwirtschaftsministeriums handelt es sich bei den Transporten aus Großbritannien um vier Schaf-Transporte mit mehreren Tieren und um ein Rind aus Schottland. Da die Tiere aus Gegenden stammten, die weit entfernt von dem von der Seuche betroffenen Hof seien, bestehe die Hoffnung, dass sie nicht befallen seien.

Am Freitagabend war bei rund 60 Rindern eines Hofes im südenglischen Wanborough die Maul- und Klauenseuche (MKS) festgestellt worden. «Wir haben umgehend die Tötung aller Rinder der Farm sowie die Verbrennung der Kadaver angeordnet», sagte Großbritanniens Chef-Veterinärin Debby Reynolds. Zugleich wurden im gesamten Land Transporte von Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen verboten. Zahlreiche Agrarmessen und Tierausstellungen wurden abgesagt. Das Gebiet rings um den betroffenen Bauernhof wurde im Umkreis von drei Kilometern abgeriegelt.

Der jetzige MKS-Ausbruch ist nach britischen Angaben der erste in Europa, seit sich die Seuche Ende Februar 2001 von einem Viehzuchtbetrieb aus auf ganz England sowie auf Teile Frankreichs und der Niederlande ausdehnte. Damals waren allein in England mehr als sechs Millionen Tiere getötet worden. Die EU-Kommission hatte seinerzeit sofort ein umfassendes Exportverbot für britisches Fleisch verhängt. Die Schäden für die britische Wirtschaft wurden auf 8,5 Milliarden Pfund (12,6 Milliarden Euro) geschätzt. Die MKS-Epidemie war im Januar 2002 von der EU-Kommission für beendet erklärt worden.

Derweil wurden alle Viehzüchter vom Landwirtschaftministerium aufgefordert, ihre Tiere genau zu beobachten und eventuelle Symptome der Krankheit einem veterinärmedizinischen Krisenzentrum zu melden. Die Inkubationszeit für MKS ist je nach Tierart unterschiedlich lang. Sie kann bei Rindern und Schafen bis zu sieben und bei Schweinen bis knapp zwei Wochen betragen. Für Menschen ist der Erreger ungefährlich. (dpa)


Hintergrundinformation:
Die ansteckende Maul- und Klauenseuche (MKS) ist die am schwierigsten zu bekämpfende Seuche, die Tierärzte kennen. Sie zeigt sich unter anderem durch Bläschen an den Klauen, Fieber, Fressunlust, Versiegen der Milch und Lahmheit. Befallen werden Klauentiere wie Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und einige Wildarten.

Das Virus wird über Futter, Milch, Kot, Blut oder andere Haustiere übertragen. Auch Menschen können den Erreger an Kleidern oder Stiefeln mit sich tragen und so verbreiten. Das Virus tötet etwa drei bis vier Prozent der infizierten erwachsenen Tiere. Bei Jungtieren liegt die Sterblichkeitsrate mit bis zu 100 Prozent deutlich höher.

Wird ein Tier infiziert, dauert es zwischen zwei und 18 Tagen, bis die Krankheit ausbricht. Während dieser so genannten Inkubationszeit vermehrt sich das Virus in den Zellen der Tiere. Erst später zeigen sich die ersten Symptome.

MKS ist in sehr seltenen Fällen auch auf den Menschen übertragbar, bedeutet für ihn aber keine Gefahr. Betroffen sind meist Veterinäre, die intensiven Kontakt zu infizierten Tieren hatten. Erkrankte leiden unter anderem unter Fieber. 
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