Die
Schlachtunternehmen versuchen deshalb europaweit einen weiteren Anstieg der Erzeugerpreise zu Lasten ihrer Margen zu verhindern. In Deutschland haben die drei großen Schlachtunternehmen Anfang Juni Hauspreise ausgerufen und den Notierungsanstieg um 3 Cent auf 1,57 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) der Vereinigung der
Erzeugergemeinschaften für
Vieh und Fleisch (VEZG) für „freie Schweine“ nicht mitvollzogen.
Die VEZG ließ sich am Mittwoch (9.6.) davon aber nicht beeindrucken und hielt unverändert an ihrer Leitnotierung von 1,57 Euro/kg fest. Ihren Angaben zufolge liegt das Angebot bei ihren Mitgliedern nur bei 91 % des normalen Umfangs und lässt sich problemlos vermarkten. Analysten zufolge wirkten sich die Hauspreise kaum aus, da sie nur für vertragsungebundene Schweine gelten und sich diese aufgrund des vergleichsweise kleinen Angebots zu anderen Abnehmern umleiten lassen.
Die Schweinefleischnachfrage hat laut Marktbeobachtern mit den Corona-Lockerungen und dem grillfreundlichem Wetter zugenommen, aber offenbar noch nicht das Ausmaß erreicht, welches sich ohne Pandemie eingestellt hätte.
Erschwerend kommt nun am EU-Fleischmarkt hinzu, dass die Chinaexporte ins Stocken geraten sind und nun mehr
Schweinefleisch am
Binnenmarkt abgesetzt werden muss, auf den schon die deutsche Ware wegen der Exportsperre in Drittländern drängt. Dies trifft insbesondere auf Spanien zu, wo die Schlachtbetriebe aufgrund der hohen
Schlachtschweinepreise die Ware nicht im großen Stil einfrieren wollen. Entsprechend war zu hören, dass aus Spanien vermehrt frisches und gefrorenes Schweinefleisch angeboten wird, was kaum höhere Verkaufspreise zulässt.
Zähes Fleischgeschäft
Auch in Österreich wurde der Markt als zweigeteilt beschrieben, da eine rege Nachfrage nach Schlachtschweinen auf ein „zähes Geschiebe am Fleischmarkt“ traf. Nach Angaben des Verbandes landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) lief es aber auch am
Fleischmarkt unterschiedlich: Die kleinen und mittelgroßen Unternehmen, die traditionell stärker auf die regionale Gastronomie ausgerichtet seien, freuten sich über ein lebhafteres Geschäft, während exportorientierte Großbetriebe wegen Absatzproblemen vermehrt Ware ins Gefrierlager fahren müssten.
Die VLV-Notierung blieb mit 1,69 Euro/kg SG stabil, ebenso die Notierungen in Frankreich und Belgien. Auch
Danish Crown (DC) zahlte seinen Schlachtschweinelieferaten unveränderte Preise und berichtete, dass der EU-Fleischmarkt „noch nicht aus den Startlöchern gekommen“ sei. Die Umsatzzuwächse in der Gastronomie entsprächen in etwa dem Rückgang im Einzelhandel.
Spürbar weniger Schweinefleisch werde jedoch wegen der Arbeit im Homeoffice in Kantinen und bei den kaum stattfindenden Großveranstaltungen abgesetzt. DC bestätigte, dass die EU-Drittlandsexporte rückläufig seien und sich das Fleischangebot im Binnenmarkt erhöhe, was Preisanpassungen nach oben schwer möglich mache. Allerdings sei die Vermarktungssituation auch „nicht kritisch“.
Kräftiges Notierungsplus in Italien
In Italien mussten die Schlachtbetriebe dagegen zuletzt tiefer in die Tasche für Schlachtschweine greifen. In der vergangenen Woche gab es aufgrund der Uneinigkeit zwischen Erzeugern und Abnehmern keine offizielle Notierung, doch stiegen die Preise am Markt.
Am Donnerstag wurden dort Schweine im Gewichtsbereich zwischen 160 kg und 176 kg im ungeregelten Markt mit 1,44 Euro/kg Lebendgewicht (LG) notiert; das waren 8,8 Cent mehr als vor zwei Wochen. Das Lebendangebot unterschreitet in Italien klar den Bedarf der Fleischhersteller, was den starken Notierungsanstieg trotz negativer Margen der
Schlachter möglich machte.
Auch in Spanien war das Schlachtschweineangebot fortgesetzt kleiner als die Nachfrage. Weil der Preis am Lebendmarkt aber schon zu den höchsten in ganz Europa zählt, versuchten die Schlachtbetriebe einen weiteren Anstieg abzubremsen. Dabei hatten sie Erfolg, denn die Notierung am Mercolleida legte nur noch um 0,3 Cent auf 1,553 Euro/kg LG zu.
Nach Angaben des Mercolleida haben die chinesischen Importeure auslaufende Lieferverträge für Schweinefleisch nicht verlängert oder neue Kontrakte zu sehr viel niedrigeren Preisen angeboten, die bei Hälften unter dem EU-Niveau und bei
Schinken diesem entsprechen würden. Lediglich bei der Ausfuhr von Schlachtnebenerzeugnissen ließen sich noch höhere Margen als in der EU erzielen.
Abgeschwächter Preisanstieg
In der gesamten EU hatte sich der zuvor deutlichere Anstieg der Schlachtschweinepreise bereits in der Woche zum 6. Juni abgeflacht. Nach Angaben der Brüssler Kommission wurden Tiere der Handelsklasse E im Mittel der 27 Mitgliedstaaten mit 165,86 Euro/100 kg SG abgerechnet; das waren 0,59 Euro oder 0,4 % mehr als in der Vorwoche. Über den höchsten Zuschlag von 3,9 % konnten sich dabei die italienischen
Mäster freuen.
Überdurchschnittlich stark ging es mit den Preisen mit jeweils rund 3 % auch in Litauen, Lettland und Rumänien nach oben. Deutlich geringer fiel das Plus mit 0,6 % bis 1,1 % in Österreich, Deutschland, Portugal und Estland aus. Weitgehend unveränderte Schlachtschweinepreise meldeten laut Kommission die meisten Mitgliedstaaten, darunter Frankreich, die Niederlande, Dänemark, Belgien und auch Spanien, obwohl dort in der Berichtswoche die nationale Leitnotierung eigentlich um rund 2 Cent/kg LG angezogen hatte.