Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
02.04.2013 | 11:25 | Futtermittelmarkt 

Futterpreise auf Rekordniveau

Damme - Die Preise für Mischfutter ziehen seit Wochen an, eine Entspannung ist nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil: In jüngster Zeit lassen immer neue Meldungen über die geringen Ernteprognosen in den USA die Kurse für Getreide und Soja weiter steigen. Doch woran liegt das?

TopTen Schweinemischfutterhersteller
Bild vergrößern
(c) ISN
Sind die volatilen Märkte der Auslöser oder ist es eher mangelnde Wettbewerbsintensität? Welche Rolle spielen die Futtermittelunternehmen bei diesen Tankstellenpreisen? Grund genug für die ISN, die Strukturen in der Mischfutterbranche zu analysieren, schließlich stellen die Futterkosten für Sauenhalter und auch für Schweinemäster den mit Abstand größten Kostenblock dar.

Das zentrale Ergebnis vorweg: Verglichen mit anderen Branchen des Agribusiness (Agrochemie, Schlachtbranche) ist der Konzentrationsgrad bei den Mischfutterherstellern relativ gering, so dass hier noch ein intensiver Wettbewerb festzustellen ist. Dieser Wettbewerb in der Branche ist einer der Standortfaktoren, die die Schweinehaltung im Nordwesten begünstigen, ist sich ISN-Marktexperte Matthias Quaing sicher. Ursache für die gestiegenen Preise sind also nicht die Mischfutterhersteller, sondern vielmehr die unberechenbaren Rohstoffmärkte.

Beachtliche Entwicklung in der Top Ten der Mischfutterhersteller
Die Wachstumsschritte und produzierten Mengen sind dennoch beeindruckend: Die Top Ten der Schweinefutterhersteller steigerten in den letzten zwei Jahren ihre Gesamttonnage um gut 20% auf rund 5,54 Millionen Tonnen Schweinemischfutter im Jahr 2011. So vereinen diese zehn Unternehmen einen Marktanteil von 56% auf sich.

Ins Auge sticht sofort das starke Wachstum der Agravis Raiffeisen AG. Um 76 % oder 650.000 Tonnen steigerte das genossenschaftliche Unternehmen seinen Absatz an Schweinemischfutter seit 2009. Die überdurchschnittliche Zunahme erklärt die Agravis unter anderem mit dem Erwerb von Gesellschaften bzw. in der Übernahme von zusätzlichen Gesellschaftsanteilen. Beispielsweise sei die Fugema in Malchin inzwischen eine 100-prozentige Agravis-Tochter.

Mit weiterem Wachstum im Bereich Schweinefutter konnten die Deutsche Tiernahrung Cremer und die Unternehmensgruppe Bröring ihre Positionen auf den Plätzen 2 und 3 behaupten. Der größte private Schweinemischfutterhersteller, mit Marken wie z.B. Deuka, wuchs in den vergangenen zwei Jahren im zweistelligen Bereich auf mittlerweile 850.000 Tonnen. Auch Bröring ist in den vergangenen fünf Jahren beständig gewachsen und konnte im vergangenen Jahr 670.000 Tonnen Schweinemischfutter verkaufen.

Seit einigen Jahren tummeln sich auch Dänen und Niederländer auf dem deutschen Markt für Mischfutter. Die dänische Dansk Landbrugs Grovvarelskab (DLG) hält beim Viertplatzierten, der Raiffeisen Hauptgenossenschaft Nord AG (HaGe) in Kiel, die Anteilsmehrheit. Mit 25.000 Tonnen mehr abgesetztem Schweinefutter konnte die HaGe Kiel um 5,6% wachsen. Die Hauptgenossenschaft ist weiter auf Expansionskurs und macht jüngst durch die geplante Übernahme einiger Muskator-Werke in Süd- und Ostdeutschland auf sich aufmerksam.

Die niederländische Gruppe For Farmers rangiert auf Platz 5 und konnte die Schweinefutterproduktion ebenfalls um 18% steigern. Das Unternehmen ist europaweit auf Expansionskurs und machte mit den Übernahmen von Hendrix Utd (NL) und BOCM Pauls (GB) von sich reden. Europaweit produziert For Farmers 6,5 Millionen Tonnen Mischfutter und zählt damit zu den europäischen Big Playern.

Von den wachstumswilligen Schweinehaltern im Oldenburger Münsterland profitierten in den vergangenen Jahren die GS Agri in Schneiderkrug und die Fleming & Wendeln Gruppe in Garrel auf den Plätzen 6 und 7. Die Genossenschaft aus Schneiderkrug (inkl. LBG Garrel und Landwehr) konnte den Absatz von Schweinefutter um gut 20 % auf 422.000 Tonnen ausweiten. Ähnliches gilt für die Fleming & Wendeln Gruppe (inkl. Leikra), die um 40.000 auf 355.000 Tonnen Schweinefutter zulegen konnten. Ein Teil des Wachstums ist auf die Übernahme der AWE Agrarhandel Weser Ems zurückzuführen.

Um jeweils 50.000 Tonnen konnten der ATR Landhandel und Rothkötter ihren Absatz von Schweinemischfutter ausbauen. Ebenfalls noch unter den Top Ten ist die LBD Damme. Die Genossenschaft verkauft 80% des Mischfutters an Schweinehalter und ist nach einer aufwühlenden Zeit während der Dioxinkrise wieder auf Wachstumskurs. Sie konnte ein Plus von 14% bzw. 27.400 Tonnen Schweinemischfutter gegenüber 2009 für sich verbuchen.

Zunehmende Schwankungen der Rohstoffpreise
Insbesondere die starke Volatilität der Rohstoffmärkte bereitet den Mischfutterherstellern zunehmend Schwierigkeiten. Die Kursentwicklungen der vergangenen Monate gleichen einer Achterbahnfahrt. Der Einkaufs- und Verkaufszeitpunkt kann deutliche wirtschaftliche Folgen haben, und zwar in positive als auch in negative Richtung. Der Handel auf den Rohstoffmärkten gleicht immer mehr einem Lotteriespiel mit den bekannten Risiken.

Futterkosten einzelbetrieblich kritisch beleuchten
Aber auch für schweinehaltende Betriebe entscheiden die Futterkosten immer mehr über den Erfolg bzw. Misserfolg, schließlich haben sich die Kosten innerhalb weniger Jahre annähernd verdoppelt. Die aktuell hohen Kosten sollten jeden Sauen- und Mastschweinehalter jetzt veranlassen, die Produktion genauestens unter die Lupe zu nehmen: Wie gut ist die Futterverwertung und welche Futterkosten je kg Zuwachs sind entstanden? Wie viel Futter wird je Sau bzw. je Ferkel benötigt und welche Kosten entstehen hierdurch?, rät ISN-Marktexperte Quaing jedem Betriebsleiter einen kritischen Blick über die eigenen Betriebsabläufe. Nur so könnten diese auch optimiert werden. (ISN)
Top 10 Schweinemischfutterhersteller 2011Bild vergrößern
Top 10 Schweinemischfutterhersteller 2011.
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Erstmals seit Kriegsbeginn wieder Tierfutter-Lieferung durch FAO nach Gaza

 Absatzwert von Nutztier-Futtermitteln in NRW gesunken

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken