«Viele
Betriebe kämpfen ums Überleben, erste Ställe bleiben über Winter wohl leer», sagte die Vorsitzende des Geflügelwirtschaftsverbands
MV, Marion Dorn, am Mittwoch auf dessen Jahrestagung in Teterow (Landkreis Rostock).
Hintergrund der Probleme seien immer neue baugesetzliche Vorgaben sowie die neue Technische Anleitung zur Reinhaltung der
Luft (TA Luft), die ab 1. Dezember 2021 gilt.
Wegen der neuen Richtlinie seien tierwohlgerechte Umbauten von Geflügelställen derzeit nicht möglich, erläuterte Dorn. Durch die TA Luft sei die Grenze bei Stickstoffemissionen trotz Protesten der
Geflügelhalter von bisher 5 Kilogramm pro Hektar auf 3,5 Kilogramm gesenkt worden. Dadurch seien beispielsweise Stallöffnungen durch Wintergärten für einen Auslauf nicht mehr möglich. In Deutschland werde der Umwelt- und Emissionsschutz immer stärker gegen das
Tierwohl ausgespielt, sagte Dorn.
Im Nordosten gibt es nach Angaben des Verbands rund 150 Mastgeflügelbetriebe, die im Jahr 6,5 Millionen
Hähnchen, Hühner und Puten mästen. Dazu kommen etwa 1,7 Millionen Legehennen in 54 Firmen, wobei der Nordosten als einer der wichtigsten Erzeuger von Bio-Eiern gilt. «Vielen Betrieben geht es zu gut zum Sterben, aber zu schlecht zum Leben», sagte die Verbandschefin.
Man bräuchte etwa sechs Cent mehr pro Kilogramm
Hähnchenfleisch, um wenigstens «eine schwarze Null zu schreiben.» Von der aktuellen Politik sei man enttäuscht: Weder bei Koalitionsverhandlungen in Schwerin noch in Berlin spiele die
Geflügelhaltung trotz der Probleme eine Rolle.
Es fehle ein Bekenntnis zur
Geflügelproduktion in Deutschland, sagte Dorn. Die
Futterkosten seien bis zu 70 Prozent gestiegen. Dazu kämen Probleme mit der Geflügelpest. So hat der Kreis Mecklenburgische Seenplatte Ende Oktober als erster im Nordosten eine Stallpflicht für größere Betriebe erlassen. Der letzte Seuchenzug 2020/21 habe das Land und die Tierseuchenkassen rund 5,2 Millionen Euro gekostet, sagte eine Sprecherin des Landesagrarministeriums.
Insgesamt waren der Vogelgrippe damals rund 340.000 Tiere in 26 Betrieben zum Opfer gefallen. In der Folge mussten auch die Tierseuchenkassen Beiträge erhöhen.