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05.04.2018 | 10:28 | Milchpreise 

Gespaltene Grundstimmung am Milchmarkt

Schwäbisch Gmünd - Die Grundstimmung am Welt-Milchmarkt ist derzeit gespalten.

Milchmarkt 2018
(c) proplanta
Positiv schlagen die stagnierende neuseeländische Erzeugung in Folge der La Niña bedingten Trockenheit, die stärker wachsende Weltwirtschaft, gestiegene Ölpreise und die im Jan/Feb wieder um rund 20 % gewachsenen Importe Chinas zu Buche.

Die niedrigeren Preise für Milchprodukte fördern offenbar die Nachfrage deutlich. Negative Faktoren sind die auch im Feb noch um 2,2 % höhere Anlieferungen der 10 weltweit wichtigsten Exporteure, weltweit hohe Bestände und Verunsicherungen durch zunehmenden Protektionismus.

Für die EU kommen als negative Faktoren der starke Euro und die zunehmende Konkurrenz durch die USA am Weltmarkt hinzu. In den USA wächst die Produktion seit Jahren nahezu konstant mit jährlichen Wachstumsraten von 1,8 bis 2 %. Von dort werden auch Rekordbestände von 600.000 t Käse und 126.000 t Butter gemeldet.

Die größten Probleme der EU-Milcherzeugung sind derzeit allerdings hausgemacht, denn die Milcherzeugung der EU lag auch im Januar 2018 noch bei +3,8 %. Damit hat sich das Wachstum gegenüber der Spitze im November mit +5,9 % zwar etwas abgeschwächt, dennoch konnten von der Mehrproduktion von 500.000 t (Feb. 17 - Jan 18) im selben Zeitraum nur 30.000 t Milchäquivalent mehr exportiert werden, und dies bei stagnierendem Binnenverbrauch.

Trotz bis zu 37 %-iger Steigerungen in Bulgarien, machten die Mehrmengen aus Deutschland, Frankreich, Polen und Italien 70 % der EU-Mehrmenge im Januar aus.

In Deutschland lag die Anlieferung im Januar bei +5,2 %, ein Jahr zuvor waren es noch -4,2 %. Seit Jahresanfang stagnieren die wöchentlichen Anlieferungsmengen saisonuntypisch, bzw. sind sogar leicht rückläufig. In KW 12 lag dadurch der Vorsprung nur noch bei +1,5 %. Im Interesse einer Marktstabilisierung bleibt zu hoffen, dass dieser Trend anhält.

Die Produktenpreise konnten davon teilweise profitieren, Blockbutter hat sich seit Januar von rund 4 €/kg wieder auf knapp 5 €/kg verbessert. Auch die Schnittkäsepreise ziehen langsam nach und haben sich inzwischen dank guter Nachfrage wieder von 2,50 auf 2,72 €/kg für Brotware befestigt.

Die Magermilchpulverpreise sind dagegen weiter unter Druck. Zuletzt wurden nur noch 1,16 €/kg für Futterqualitäten und 1,27 €/kg für Lebensmittelqualitäten notiert. Der Preisdruck wird trotz verbesserter Exportchancen durch die Auslagerung von MMP aus der Intervention verschärft: Im ersten Quartal wurden insgesamt 10.000 t aus der Intervention verkauft, die Preise sind von anfänglich 1,19 auf zuletzt 1,05 €/kg abgerutscht.

Am Terminmarkt werden Butterkontrakte für 2018 aktuell zwischen 4,90 und 5,09 €/kg gehandelt, bei MMP liegen die Kontraktkurse aktuell zwischen 1,29 und  1,45 €/kg. Der daraus abgeleitete „Kieler Börsenmilchwert" ergibt für 2018 theoretische Erzeugerpreise von 29 - 31 ct/kg.

Der Kieler Rohstoffwert fiel in Folge der zurückgehenden Butter- und MMP-Preise im Februar auf 27,3 ct/kg, für März wird der Wert wieder um 1,9 ct/kg auf 29,2 ct/kg steigen.

Auch der Spotmarkt hat empfindlich auf das höhere Angebot reagiert, über Weihnachten brachen die Preise bis auf 15 ct/kg ein, bis Mitte März haben sich die Preise in Deutschland wieder auf über 25 ct/kg erholt. Vor Ostern und in im Gefolge der B.M.G.-Pleite wurden nur noch 24,1 ct/kg festgestellt. In Holland liegen die Preise derzeit bei 28,25 ct/kg, in Italien bei 30,9 ct/kg.

Bei den Erzeugern kommt die Marktentwicklung zeitversetzt und gedämpft an. Im November haben die Erzeugerpreise im Land ihre Spitze von 38,6 ct/kg erreicht, im Februar wurden im Land rund 35,5 ct/kg ausbezahlt. Die Spanne zwischen den Molkereien liegt dabei aktuell bei rund 7 ct/kg. Nachdem der Markt sich in den letzten Wochen etwas gefangen hat, hängt die weitere Entwicklung stark vom Anlieferungsverhalten und den Ergebnissen der im April anstehenden Verhandlungen mit dem LEH ab.

Bei Biomilch steigen die Anlieferungen sprunghaft, im Januar lag der Vorsprung in Deutschland bei +33,3 %, in Baden-Württemberg bei +34,6 %. Für 2017 betrug der Anstieg +18,1 bzw. +16,1 %. Nicht nur die neu hinzu kommenden Umstellungsbetriebe tragen dazu bei, sondern auch insgesamt höhere Intensitäten in den bestehenden Betrieben.

Der Markt nimmt die zusätzlichen Mengen zunehmend schwerer auf, dies zeigt sich auch bei der B.M.G.-Pleite, wo Biolieferanten die größten Probleme haben, neue Abnehmer zu finden.

Preislich zeigt sich der Markt stabil, im Februar wurden nach Angaben von Bioland bundesweit 49 ct/kg ausbezahlt. Offenbar wird der Biobereich vom LEH unterstützt bzw. geschont.
LEL Schwäbisch Gmünd
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