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02.06.2012 | 09:31 | Getreidemarkt 

Aktueller Marktbericht: Getreide

Schwäbisch Gmünd - Die Getreidebilanz 2011/12 weist in der Maischätzung des USDA einen Bestandsabbau von knapp 1 Mio. t auf.

Getreide
(c) proplanta
Im März wurde noch von einer Bestandsaufstockung von 2 Mio. t ausgegangen. Der IGC hat die noch im März prognostizierte Aufstockung von 5 Mio. t auf Null reduziert. Erste Schätzungen für 2012/13 differieren erheblich.

Das USDA erwartet mit 1.905 Mio. t (+68 Mio. t, ohne Reis) eine höhere Getreideernte als 2011/12, der IGC sieht dies mit +32 Mio. t vorsichtiger. Laut USDA könnten 2012/13 einen Bestandaufbau von 15 Mio. t, laut IGC von 2 Mio. t mit sich bringen.

Die EU-Kommission schätzt die EU-Getreidebilanz 2011/12 ausgeglichen ein. Der Ernte von 284 Mio. t stehen ein Verbrauch von 274 Mio. t und ein Nettoexport von 10 Mio. t gegenüber. Der Endbestand bliebe mit 36 Mio. t praktisch unverändert.

Die europäischen Getreideendbestände sind in den letzten 5 Jahren um 20 Mio. t geschrumpft, die Interventionslager wurden praktisch vollkommen geräumt und die rechnerische Reichweite sank von 80 Tagen in 2008/09 auf nur noch 48 Tage in 2011/12. 2012/13 soll einer Ernte von 283 Mio. t ein Verbrauch von 276 Mio. t gegenüber stehen.

Bei einem Nettoexport von 10 Mio. t sollen die Endbestände weiter auf 33 Mio. t (44 Tage) schrumpfen. Ähnliches war in der EU zuletzt im Trockenjahr 2003 zu beobachten.

In Deutschland wurde 2011 41,9 Mio. t gedroschen. Der Verbrauch ist noch nicht ermittelt, bei 43,7 Mio. t wie im Vorjahr fiele aber erstmals seit der Wiedervereinigung der Selbstversorgungsgrad auf unter 100 % und Deutschland würde zum Nettoimporteur.

Die Aussichten für 2012/13 sind nicht viel besser. Die Anbaufläche für Getreide soll 6,42 Mio. ha betragen. Wegen der starken Frostschäden musste die Fläche im Mai nochmals revidiert werden.

Das zu erwartende Ertragsniveau dürfte mit 65 dt/ha kaum höher als im schwachen Vorjahr liegen. Der DRV schätzt die Ernte 2012 auf 42,4 Mio. t. In Summe dürfte Getreide 2012/13 in Deutschland und Europa eher knapp sein. Weltweit wird ein deutlicher Überschuss bei Mais prognostiziert, so dass die Weltgetreidebilanz durchaus leicht positiv ausfallen könnte (sofern es das Wetter zulässt).


Futtergerste

Futtergerste In Deutschland scheint dem schwachen Wintergerstenjahr 2011 ein weiteres zu folgen.

Die ursprünglich vom Statistischen Bundesamt im Januar prognostizierte Ausdehnung der Wintergerstenfläche auf 1,24 Mio. ha (+5 %) musste aufgrund der Frostschäden auf 1,08 Mio. ha zurückgenommen werden. Betroffen sind v.a. Hessen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und NRW.

Die ausgewinterten Flächen wurden überwiegend mit Sommerungen nachgesät. Auf den verbleibenden Flächen ist wegen Teilschäden auch nicht mit Spitzenerträgen zu rechnen. Der DRV rechnet mit einer Ernte von 6,85 Mio. t (+2,5 %), deutlich weniger als 2008 bis 2010, wo im Schnitt 9,4 Mio. t Wintergerste geerntet wurden.

Auf europäischer Ebene soll die Gerstenernte mit 55,2 Mio. t den Bedarf von 54,8 Mio. t gerade decken. Weltweit wird bei einer Ernte von 138 Mio. t und einem Verbrauch von 137 Mio. t vom IGC ebenfalls ein leichter Produktionsüberschuss gesehen.

Im aktuellen Markt kann sich Futtergerste knapp behaupten. Die Erzeugerpreise haben in den vergangenen Wochen leicht nachgegeben und liegen aktuell in Baden-Württemberg bei rund 19,60 €/dt. Der Marktverlauf wird derzeit als eher ruhig beschrieben.


Braugerste

Die Anbaufläche von Sommergerste wurde infolge der Auswinterungen deutlich ausgeweitet. Im Januar sollte die Sommergerstenfläche noch maximal den Umfang des Vorjahres erreichen, eher sogar leicht rückläufig sein.

Ende Mai werden nun 545.000 ha (+30 %) erwartet. Allerdings wird auf vielen Flächen Futterersatz für fehlenden Winterweizen und Wintergerste wachsen. Netto kommt die Braugerstengemeinschaft e.V. in München sogar auf eine tendenziell eher rückläufige Braugerstenfläche. Dabei darf nicht vergessen werden, dass auch in Frankreich viele Auswinterungsflächen mit Sommergerste nachgesät wurden.

Insgesamt wurde der Sommergerstenanbau in Europa deutlich ausgeweitet. Dies und die eher verhaltene Einkaufsbereitschaft der Mälzer drücken auf die Preise. Für Braugerste lassen sich derzeit nur Erzeugerpreise um 21 €/dt erzielen.

Anfang März lag das Niveau 3 €/dt höher. Auch die Kurse (Nov12) an der MATIF sind seit Jahresbeginn um 30 €/t auf ein Band von 217 bis 230 €/t eingebrochen und tendieren derzeit seitwärts.


Brotweizen

Winterweizen war in Deutschland vom Frost am stärksten betroffen. Von 3,23 Mio. ha Aussaatfläche standen im Mai noch 2,87 Mio. ha. Betroffen sind vor allem Hessen, Niedersachsen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Aber auch Brandenburg, Sachsen und weitere Länder haben hohe Ausfälle zu verzeichnen. Damit verspricht die kommende Weizensaison Spannung.

Sowohl in Deutschland mit einer Erntemenge von 22 Mio. t, als auch in Europa mit 126,7 Mio. t wird die Weizenbilanz trotzdem wohl leicht positiv ausfallen. Die Welt-Weizenbilanz hingegen wird sowohl vom IGC (-10 Mio. t) als auch vom USDA (-9 Mio. t) defizitär gesehen.

In Deutschland dürfte die Gesamt-Getreidebilanz wohl zum zweiten Mal in Folge ein leichtes Defizit aufweisen. Europa soll aktuell zwar noch einen Produktionsüberschuss von 7 Mio. t haben, wegen des Netto-Getreideexports von 10 Mio. t werden aber die Bestände auch 2012/13 weiter rückläufig sein. Daher dürften die Weizenpreise 2012/13 eher feste Tendenzen aufweisen.

Die aktuellen Erzeugerpreise bei Brotweizen lagen in den letzten Maiwochen in Baden-Württemberg bei rund 20 €/dt. Sie haben damit in den letzten Wochen um 5 um 4 €/dt angezogen. Prämien für Qualitätsweizen hingegen sind praktisch weggefallen, auch E-Weizen wird nur 0,5 bis 1 €/dt höher bezahlt.


Terminmarkt Weizen

Weizen der Ernte 2012 tendierte in Chicago seit Dezember seitwärts zwischen 640 und 720 ct/bushel, in Paris hingegen legte er einen Höhenflug von 176 auf über 210 €/t hin. Bei Weizen erwartet der Weltmarkt eine eher enge Situation, die Weltmarktpreise in US-Dollar behaupten sich, in Europa konnte der Preis vom schwachen Euro profitieren und ansteigen.

Sollten die Prognosen halbwegs zutreffen besteht für Weizen nach der Ernte sicherlich noch Luft nach oben. Dennoch gilt zu bedenken, dass Erzeugerpreise von 19 bis 20 €/dt in den meisten Fällen mehr als kostendeckend sind. Wer noch nicht aktiv war sollte deshalb spätestens jetzt über eine Teilabsicherung nachdenken.

Bei Mais der Ernte 2012 fielen die Kurse seit Dezember in Chicago in der Hoffnung auf einen deutlichen Produktionsüberschuss um über 10 %, während Paris währungsbedingt zwischen 184 bis 196 €/t seitwärts tendierte.


Quelle: LEL Schwäbisch Gmünd
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