«Ob und inwieweit die Landwirte diese Preise nutzen können, hängt davon ab, wann und zu welchen Preisen sie verkaufen», sagte der Experte für Getreide und Ölsaaten beim Deutschen Raiffeisenverband, Guido Seedler, der Nachrichtenagentur dpa.
Landwirte wie Händler müssten generell darauf achten, gewachsene Preisrisiken abzufedern und zu minimieren.
«Eine Strategie ist, dass man die Mengen im Verkauf splittet und teils schon vor der Ernte zu einem Preis vermarktet, der einem attraktiv erscheint», erläuterte Seedler.
«Dann kann es sein, dass man bestimmte Preisspitzen nicht mehr mitnehmen kann. Es kann aber auch sein, dass die Preise fallen und man zu einem guten Zeitpunkt verkauft hat.»
Aktuell würden für Brotweizen 230 bis 240 Euro pro Tonne erlöst und damit 20 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. «Ich gehe davon aus, dass wir in diesem Jahr ein relativ hohes Preisniveau halten werden», erwartet der Experte.
Auf die Futterkosten von Tierhaltern schlügen sich höhere Preise für Getreide nicht in vollem Umfang nieder, sagte Volker Petersen, beim
DRV zuständig für politische Beziehungen.
«Der Getreide-Anteil im Mischfutter, das von deutschen Landwirten zugekauft wird, liegt bei etwa 45 Prozent.» Bei der Futterproduktion werde versucht, die kostengünstigste Variante für die Bauern zu erreichen und teurer gewordene Bestandteile zu ersetzen. «Das ist ein ständiger Optimierungsprozess.»
Alternativen seien Mais-Verarbeitungsprodukte oder verschiedene Sorten Getreide wie auch Hafer, Weizen, Gerste.
Wie sich Preissteigerungen in bestimmten Ländern auswirkten, hänge davon ab, wie stark die Importabhängigkeit sei, erläuterte Petersen.
«Die These, durch gestiegene Preise kämen alle Länder in die Bredouille, ist differenziert zu betrachten.» Auf dem Weltmarkt gebe es schon seit einigen Jahren stärkere Preisschwankungen, als es früher im abgeschotteten europäischen
Agrarmarkt üblich war.
Der
Raiffeisenverband vertritt 2.500 Genossenschaftsunternehmen im Agrarhandel und der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Die Mitgliedsfirmen erwirtschaften mit 100.000 Beschäftigten rund 48 Milliarden Euro Jahresumsatz. (dpa)