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02.04.2022 | 01:23 | Getreidemarkt 

Getreidepreise schnellen nach Russland-Einmarsch in die Höhe

Schwäbisch Gmünd - Nach mehreren aufeinander folgenden Jahren mit überwiegend positiven Bilanzen waren die globalen Endbestände zum 30.06.2020 auf ein solides Niveau von 633,5 Mio. t angewachsen.

Getreidepreise 2022
(c) proplanta
Aufgrund mehrfacher Abwärtskorrekturen im Laufe der Vorjahressaison durch das USDA drehte die globale Getreidebilanz 2020/21 von einer anfänglichen Überschussprognose ins Negative und zeigte sich zum Abschluss des Wirtschaftsjahres am 30.06.2021 mit einem Bestandsabbau von 22 Mio. t auf 611 Mio. t deutlich defizitär.

Eine ähnliche Entwicklung, wenn auch schwächer ausgeprägt, vollzog sich im laufenden Wirtschaftsjahr 2021/22. Laut Märzzahlen des USDA soll die Erzeugung bei 2.277 Mio. t liegen, so viel wie nie zuvor. Der Verbrauch wird mit 2.264 Mio. t immer noch leicht darunter gesehen. Die Endbestände, die im Mai 2021 noch als steigend eingeschätzt wurden, werden nach der aktuellen Schätzung mit rund 608 Mio. t als leicht rückläufig gesehen.

Grund für die Abwärtskorrektur der Produktion im Herbst 2021 war v.a. eine trockenheitsbedingt schwächere Ernte in Kanada und Russland. Deren Rückgang wurde zum Teil durch gute Ernten auf der Südhalbkugel, v.a. in Australien und Argentinien aufgefangen. Der stock-to-use-ratio, das Verhältnis zwischen Endbestand und Weltgetreideverbrauch, läge damit bei 26,8 %.

Der Blick auf 2022/23 gestaltet sich schwierig. Im Zeichen des Ukrainekonflikts bangt die Welt um die neue Getreideernte und besonders um die Verfügbarkeit von Getreide auf dem Weltmarkt. Knapp 25 % des Welthandelsvolumens bzw. 108 Mio. t Getreide wurde 2021/22 vom Schwarzen Meer exportiert. Der Anteil der Ukraine daran beträgt rund 60 %.

Angesichts des Krieges fürchtet man, könnten große Teile zumindest des ukrainischen Exports ausfallen. Betroffen wären davon v.a. viele afrikanische Länder, aber auch die Türkei und weitere Staaten im Nahen Osten.

Im Märzbericht schätzt die EU-Kommission die EU-Getreideernte 2021/22 auf 293,3 Mio. t und den Binnenverbrauch auf nahezu unverändert 260,5 Mio. t. Nach einer mit 281,3 Mio. t unterdurchschnittlichen Ernte 2020 zeigte sich die 2021er Ernte gut zufriedenstellend.

Die im Herbst vollzogenen Abwärtskorrekturen wurden in den aktuelleren Schätzungen wieder aufgehoben. Der Selbstversorgungsgrad soll mit 112,6 % gegenüber dem 10-Jahresdurchschnitt (107,8 %) überdurchschnittlich ausfallen. Bei wiederholt noch oben korrigierten Exporten (48,9 Mio. t; Vorjahr 42,9) und vergleichsweise niedrigen Importen (18,9 Mio. t; Vorjahr 21,1) sollen die Endbestände zum 30.06.2022 auf 44,7 Mio. t (Vorjahr: 41,8) leicht anwachsen.

In ihrer ersten Einschätzung der Ernte 2022/23 geht die Kommission von einer nochmals größeren Ernte von 297,7 Mio. t aus. Kennzeichnend für die kommende Saison sollen die außerordentlich hohen Exporte von 55,4 Mio. t sein, die man derzeit aufgrund des Ukrainekonflikts erwartet. Europa wird nach Einschätzung der Kommission voraussichtlich einen Teil der möglicherweise durch den Konflikt fehlenden Exporte vom Schwarzen Meer ausgleichen können.

Die deutsche Getreideernte 2021 wird nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes auf 42,36 Mio. t geschätzt. Es handelt sich dabei um die drittschwächste Ernte der letzten 20 Jahre. Nur die Ernten in den Trockenjahren 2003 und 2018 waren niedriger. Die Getreidefläche war 2021 mit nur 6,05 Mio. ha die kleinste der letzten 20 Jahre, der Ertrag lag mit 70,0 dt/ha hingegen leicht über dem Mittel der letzten 5 Jahre (69,1). 2021 war geprägt von nasskalter Witterung während des ganzen Sommers.

Schwache Hektolitergewichte bei praktisch allen Getreidearten (Ausnahme Mais) waren die Folge. Entsprechend fielen die Erntemengen häufig eher nicht zufriedenstellend aus. Die Druschergebnisse von Körnermais waren dagegen gut. Die Erträge werden mit 103,6 dt/ha als deutlich überdurchschnittlich beschrieben (5-Jahresmittel: 94,8).
LEL Schwäbisch Gmünd
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