Die wöchentlich an der Wiener
Produktenbörse notierten Kurse geben das hektische Auf und immer wieder zwischendurch auch einmal Ab an den globalen Leitbörsen nicht in ihrer vollen Dramatik, sondern geglättet wieder. Die Tendenz weist aber unterm Strich der abgelaufenen Woche sowohl international als auch in Wien weiter nach oben. Wobei aber bei den Marktteilnehmern die Unsicherheit mitschwingt, wann das Ende der Fahnenstange erreicht sein wird, oder ob die anhaltende Hausse nicht im späteren Verlauf des Wirtschaftsjahres als Blase platzen könnte. Aus dieser Unsicherheit heraus tun sich sowohl Abnehmer als auch Abgeber zurzeit schwer, Preise für längerfristige Kontrakte zu finden, obwohl die Mühlen sichtlich bemüht sind, ihren Rohstoffbedarf auf mehrere Monate hinaus zu sichern.
So bleibt es zurzeit bei kontinuierlichen, kleineren Abschlüssen am Inlandsmarkt. Insbesondere der genossenschaftliche Handel betont, eine kontinuierliche Rohstoffversorgung zu garantieren und nicht auf das Zurückhalten von Ware setzen zu wollen.
Landwirte wollen Nahrungsmittelversorgung den Vorrang geben Auch die Landwirte wollen der Nahrungsmittelversorgung den Vorrang vor alternativen Verwendungen wie die Energieerzeugung geben. Sie fordern aber eine entsprechende Beteiligung an den gestiegenen Preisen. In Österreich ist mittlerweile eine breite öffentliche Diskussion über Erhöhungen von Verbraucherpreisen als Folge der gestiegenen Rohstoffkosten in Gang gekommen. Allgemein setzt sich dabei die Einsicht durch, dass die Preise entlang der ganzen Wertschöpfungskette bis hin zum Endverbraucher zulegen werden, wobei aber die Landwirte besonders die Verdünnung des Effekts der Rohstoffkosten bis hin zum Endprodukt betonen.
Mühlen wollen Mehlpreise noch im August erhöhen Aus dem Verband der Mühlenindustrie, die mit einer Rohstofftangente von etwa 70 bis 75% an ihren Preiskalkulationen als erste Veredelungsstufe noch am unmittelbarsten betroffen ist, hieß es am Freitag, in der Bäckerbranche und Backwarenindustrie setze sich allmählich das Verständnis für unmittelbare und "gravierende" Mehlpreiserhöhungen durch. Die Müller halten ein Hinaufsetzen ihres Abgabepreises von Mehl noch im August im "zweistelligen Cent-Bereich" für notwendig. Die Bäckerinnung deutete heute ebenfalls Preiserhöhungen für Gebäck an und begründete sie nicht nur mit höheren Rohstoffpreisen, sondern auch mit steigenden Kosten in den Bereichen Energie, Löhne, Transport und Verpackung. Man werde sich aber bemühen, "die kommende Kostenlawine im Interesse der Konsumenten mit Augenmaß zu bewältigen", unterstrich Bundesinnungsmeister Heinz Hofmann in einer Aussendung.
Erstmals Notierung für Mahlweizen und Mahlroggen in Wien Neben den neuerlichen Preissprüngen bei Premium- und Qualitätsweizen in der Größenordnung von EUR 15,- pro t auf 212,- bis 218,- respektive EUR 205,- bis 212,- pro t notierten diese Woche in Wien erstmalig aus der Ernte 2007 auch Mahlweizen mit EUR 200,- bis 205,- pro t und Mahlroggen mit EUR 195,- bis 200,- pro t.
Das Weizengeschäft ist noch von Inlandsabschlüssen geprägt. Der Italienmarkt hat sich in seine August-Ferien verabschiedet. Außerdem besteht noch zu wenig Klarheit, wie es mit der Qualität des deutschen Mitbewerbs aussieht, nachdem Regen während der Ernte hier Probleme wie bei der Fallzahl verursacht haben könnte. Die Erlöschancen für österreichischen Aufmischweizen in Italien dürften sich demnach letztlich an den Vergleichskalkulationen mit dem Einstandspreis von US-Weizen orientieren. Die Roggenpreisbildung erfolgte vor dem Hintergrund der Unsicherheit, ob die inländische Erzeugung den Eigenbedarf knapp decken können wird, oder ob wiederum Importe notwendig sein werden.
Kein Preisdruck aus Ungarn Aus Ungarn bleibt Preisdruck nach wie vor aus, da auch dort unter dem international etablierten Preisniveau keine Bereitschaft zur Abgabe von Ware und ein Nachfragesog aus benachbarten Ländern wie aus dem von Dürre schwer heimgesuchten Rumänien herrscht. In Brüssel entfiel diese Woche wegen der August-Ferien der
EU-Kommission der Verwaltungsausschuss Getreide, sodass auch keine neuen Zuschläge für den Verkauf von Interventionsgetreide, wie zum Beispiel Mais aus Ungarn, Trends setzen konnten.
Qualität der Roggenernte zufriedenstellend Die Branche zeigt sich mit der Qualität der Roggenernte zufrieden, wie man überhaupt die Qualität des Gros der Ernte ordentlich habe reinbringen können. Lediglich bei Sommergerste bemüht man sich noch weiterhin um eine Sortierung möglichst braufähiger Partien. Mengenmäßig spricht man bei regional stark gestreuten Erträgen von einer Durchschnittsernte.
Nach der zuletzt nur nominellen Notierung ist diese Woche auch der Futtergerstenmarkt wieder angesprungen und die Wiener Produktenbörse setzte das Preisband gleich um satte EUR 18,50 pro t auf 170,- bis 175,- pro t hinauf. (aiz)