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02.12.2020 | 09:59 | Getreidemarkt 

Getreidepreise tendieren größtenteils seitwärts

Schwäbisch Gmünd - Nach fünf aufeinander folgenden Jahren mit überwiegend positiven Bilanzen sind die Welt-Getreideendbestände zum 30.06.2020 auf ein solides Niveau von 632,5 Mio. t angewachsen.

Getreidepreise 2020
(c) proplanta
Trotz mehrfacher Abwärtskorrektur durch das USDA, insbesondere in der Juli- und Novemberschätzung, zeigt sich auch die Welt-Getreidebilanz 2020/21 noch leicht im Plus. 2020/21 soll eine Ernte von 2.220 Mio. t bringen.

Der Verbrauch wird mit 2.200 Mio. t noch leicht darunter gesehen. Als Folge ergäbe sich ein Anstieg der Endbestände auf 642 Mio. t. Der stock-to-use-ratio, das Verhältnis zwischen Endbestand und Weltgetreideverbrauch, läge damit für 2020/21 bei 29,2 %.

Im Aprilbericht 2020 taxierte die EU-Kommission die Getreideernte 2020/21 der EU-27 noch auf knapp 290 Mio. t, den Verbrauch auf 261,3 Mio. t. Inzwischen wurden die Erwartungen aufgrund der Trockenheit in weiten Bereichen der Mitgliedsstaaten auf nur noch 271,3 Mio. t abgesenkt. Damit sinkt der Selbstversorgungsgrad auf 104,1 %, gegenüber 107,5 % im Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Bei unverändert eingeschätzten Exporten (39,2 Mio. t) und etwas höheren Importen (28,4 Mio. t) wären die Endbestände zum 30.06.2021 mit 44,3 Mio. t knapp unter Vorjahresniveau von 44,5 Mio. t.

Die deutsche Getreideernte 2019 (mit Mais) wurde vom Statistischen Bundesamt Anfang Februar mit 44,3 Mio. t festgestellt (Vj. 37,95). Nach ersten Zahlen des BMEL liegt die deutsche Getreideernte 2020 (ohne Mais) mit nur 39,1 Mio. t knapp 4 % unter Vorjahr (40,6) bzw. 6 % unter dem 5-Jahresmittel (41,6).

Weniger Weizen, weniger Gerste, aber etwas mehr Körnermais führen zu diesem Ergebnis. Die Weizenproduktion wird bei 21,88 Mio. t gesehen (-5,1 % gg. Vj.). Die Gerstenernte soll 10,89 Mio. t betragen (-6,1 %). Körnermais soll durch etwas mehr Fläche und einen etwas höheren Ertrag 3,87 Mio. t (+5,7 % gg. Vj.) bringen.

Futtergerste



Die Erzeugerpreise für Futtergerste im Süden lagen nach der Ernte bei eher schwachen 13,50 €/dt. In den letzten Wochen war ein leichter Aufwärtstrend zu spüren.

Während deutschlandweit inzwischen die Preise um rund 2 €/dt auf 16,10 €/dt angezogen haben zeigte sich das Plus im Süden auf 14,20 €/dt bislang eher verhalten. Auf EU-27-Ebene wird die Gerstenernte nach einer leichten Abwärtskorrektur in den letzten Monaten auf 54,19 Mio. t beziffert.

Bei einem Binnenverbrauch von 44,0 Mio. t und einem unverändert eingeschätzten Export von 10,5 Mio. t könnten sich die Bestände bei 6,26 Mio. t knapp über Vorjahresniveau (5,6) halten. Für Deutschland beziffert das BMEL den Wintergerstenanbau auf 1,31 Mio. ha (Vj. 1,35) und die Erntemenge auf 8,85 Mio. t (Vj. 9,76) bei einem Durchschnittsertrag von 67,5 dt/ha (Vj. 72,2).

Trotz der eher knappen Versorgungslage sind am Kassamarkt nur unbefriedigende Preise zu erzielen. Eine insgesamt gute Versorgung weltweit, überwiegend gute Ernten in den Schwarzmeer-Anrainerstaaten, vor allem aber Unsicherheiten im Schweinemarkt durch den ASP-Ausbruch in Deutschland sowie die Auswirkungen der Corona-Fälle in der Schlachtbranche wirken weiter dämpfend.

Vor allem der Stau an Schlachtschweinen, welche nicht rechtzeitig die Ställe räumen, beschert derzeit Ferkelerzeugern und Mästern desaströse Preise. Das wirkt massiv hemmend auf die Bereitschaft zur Einstallung und damit auf den Bedarf an Futtergerste.

Brotweizen



Das Jahr 2019/20 schloss mit einer Weizenerzeugung von 765 Mio. t und einem Verbrauch von 742 Mio. t mit einem positiven Ergebnis. Der Endbestand zum 30.06.2020 stieg auf einen Wert von 301 Mio. t (stock-to-use-ratio = 40,5 %). Für 2020/21 sieht das USDA in seiner Novemberschätzung erneut eine positive Bilanz.

Einer Ernte von 772 Mio. t soll ein Verbrauch von 750 Mio. t gegenüberstehen. Damit würde der Endbestand mit 321 Mio. t die 300 Mio. t-Marke deutlich übersteigen. In der EU-27 bestätigt die Kommission die Weizenernte 2019 (einschl. Durum) in ihrer Novemberschätzung bei gut 138 Mio. t. Damit wurde im vergangenen Jahr, ähnlich wie bei Mais, das zweitbeste Ernteergebnis aller Zeiten gedroschen. Nur 2014/15 war die Ernte noch besser.

Für 2020/21 fällt die Weizenernte aufgrund der Trockenheit in weiten Teilen Europas geringer aus. Auf nur 123,1 Mio. t beläuft sich die Novemberschätzung. In Deutschland ist 2020 nach Zahlen des BMEL eine Weizenmenge von 21,88 Mio. t. bei einem Durchschnittsertrag von 77,2 dt/ha gedroschen worden (Vj: 23,06 Mio. t; 74 dt/ha).

Mit aktuellen Erzeugerpreisen um 16,80 €/dt konnte sich Brotweizen zwischenzeitlich deutlich vom Erntedruck befreien. Direkt in der Ernte lagen die Preise um 15 €/dt. In Summe zeigt sich die weltweite, aber auch die europäische Versorgung noch immer als solide. Dennoch konnten sich die Weizenpreise deutlich befestigen, getragen von der knapperen Einschätzung der Welt-Getreidebilanz und umfangreichen Käufen Chinas.

Der ASP-Ausbruch in Deutschland und die Corona-Krise machen sich im Weizenmarkt derzeit nur wenig bemerkbar. Für die Entwicklungen der kommenden Wochen von Bedeutung sind die Nachrichten von der Südhalbkugel. Dort steht im 1. Quartal 2021 die Ernte an.
LEL Schwäbisch Gmünd
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