Und vom Frühjahr bis in den Herbst erschwerten
Wetterkapriolen vielen Landwirten quer durch die Republik die Aussaat und die Ernte. Trotzdem bilanzierte Bauernpräsident Gerd
Sonnleitner am Dienstag einigermaßen gelassen: «Ein spannendes Jahr 2011 liegt fast hinter uns.» Denn die steigende Lebensmittelnachfrage auf den Weltmärkten und die wachsende Bedeutung der Bioenergie in den Dörfern haben die deutsche Agrarbranche kräftig belebt - auch wenn Sorgen bleiben.
Nach zwei Flautejahren wegen der allgemeinen Konjunkturschwäche hellt sich die Tendenz auf, wie der oberste Landwirt konstatierte. Die Betriebe verbuchten insgesamt steigende Einkommen. Dabei zeigte sich aber je nach Produktionszweig ein sehr unterschiedliches Bild.
«Die EHEC-Krise war das Schlimmste, was unsere Gemüsebauern seit
Tschernobyl erlebt haben», sagte Sonnleitner. Im Sommer war der Markt wegen zwischenzeitlicher Warnungen vor Gurken, Tomaten und Salat so gut wie zusammengebrochen. Das habe Millionen gekostet und sei durch Entschädigungszahlungen der EU nicht annähernd auszugleichen gewesen.
Negativ schlossen auch die meisten Schweine- und Geflügelbetriebe das Geschäftsjahr 2010/11 ab, das am 30. Juni endete. Ihr Gewinn, in der Branche als durchschnittliches Einkommen je Arbeitskraft angegeben, sackte um 30 Prozent auf 20 900 Euro. Ins Kontor schlugen neben Einbußen wegen des Dioxin-Skandals zu Jahresbeginn Mehrkosten für Futter und Energie. Vor allem Ferkelzüchter waren auf der Verliererseite, da sie nur niedrigere Preise erzielen konnten.
Von höheren Preisen profitieren dagegen Ackerbauern, bei denen das Jahreseinkommen pro Arbeitskraft im Schnitt auf 38.500 Euro stieg. Und das, obwohl das Frühjahr viel zu trocken war und die Mähdrescher im Sommer wegen völlig durchnässter Böden immer wieder Zwangspausen einlegen mussten. Die Erntemengen in Deutschland sind für die Preise aber nicht allein ausschlaggebend, die maßgeblich über internationale Rohstoffbörsen bestimmt werden. Und die globale Nachfrage zog nach dem Ende der
Wirtschaftskrise an, besonders in Asien.
Wie viel Supermarktkunden künftig für Lebensmittel zahlen müssen, gilt als schwer vorherzusagen. Preissteigerungen bei Lebensmitteln dürften 2012 aber wahrscheinlich unter der allgemeinen Inflation bleiben, sagte Sonnleitner.
Für neuen Wirbel zum Ende des «spannenden Jahres» 2011 sorgt gerade ein Skandal um fälschlicherweise als Bio- Produkte deklarierte herkömmliche Lebensmittel in Italien. Wegen der grenzüberschreitenden Geschäftsbeziehungen sind wohl mehrere Hundert Tonnen - vor allem Futtermittel wie Soja und Raps - nach Deutschland gekommen. «Dieser Fall muss vollständig und schnell aufgeklärt werden», forderte Bundesagrarministerin Ilse
Aigner (CSU). «Schließlich steht das Vertrauen in Bio-Produkte auf dem Spiel.»