Die weltweite Erzeugung in ausgewählten Ländern würde demnach um rund 4,9 Mio t oder 4,6 % über dem Niveau von 2021 liegen. Maßgeblich für die Korrektur war die Entwicklung in China, wo deutlich mehr Schweine zur Schlachtung gelangten als angenommen.
Für 2023 wurden sowohl für die Produktion als auch für den Verbrauch in der Volksrepublik die Zahlen im Vergleich zur Herbstprognose ebenfalls nach oben gesetzt. Die weitgehende Aufhebung der Corona-Restriktionen wird die Produktion und Nachfrage für
Schweinefleisch auf ein höheres Niveau heben, so die Washingtoner Analysten.
Für 2022 wird nun eine chinesische Schweinefleischerzeugung von 55,0 Mio t ausgewiesen, was nahe bei den kürzlich vom Pekinger Statistikbüro angegebenen 55,4 Mio t liegt. Allerdings hat das USDA seine Produktionsdaten für 2021 nicht angepasst, wodurch das Schweinefleischaufkommen im vergangenen Jahr um fast 16 % gestiegen sein soll. Chinas Statistikamt gab hingegen eine realistischere Zuwachsrate von 4,6 % an.
Für das laufende Jahr rechnet das amerikanische
Landwirtschaftsministerium mit einer stabilen
Schweineproduktion in der Volksrepublik und einem nahezu unveränderten Verbrauch von knapp 57 Mio t. Gegenwärtig ist die Nachfrage laut Berichten aus China wegen der hohen Corona-Infektionszahlen aber schwach und muss erst wieder Tritt fassen.
Nach der Halbierung der chinesischen Schweinefleischimporte im vergangenen Jahr kann laut USDA für 2023 mit einer Stabilisierung auf geringerem Niveau von etwa 2,1 Mio t ohne Schlachtnebenerzeugnisse gerechnet werden.
Sinkende Bestände unberücksichtigt
Ein großes Fragezeichen muss bei der USDA-Prognose für die
Schweinefleischproduktion in der Europäischen Union gemacht werden, die 2023 mit 22,6 Mio t knapp unverändert eingeschätzt wird. Aus nahezu allen Mitgliedstaaten wird derzeit jedoch von einem deutlich geringeren Schweineaufkommen als im Vorjahr berichtet, selbst in Spanien liegen die Schlachtzahlen unter dem Vorjahresniveau.
Bei der
Viehzählung im Sommer 2022 war der
Schweinebestand in der Gemeinschaft bereits um 4,6 % rückläufig, bei den noch ausstehenden Ergebnissen der Novemberzählung dürfte die Abnahmerate noch höher ausfallen. Die Brüsseler Kommission geht davon aus, dass die Schweineproduktion im ersten Halbjahr 2023 um rund 5 % gegenüber der Vorjahresperiode abnehmen wird, und für das zweite Halbjahr wird ein Minus von knapp 3 % vorausgesagt.
Eine unveränderte Schweinefleischerzeugung erscheint somit wenig realistisch. Gleiches gilt für den vom USDA für 2023 angenommen moderaten Verbrauchszuwachs in der EU von 0,7 %. Hier ist eher wahrscheinlich, dass sich die schon seit längerem anhaltende Abnahme des Pro-Kopf-Verbrauchs weiter fortsetzen wird, insbesondere in Zeiten mit hohen Preisen und schwindender Kaufkraft.
Ungewissheit in den USA
Für das eigene Land geht das USDA nach einem Produktionsrückgang 2022 für das laufende Jahr wieder von einem Anstieg der Schweinefleischerzeugung aus, und zwar um 1,8 % auf 12,47 Mio t. Darauf deuten die jüngsten Daten der Viehzählung aus dem Dezember mit einem Bestandsrückgang von fast 2 % allerdings nicht hin, auch wenn die Zahl der
Sauen zuletzt nicht mehr abnahm.
Zweifel an der Richtigkeit der Prognose äußerte kürzlich der Präsident des global agierenden Zuchtunternehmens Genesus, Jim Long. Er wies neben der rückläufigen Zahl an gehaltenen Schweinen auch auf die negativen Margen der Produzenten, die hohen
Produktionskosten sowie Engpässe bei Arbeitskräften hin, die einen Erzeugungsanstieg von fast 2 % unwahrscheinlich machten.
Für den heimischen Absatz von Schweinefleisch sieht Long jedoch gute Chancen, weil die US-Rindfleischerzeugung wegen Dürrefolgen 2023 gegenüber dem Vorjahr um 7,5 % auf 11,92 Mio t abnehmen soll. Die Schweinefleischexporte der USA sieht das USA 2023 mit 2,88 Mio t in etwa auf dem Vorjahresniveau.
Brasiliens Exporte steigen
Für Brasilien als starker Wettbewerber auf dem globalen
Exportmarkt für Schweinefleisch erwartet das USDA 2023 eine Zunahme der Erzeugung um 2,0 % auf etwa 4,44 Mio t. Die Analysten des brasilianischen Studienzentrums für angewandte Wirtschaftswissenschaften (Cepea) prognostizierten zuletzt einen Zuwachs von mehr als 3 %.
Allerdings dürften die hohen Produktionskosten auch weiterhin auf die Gewinnspannen der brasilianischen Schweineproduzenten drücken, insbesondere bei denjenigen, die auf dem unabhängigen Markt agierten.
Da Schweinefleisch günstiger als Rindfleisch sei, würden trotz
Wirtschaftskrise gute Absatzmöglichkeiten am heimischen Markt gesehen, so Cepea. Nachdem die brasilianischen Schweinefleischexporte 2022 wegen geringerer Lieferungen nach China knapp unter dem Vorjahresniveau lagen, sollen sie 2023 wieder zunehmen.
Das USDA rechnet mit einen Plus von rund 4 % auf 1,37 Mio t ohne Nebenerzeugnisse; die Vereinigung Tierisches Protein (ABPA) erwartet sogar einen Anstieg von bis zu 12 %.