Mehr als sieben Milliarden Menschen wollen täglich etwas zu Essen haben. Und jährlich kommen 80 Millionen hungrige Mäuler hinzu. Drohende Ernteausfälle wie jetzt wegen der
Hitzewelle und anhaltenden Trockenheit in weiten Teilen der USA machen sich da sofort bemerkbar. Schon schnellen die Preise für Getreide in die Höhe. Auch in Deutschland könnten Lebensmittel am Ende teurer werden.
Sojabohnen erreichten an der US-Terminbörse
CBOT in Chicago diese Woche einen neuen Rekordpreis. Mais ist so teuer wie seit vier Jahren nicht mehr. «Die Preise explodieren regelrecht», sagt Johann Schmalhofer, Finanzanalyst und selbst Landwirt mit einem Hof in der Nähe von Regensburg. In den vergangenen drei Wochen habe sich alleine Weizen um etwa 30 Prozent verteuert, erläutert er.
Grundnahrungsmittel sind längst ein globales Geschäft. «Wenn in den USA die Preise steigen, gehen sie kurz darauf auch in Europa hoch», sagt Schmalhofer. Die Lebensmittelhersteller und Supermärkte könnten die Steigerungen dabei nur für kurze Zeit abfedern - am Ende würden die Verbraucher zur Kasse gebeten. «Sonst zahlen die Supermärkte ja drauf», erklärt Schmalhofer.
Dabei hatte sich die Lage gerade erst wieder entspannt. Der Nahrungsmittel-Preisindex der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) war im Juni den dritten Monat in Folge gefallen auf den tiefsten Stand seit September 2010. Die
FAO begründete dies mit allgemein schwachen Märkten angesichts der wirtschaftlich unsicheren Lage sowie mit einer gemeinhin ausreichenden Versorgung.
Allerdings, so stellte die Organisation schon damals fest, hätten «die wachsenden Sorgen über das trockene Wetter die Preise für manche Getreidesorten am Ende des Monats in die Höhe getrieben». Diese Aussage ist zwei Wochen alt, seitdem hat sich die Lage in der Kornkammer Amerikas verschlimmert. Viele Getreidefelder sind inzwischen verdorrt; das US-Landwirtschaftsministerium hat seine Ernteprognosen deutlich nach unten korrigiert.
«Vor einigen Wochen war die Situation noch ruhig, mittlerweile ist sie besorgniserregend», zitiert die Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg den FAO-Experten Abdolreza Abbassian. Er fürchtet, dass die Lebensmittel-Preise wegen der Produktionsausfälle in den USA auf breiter Front wieder anziehen könnten. «Es wird ganz offensichtlich kein entspannter Sommer.»
Bei den letzten Preisspitzen 2008 und 2011 hatte es in armen Ländern Afrikas Unruhen gegeben. Die Menschen dort leiden am meisten unter teuren Grundnahrungsmitteln, weil sie bereits jetzt einen großen Teil ihres Einkommens für Essen ausgeben müssen. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen hungern etwa 1 Milliarde Menschen. (dpa)