Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
12.12.2021 | 04:50 | Schweinemarkt 

Große Schlachtbetriebe in Deutschland akzeptieren höheren Schweinepreis nicht

Bonn - Auf dem deutschen Schlachtschweinemarkt hat sich die Situation am Lebendmarkt weiter entspannt.

Schlachtschweinemarkt
Erstmals seit vielen Wochen legt die Schlachtschweinenotierung in Deutschland wieder zu - VEZG-Preis steigt um 3 Cent auf 1,23 Euro - Große Schlachtbetriebe kündigen Hauspreise an - Für die ISN ist das völlig unverständlich - Deutlicher Preisanstieg am Schweinefleischmarkt bleibt im Weihnachtsgeschäft aus. (c) MovingMoment - fotolia.com
In den vergangenen Wochen sind die Schlachtungen gestiegen, die Überhänge am Lebendmarkt weitgehend verschwunden, und auch die Schlachtgewichte sind gesunken. Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) berichtete von einem zügiger verlaufenden Abverkauf schlachtreifer Schweine bei einem nicht zu umfangreichen Angebot.

Viele meldende VEZG-Mitglieder sahen das dem Vernehmen nach als letzte Chance, um im laufenden Weihnachtsgeschäft die nach wie vor nicht kostendeckenden Erzeugerpreise noch einmal etwas nach oben zu bringen. Nach wochenlangem Stillstand hob die Vereinigung deshalb am Mittwoch (8.12) ihre Leitnotierung für Schlachtschweine moderat um 3 Cent auf 1,23 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) an.

Die großen Schweineschlachter in Deutschland ließen jedoch früh erkennen, dass sie diesen Anstieg nicht akzeptieren und kündigten Hauspreise auf dem alten Niveau von 1,20 Euro/kg an. Dieser gilt allerdings nur für frei vermarktete Schweine; vertraglich gelieferte Tiere werden Branchenkennern zufolge den höheren Erlös erzielen. Das Weihnachtsgeschäft mit Schweinefleisch dürfte in dieser Woche zwischen Fleischherstellern und ihren Abnehmern langsam dem Höhepunkt entgegenstreben.

Zunehmende Absatzmengen waren in den vergangenen Wochen laut Marktbeobachtern zwar zu verzeichnen, doch mit den Preisen ging es nur verhalten nach oben. Zudem wurde die Ware kurzfristiger als in früheren Zeiten gehandelt, was auch mit der Unsicherheit über die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Omikron-Variante zu tun hat.

Kritik an Hauspreisen



Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) kritisierte die Hauspreispolitik der Schlachthöfe scharf. Die Schlachter hätten aus ihrer Komfortzone kommen und die Chance auf Weitergabe von Preisaufschlägen im Verkauf von Teilstücken nutzen müssen. Es sei völlig unverständlich, dass führende Schlachtunternehmen die aufkommende Hoffnung mit ihren Hauspreisen im Keim erstickt hätten.

Der jüngste Notierungsanstieg um 3 Cent sei jedoch auch ein Signal an die Einkäufer im Fleischhandel, dass der Tiefpunkt durchschritten sei, betonte die ISN. Wer morgen Fleisch von Schweinen höherer Haltungsstufen und mit der Herkunft 5xD verkaufen wolle, der müsse diese bereits heute vernünftig bezahlen.

Feiertage behindern Vermarktung



In der Europäischen Union hat der deutsche Notierungsanstieg nur begrenzt Nachahmer gefunden. In Österreich lag das auch daran, dass der Feiertag in dieser Woche zu einem Rückstau von schlachtreifen Schweinen und höheren Schlachtgewichten führte. Einziger aktueller Lichtblick sei, dass durch die Beendigung des Lockdowns für Geimpfte und Genese die Nachfrage im Außer-Haus-Bereich wieder anziehen dürfte, so der Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV).

Die VLV-Schlachtschweinenotierung blieb mit 1,45 Euro/kg SG unverändert. In Frankreich kam die leichte Aufwärtstendenz bei den Schlachtschweinepreisen zum Stillstand; die Notierung am Marché du Porc Breton lag mit 1,247 Euro/kg SG auf dem Vorwochenniveau. In Spanien gab es diese Woche gleich zwei Feiertage; teilweise wurde trotzdem geschlachtet und der Markt blieb im Gleichgewicht. Die Notierung am Mercolleida wurde mit 1,02 Euro/kg Lebendgewicht (LG) bestätigt.

Startschuss fehlte



Auch Danish Crown (DC) zahlt seinen Schlachtschweinelieferanten unverändertes Geld. Dem Unternehmen zufolge war der mengenmäßige Verkauf von typischen Weihnachtsartikeln des Schweinefleischsortiments am EU-Binnenmarkt zuletzt gut, wenn auch coronabedingt geringer als in den Vorjahren.

„Das Weihnachtsgeschäft 2021 wird uns in Erinnerung bleiben, weil wir einen Monat lang in den Startlöchern standen, um die Preise zu erhöhen, aber leider erfolgte kein Startschuss“, berichtete der kaufmännische Direktor bei DC, Kasper Lenbroch. Der saisonal zunehmenden Nachfrage stand ein wachsendes Fleischangebot gegenüber, was bei fehlenden Chinaexporten größere Preisaufschläge verhindert habe.

Notierungsaufschläge in Belgien und Italien



Besser lief es für die Mäster in Italien. Dort setzte sich der Notierungsanstieg der vergangenen Wochen mit Aufschlägen zwischen 2,5 Cent und 3,2 Cent je Kilogramm Lebendgewicht fort. Laut Analysten läuft dort das Weihnachtsgeschäft mit Schweinefleisch recht ordentlich, und das Lebendangebot ist für den Bedarf der Fleischhersteller nicht zu groß. Zudem stiegen die Auszahlungspreise in Belgien zwischen 1 Cent/kg LG und 2 Cent/kg LG.

Die vormals vorhandenen Überhänge am Schlachtschweinemarkt sind verschwunden und die Vermarktung der Tiere läuft besser, auch in Richtung Deutschland. Zudem wurde berichtet, dass der Verkauf von Hälften nach Osteruropa Fahrt aufgenommen habe und in diesem Geschäft auch höhere Preise zu erzielen seien. Nach Angaben von Schweinezuchtunternehmen sind die Zahlen für die Besamungen von Sauen zuletzt deutlich gesunken, so dass 2022 weniger Schweine in Belgien erwartet werden.

Höhere Schweinepreise in Osteuropa



In der gesamten EU war in der Woche zum 5. Dezember erstmals seit langer Zeit wieder ein leichter Anstieg des durchschnittlichen Schlachtschweinepreises festzustellen. Nach Kommissionsangaben wurden Tiere der Handelsklasse E im Mittel der Meldungen aus den Mitgliedstaaten mit 129,17 Euro/100 kg SG abgerechnet; das waren 0,48 Euro oder 0,4 % mehr als in der Vorwoche. Allerdings fehlten Mitteilungen aus sechs Ländern, darunter Italien, Spanien und Österreich.

In der Berichtswoche machten laut Kommission die Schlachtschweinepreise in Litauen und Lettland einen deutlichen Satz nach oben und stiegen um 14,6 % beziehungsweise 20,8 %. Auch in den vergangenen Jahren hatte es in diesen beiden Ländern gegen Jahresende solche starke Aufwärtsbewegungen, wohl wegen des Weihnachtsgeschäfts, gegeben. In anderen osteuropäischen Ländern konnten sich die Mäster ebenfalls über Zuschläge freuen; die Preise in der Slowakei, Ungarn, Rumänien, Kroatien und Polen legten zwischen 1,9 % und 2,6 % zu.

Anderenorts, darunter Belgien, Dänemark, den Niederlanden und Deutschland, änderten sich die von den Schlachtunternehmen gezahlten Preise kaum. Moderate Abschläge zwischen 1,0 % und 2,0 % wurden nur aus den nicht so schweinereichen Ländern Estland, Slowenien und Luxemburg gemeldet.
EU-Marktpreise für SchlachtschweineBild vergrößern
EU-Marktpreise für Schlachtschweine
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Globale Erzeugung von Schweinefleisch soll 2024 sinken

 Notierungsabschlag beim Schlachtschweinepreis verweigert

 EU-Schweinemarkt: Warten auf Nachfrageimpulse

 Schlachtschweinemarkt weiter stabil

 Osterfrieden am Schlachtschweinemarkt

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken