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16.01.2022 | 07:15 | VEZG-Notierung 

Großschlachter senken die Hauspreise

Bonn - Am deutschen Schlachtschweinemarkt haben sich in der vergangenen Woche die Markteinschätzungen zwischen Erzeuger- und Schlachthofseite merklich unterschieden.

Schweinefleisch
Unterschiedliche Beurteilung der Marktlage am Schweinemarkt in Deutschland - Erzeuger sehen ausgeglichene Verhältnisse am Lebendmarkt - VEZG belässt Schlachtschweinenotierung bei 1,23 Euro. (c) MovingMoment - fotolia.com
Während die Vermarkter schlachtreifer Tiere von einem ausgewogenen Markt und im Vergleich zu den Vorjahren von weniger Überhängen nach dem Jahreswechsel berichteten, verwies die Schlachthofseite auf den sehr schwachen Fleischmarkt sowie negative Auswirkungen der Corona-Welle und des ersten Falls der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Italien.

Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) beließ am Mittwoch (12.1.) ihre Leitnotierung unverändert bei 1,23 Euro/kg Schlachtgewicht (SG). Führende Schlachtbetriebe, darunter Tönnies, senkten dem Vernehmen nach hingegen ihren Hauspreis für freie Schweine um 3 Cent auf 1,17 Euro/kg SG und verwiesen auf die schwierige Absatzsituation am Fleischmarkt, was allerdings im Januar üblich ist.

Binnenmarkt gut versorgt

Erschwerend kommt im Vergleich zu früheren Jahren jedoch hinzu, dass im aktuellen Pandemiegeschehen die hohen Infektionen mit der Omikron-Variante auch das Schlachthofpersonal ausdünnen und den Verbrauch im Außer-Haus-Bereich einschränken. Zudem bieten die Drittlandsexporte kaum noch ein Absatzventil, während der EU-Binnenmarkt ebenfalls reichlich mit Schweinefleisch versorgt ist.

Nun droht auch noch die erstmals nachgewiesene ASP im Wildschweinbestand auf dem italienischen Festland zu weiteren Verwerfungen am europäischen Markt zu führen. Italien importiert jährlich etwa eine 1 Mio. t Schweinefleisch - vorwiegend für die Schinkenherstellung -, und der Drittlandsexport von Schinken- und Wurstspezialitäten spült viel Geld in die Kassen.

Der Verlust von Drittlandsmärkten - China und Japan sollen die Einfuhr laut Mercolleida bereits gestoppt haben und laut Danish Crown werden auch keine Ausfuhrbescheinigungen von Italien mehr ausgestellt - dürfte den Mengen- und Preisdruck in der gesamten EU verschärfen.

Preisdruck in Italien

In Italien ist die nationale Leitnotierung für Schlachtschweine unter dem Eindruck von Gerüchten um den ASP-Ausbruch am Donnerstag (13.1.) bereits um 4,5 Cent/kg gesunken. Erste italienische Kunden haben laut Analysten Aufträge für Schweinefleischlieferungen bei EU-Anbietern storniert, da mit einem weiteren Preisverfall zu rechnen ist.

Danish Crown hat - auch wegen der Entwicklung in Italien und der insgesamt schwachen Situation am Fleischmarkt - seinen aktuellen Basispreis für den Ankauf von Schlachtschweinen um umgerechnet 4,0 Cent auf 1,09 Euro/kg SG gesenkt. Kurzfristig sei es schwierig, das berühmte „Licht am Ende des Tunnels“ zu sehen, so das Unternehmen.

Mittelfristig bestehe aber die Hoffnung, dass die niedrigen Schweinefleischpreise und weniger Corona-Auflagen die Nachfrage ankurbeln werden und zudem eine rückläufige Schweineproduktion den Markt entlaste, was dann wieder steigende Preise ermöglichen sollte.

Überhang in Österreich

In anderen Ländern, darunter Frankreich, Belgien und den Niederlanden, konnten sich die Schlachtschweinenotierungen hingegen auf dem vorwöchigen Niveau halten, auch weil das Schlachtschweineangebot zu Jahresbeginn weniger umfangreich ausfiel als in den Vorjahren.

In Österreich gab es laut dem Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) hingegen ein Überhangsniveau zwischen 15 % und 20 %; die Notierung wurde jedoch mit 1,45 Euro/kg SG bestätigt. In Spanien legte der Leitpreis am Mercolleida symbolisch um 0,1 Cent auf 1,021 Cent/kg Lebendgewicht zu. Dort waren die Schlachtgewichte bereits rückläufig und die Schlachtbetriebe wollen das günstige Einkaufspreisniveau nutzen, um Ware einzufrieren und diese dann in hoffentlich besseren Zeiten wieder teurer zu verkaufen.

EU-Durchschnittpreis gut behauptet

Bis zum 9. Januar, also in der ersten vollen Kalenderwoche 2022, konnten sich die Schlachtschweinepreise in der EU meist gut behaupten. Nach Angaben der Brüsseler Kommission wurden für Tiere der Handelsklasse E im Mittel der meldenden Mitgliedstaaten 132,15 Euro/100 kg SG gezahlt; das waren 0,45 Euro oder 0,3 % mehr als in der Vorwoche.

Deutliche Aufschläge zwischen 3,4 % und 4,4 % wurden dabei für Kroatien, Finnland und Ungarn gemeldet. Moderater fielen für die Mäster in Polen, Estland und Dänemark die Zuschläge von 0,8 % bis 1,4 % aus. Weitgehend unverändert blieben die Abrechnungskonditionen für Schlachtschweine in Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Spanien. Spürbar weniger Geld für angelieferte Schlachtschweine gab es mit Abzügen von 3,8 % bis 7,7 % in Rumänien, Litauen und Lettland.
EU-Marktpreise für Schlachtschweine (Woche 3. bis 9.1.2022)Bild vergrößern
EU-Marktpreise für Schlachtschweine (Woche 3. bis 9.1.2022)
AgE
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