Während die
Vermarkter schlachtreifer Tiere von einem ausgewogenen Markt und im Vergleich zu den Vorjahren von weniger Überhängen nach dem Jahreswechsel berichteten, verwies die Schlachthofseite auf den sehr schwachen
Fleischmarkt sowie negative Auswirkungen der Corona-Welle und des ersten Falls der Afrikanischen
Schweinepest (ASP) in Italien.
Die Vereinigung der
Erzeugergemeinschaften für
Vieh und Fleisch (VEZG) beließ am Mittwoch (12.1.) ihre Leitnotierung unverändert bei 1,23 Euro/kg Schlachtgewicht (SG). Führende Schlachtbetriebe, darunter Tönnies, senkten dem Vernehmen nach hingegen ihren Hauspreis für freie Schweine um 3 Cent auf 1,17 Euro/kg SG und verwiesen auf die schwierige Absatzsituation am Fleischmarkt, was allerdings im Januar üblich ist.
Binnenmarkt gut versorgtErschwerend kommt im Vergleich zu früheren Jahren jedoch hinzu, dass im aktuellen Pandemiegeschehen die hohen Infektionen mit der Omikron-Variante auch das Schlachthofpersonal ausdünnen und den Verbrauch im Außer-Haus-Bereich einschränken. Zudem bieten die Drittlandsexporte kaum noch ein Absatzventil, während der
EU-Binnenmarkt ebenfalls reichlich mit
Schweinefleisch versorgt ist.
Nun droht auch noch die erstmals nachgewiesene ASP im Wildschweinbestand auf dem italienischen Festland zu weiteren Verwerfungen am europäischen Markt zu führen. Italien importiert jährlich etwa eine 1 Mio. t Schweinefleisch - vorwiegend für die Schinkenherstellung -, und der Drittlandsexport von Schinken- und Wurstspezialitäten spült viel Geld in die Kassen.
Der Verlust von Drittlandsmärkten - China und Japan sollen die Einfuhr laut Mercolleida bereits gestoppt haben und laut
Danish Crown werden auch keine Ausfuhrbescheinigungen von Italien mehr ausgestellt - dürfte den Mengen- und Preisdruck in der gesamten EU verschärfen.
Preisdruck in ItalienIn Italien ist die nationale Leitnotierung für Schlachtschweine unter dem Eindruck von Gerüchten um den ASP-Ausbruch am Donnerstag (13.1.) bereits um 4,5 Cent/kg gesunken. Erste italienische Kunden haben laut Analysten Aufträge für Schweinefleischlieferungen bei EU-Anbietern storniert, da mit einem weiteren
Preisverfall zu rechnen ist.
Danish Crown hat - auch wegen der Entwicklung in Italien und der insgesamt schwachen Situation am Fleischmarkt - seinen aktuellen Basispreis für den Ankauf von Schlachtschweinen um umgerechnet 4,0 Cent auf 1,09 Euro/kg SG gesenkt. Kurzfristig sei es schwierig, das berühmte „Licht am Ende des Tunnels“ zu sehen, so das Unternehmen.
Mittelfristig bestehe aber die Hoffnung, dass die niedrigen Schweinefleischpreise und weniger Corona-Auflagen die Nachfrage ankurbeln werden und zudem eine rückläufige
Schweineproduktion den Markt entlaste, was dann wieder steigende Preise ermöglichen sollte.
Überhang in ÖsterreichIn anderen Ländern, darunter Frankreich, Belgien und den Niederlanden, konnten sich die
Schlachtschweinenotierungen hingegen auf dem vorwöchigen Niveau halten, auch weil das Schlachtschweineangebot zu Jahresbeginn weniger umfangreich ausfiel als in den Vorjahren.
In Österreich gab es laut dem Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) hingegen ein Überhangsniveau zwischen 15 % und 20 %; die Notierung wurde jedoch mit 1,45 Euro/kg SG bestätigt. In Spanien legte der Leitpreis am Mercolleida symbolisch um 0,1 Cent auf 1,021 Cent/kg Lebendgewicht zu. Dort waren die Schlachtgewichte bereits rückläufig und die Schlachtbetriebe wollen das günstige Einkaufspreisniveau nutzen, um Ware einzufrieren und diese dann in hoffentlich besseren Zeiten wieder teurer zu verkaufen.
EU-Durchschnittpreis gut behauptetBis zum 9. Januar, also in der ersten vollen Kalenderwoche 2022, konnten sich die
Schlachtschweinepreise in der EU meist gut behaupten. Nach Angaben der Brüsseler Kommission wurden für Tiere der Handelsklasse E im Mittel der meldenden Mitgliedstaaten 132,15 Euro/100 kg SG gezahlt; das waren 0,45 Euro oder 0,3 % mehr als in der Vorwoche.
Deutliche Aufschläge zwischen 3,4 % und 4,4 % wurden dabei für Kroatien, Finnland und Ungarn gemeldet. Moderater fielen für die
Mäster in Polen, Estland und Dänemark die Zuschläge von 0,8 % bis 1,4 % aus. Weitgehend unverändert blieben die Abrechnungskonditionen für Schlachtschweine in Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Spanien. Spürbar weniger Geld für angelieferte Schlachtschweine gab es mit Abzügen von 3,8 % bis 7,7 % in Rumänien, Litauen und Lettland.