Nach den aktuellen Prognosen des Internationalen Getreiderats (IGC) werden Russland, die Ukraine und Kasachstan in den zwölf Monaten bis Ende Juni 2017 zusammengenommen 54,4 Mio. t Weizen exportieren, während der weltweite Importbedarf auf 167,0 Mio. t veranschlagt wird.
Im Einzelnen gehen die Londoner Getreidemarktexperten davon aus, dass Russland seine Weizenausfuhren im Vergleich zur Saison 2015/16 um 5,3 Mio. t oder mehr als ein Fünftel auf die Rekordmenge von 30,7 Mio t ausbauen wird. Demnach würde Russland die Europäische Union klar als größter Weizenexporteur ablösen, denn für die Gemeinschaft wird eine Abnahme der Weizenausfuhren um 7,9 Mio. t auf 26,0 Mio. t vorausgesagt; das wären knapp 16 % der gesamten Importe. Zwar wurden im bisherigen Saisonverlauf in Brüssel mehr Ausfuhrlizenzen gezogen als in der Vorjahresperiode; der Getreiderat erwartet aber, dass das Exporttempo aufgrund der sehr niedrig ausgefallenen Produktion in Frankreich und der schlechteren Erntequalitäten in einigen EU-Regionen spürbar nachlassen wird.
In den Vermarktungsjahren 2015/16 und 2014/15 hatte die Gemeinschaft mit 33,9 Mio. t und 34,4 Mio. t mit Abstand die jeweils größte Menge an Weizen auf dem Weltmarkt platziert; im Wirtschaftsjahr davor waren es die USA mit 31,3 Mio. t gewesen. Deren Exporte sollen von „nur“ 21,6 Mio. t im Vorjahr auf 25,0 Mio t steigen. Aus der Ukraine werden in der aktuellen Saison gemäß den jüngsten
IGC Zahlen 14,8 Mio. t Weizen exportiert, was gemessen an der Vorjahresmenge 2,6 Mio. t beziehungsweise 15 % weniger wären. Dagegen wird für Kasachstan aufgrund der guten Ernte erwartet, dass dessen Weizenausfuhren um 1,6 Mio. t oder 22 % auf 8,9 Mio. t zulegen.
Indien kauft deutlich mehrDie für 2016/17 für den Welthandel mit Weizen vorhergesagten 167,0 Mio t würden einen neuen Rekord und eine Zunahme gegenüber der Schätzung für das Vorjahr um 2,7 Mio. t oder etwa 2 % bedeuten. Die Anhebung der Prognose um 3,0 Mio. t im Vergleich zu Ende September ist insbesondere der Entwicklung in Indien geschuldet. Der IGC verweist auf Medienberichte, wonach die privaten Mühlen in Indien nach der Kürzung der Einfuhrzölle größere Mengen Weizen auf dem Weltmarkt eingekauft hätten.
Die Londoner Marktexperten gehen jetzt davon aus, dass Indien 2016/17 insgesamt 2,8 Mio. t Weizen importieren wird, während es in den vergangenen Jahren maximal 400.000 t gewesen waren. Im Einklang mit der höheren Importerwartung für das südasiatische Land wurde unter anderem auch die Exportvorhersage für Australien spürbar heraufgesetzt, und zwar um 700.000 t auf 19,5 Mio. t; im Vermarktungsjahr 2015/16 verkauften die australischen Händler 15,8 Mio. t Weizen ins Ausland. Angehoben wurde zuletzt vom Getreiderat auch die Einfuhrvorhersage für die Europäische Union, nämlich um 200.000 t auf 6,6 Mio. t; das betreffende Vorjahresvolumen würde demnach aber noch um 400.000 t unterschritten.
Ausweitung des Weizenanbaus in RusslandEinen ersten Blick wirft der Internationale Getreiderat auch schon auf die Saison 2017/18. Nach seiner Projektion wird sich die Erntefläche an Weizen im Vergleich zur aktuellen Kampagne weltweit insgesamt gesehen kaum verändern. Dabei dürfte einer Ausweitung des Anbaus in Russland und Nordafrika eine Einschränkung des Weizenareals in den USA und Kasachstan gegenüberstehen. Konkrete Zahlen wurden hierzu nicht genannt.
Bis Ende Oktober war die Aussaat des weltweit wichtigsten Nahrungsgetreides auf der nördlichen Erdhalbkugel dem IGC zufolge insgesamt gut vorangeschritten. In der laufenden Saison 2016/17 dürften nach der jetzigen Schätzung der Londoner Experten 748 Mio. t Weizen geerntet werden, so viel wie noch nie zuvor. Die weltweite Verbrauchsmenge soll sich auf 736 Mio. t belaufen, so dass rein rechnerisch ein Überschuss von etwa 12 Mio. t verbleiben würde. Der Getreiderat rechnet mit einer entsprechenden Zunahme der globalen Weizenbestände; diese sollen sich Ende 2016/17 auf 233 Mio. t belaufen, was etwa 32 % der prognostizierten Verbrauchsmenge entspricht.