Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
03.02.2023 | 02:37 | Milchmarkt 

Gute Preise fördern Milcherzeugung

Schwäbisch Gmünd - Fast ein Jahr lang von Herbst 2021 bis Juli 2022 war die Milchproduktion der großen Exporteure am Weltmilchmarkt rückläufig. Zeitweise lag der Rückstand bei -1,5 %.

Milchproduktion
(c) proplanta
Bis November hat sich das Minus nun zu +0,5 % entwickelt, wobei besonders die USA und die EU zuletzt wieder deutlich mehr lieferten, während Ozeanien sich weiter zurückhält. Trotz der hohen Produktionskosten stimulieren Ab-Hof-Preise von 57,8 ct/kg in der EU und 51 €-ct/kg in den USA die Ausdehnung der Produktion. In Neuseeland wurden 40,6 €-ct/kg bezahlt (alle im November).

Der Global Dairy Trade Tender in Neuseeland schwächt sich unterbrochen von kurzen Erholungsphasen bereits seit April ab. Gegenüber der Spitze im März hat er inzwischen 35 % verloren. Dies ist hauptsächlich auf den schwachen chinesischen Markt infolge der zunächst restriktiven Lockdown-Politik und infolge der Lockerung auf die nun grassierende Corona zurückzuführen, sodass dort von Jan - Nov 24 % weniger MMP, 19 % weniger VMP und 18 % weniger Käse importiert wurden.

In der EU ziehen die Anlieferungen gg. dem Vorjahr ebenfalls weiter an, im November wurden bereits +1,9 % ausgewiesen. Hierfür sind mengenmäßig hauptsächlich Deutschland (+3,9 %), die Niederlande (+4,9 %) und Irland (+7,4 %) verantwortlich, während Italien (-3,0 %) und Spanien (-3,1 %) sich futterbedingt zurückhalten.

In Deutschland taten sich im November insbesondere Nordrhein-Westfalen mit +5,3 % und Niedersachen mit +5,0 % hervor. Auch Baden-Württemberg lag mit +4,2 % über dem Bundesmittel, während Brandenburg mit -3,2 % zurückfiel. Es ist deutlich die unterschiedliche Grundfutterversorgung aufgrund der Trockenheit in 2022 zu erkennen. In den letzten Wochen verharrte der Vorsprung in etwa auf diesem Niveau, in KW 03 wurden +3,2 % ausgewiesen.

Mit zu dem Anstieg haben auch die in Deutschland bis November 2022 preisbedingt nur um 0,6 % reduzierten Milchviehbestände (Baden-Württemberg: -0,2 %) beigetragen. In den Vorjahren lag der jährliche Rückgang jeweils bei rund -2 %.

Auf der Verbraucherseite lagen die Einkäufe der privaten Haushalte im Dezember in Deutschland bei Konsummilch bei -5,8 %, bei Butter bei -7,1 % und bei Käse bei -4,4 %. Im Jahresverlauf waren die Rückgänge noch größer, offenbar macht sich aber ein gewisser Gewöhnungseffekt bemerkbar, trotzdem besteht ein zunehmendes Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage.

Dadurch sind die Rohstoffmärkte bereits ab Oktober deutlich unter Druck gekommen. Die Spotmilchpreise haben sich seit September von 61 ct/kg auf 31,4 ct/kg fast halbiert. Dies trifft auch auf Rahm und Magermilchkonzentrat zu. Auch der italienische Spotmilchpreis ist inzwischen von 70 ct/kg auf 57 ct/kg zurückgegangen.

Auch auf Großhandelsebene sind die Produktenpreise schon seit Herbst rückläufig. Abgepackte Butter liegt kontraktbedingt noch bei 7,43 €/kg, bei Blockbutter halten sich die Käufer zurück und bestellen nur kurzfristig, sodass diese bis auf 5,34 €/kg in KW 04 eingebrochen ist.

Umgerechnet auf den Erzeugerpreis für Milch bedeutet diese Differenz einen Erlösunterschied von rund -10,5 ct/kg Milch. An der EEX in Leipzig wird Butter im ersten Halbjahr 2023 derzeit mit rund 4,60 €/kg gehandelt, wobei am Terminmarkt in den letzten Tagen eine gewisse Bodenbildung zu beobachten war.

Der Käsemarkt stand nach der Jahreswende mit der hohen Rohstoffverfügbarkeit durch Angebote aus Norddeutschland und den Niederlanden unter Druck, zumal auch die Industrienachfrage und der Export verhaltener ausfielen. Mit der abwartenden Haltung der Käufer ist Gouda (Brotware) inzwischen auf 4,15 €/kg gegenüber 5,60 €/kg im Oktober zurückgefallen, was in der Milchverwertung umgerechnet auf Erzeugerpreise -14,5 ct/kg entspricht.

An den Pulvermärkten haben die Preise infolge der ruhigeren Nachfrage schon letzten Sommer nachgegeben. Wegen der schwächeren und abwartenden Nachfrage sind auch hier die Preise bei MMP auf aktuell 2,58 €/kg, bei Molkenpulver auf 0,89 €/kg und bei VMP auf 3,65 €/kg zurückgegangen (alles Lebensmittelware). Am Terminmarkt wird MMP für die erste Jahreshälfte mit rund 2,50 €/kg bewertet.

Der sich aus den Butter- und MMP-Preisen ergebende Kieler Rohstoffwert lag im Dezember nur noch bei 47,9 ct/kg (-19,6 ct/kg gg. April). Aus den Kontraktkursen an der EEX in Leipzig für Butter und MMP leitet sich derzeit ein Börsenmilchwert für das erste Halbjahr 2023 von 36 - 37 ct/kg ab.

Auf Erzeugerebene wurde in Baden-Württemberg im November mit 58,5 ct/kg die Preisspitze erreicht. Ab Januar ist mit einem deutlichen Zurückpendeln der Erzeugerpreise zu rechnen.

Die deutsche Biomilchanlieferung ist 2022 nur leicht gestiegen und lag rund 3 % über dem Vorjahr. Die Auszahlungspreise für Biomilch liegen auf hohem Niveau, konnten im Dezember gegenüber dem Vormonat aber nicht mehr weiter zulegen. Im Dezember lag der Auszahlungspreis für Biomilch laut Bioland im bundesweiten Mittel bei 62,9 ct/kg, im Süden bei 63,2 ct/kg.

Bei Bioprodukten sind die Konsumenten ausgesprochen preissensibel. Die Nachfrage der privaten Haushalte ist seit den hohen Preisanstiegen im Sommer immer noch verhalten. Die Einkäufe lagen bei Bio-Butter im Dezember bei -34,4 %, Bio-Konsummilch bei -21,9 % und Bio-Käse bei -8,3 %. In der Jahressumme wurde laut AMI über 7 % weniger Biomilch gekauft.
LEL Schwäbisch Gmünd
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Milchlieferbeziehungen: BMEL hält an Artikel 148 fest

 Blockbutter wird teurer

 Konsum von Milch, Käse und Butter rückläufig

 Artikel 148 GMO - Lindner soll Verordnung stoppen

 Magermilchpulver tendiert schwächer

  Kommentierte Artikel

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Massive Flächenverluste in Bayern

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Union fordert Ergebnisse beim Bürokratieabbau