
Käse im Gastrobereich und Export zunehmend gefragt - Reifelager leeren sich - Höhere Verkaufspreise der Hersteller bei Neuabschlüssen die Folge - Abwartendes Kaufverhalten bei Blockbutter - Notierung bleibt aber stabil - Magermilchpulver erneut mit Aufschlägen gehandelt - Kieler Rohstoffwert der Milch sinkt nicht mehr. (c) proplanta
Im Vorjahresvergleich können die Molkereien aber weiter auf ein größeres Rohstoffangebot zurückgreifen; die Anlieferungen lagen nach den zuletzt verfügbaren Daten um 1,5 % über der Vorjahreslinie. Verändert hat sich am Markt, dass die Nachfrage für Milchprodukte durch die wärmere Witterung zugenommen hat. Dies betrifft laut Analysten insbesondere die Frischware, aber ebenso Käse, der in der Außer-Haus-Gastronomie und in den südlichen Urlaubsländern Europas vermehrt geordert wird.
Laut der Süddeutschen Butter- und Käsebörse spielt hierbei auch eine Rolle, dass dort regional durch die Trockenheit die Milcherzeugung beeinträchtigt ist, was sich positiv auf den Käseexport auswirke. Im ersten Quartal 2023 waren die Milchanlieferungen in Italien laut EU-Kommission gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,7 % rückläufig, in Spanien um 1,1 %.
Der Kemptener Börse zufolge berichten die Hersteller, dass derzeit der Warenausgang höher als die Produktion ist, weshalb sich die Reifelager leeren. Die amtliche Notierungskommission für Schnittkäse in Hannover sprach von einer sehr guten Nachfrage und festerer Preistendenz. Folglich wurde die Notierung für Gouda und Edamer als Blockware am Mittwoch (31.5.) um 5 Cent auf 3,45 Euro/kg bis 3,65 Euro/kg angehoben.
Die letzte Korrektur nach oben lag zwei Monate zurück. Bei der Brotware stieg nur der untere Notierungswert um 5 Cent auf 3,75 Euro/kg, der obere blieb mit 3,90 Euro/kg unverändert. Die Nachfrage für Hartkäse war der Kemptener Börse zufolge zuletzt ebenfalls gut. Für Emmentaler und Viereckhartkäse wurde die Notierung allerdings im Spannenmittel um 27 Cent auf 5,35 Euro/kg bis 6,75 Euro/kg gesenkt, was anscheinend den Abverkauf ankurbelte.
Butternotierungen weitgehend stabil
Am Buttermarkt haben laut der Kemptener Börse die Bestellungen von Päckchenware nach Pfingsten kaum nachgelassen; die Nachfrage blieb gut. In den Läden seien Absatzsteigerungen bei Markenware aber meist nur durch Preisaktionen zu erreichen. Die Notierung für Päckchenbutter blieb diese Woche weitgehend unverändert, wurde aber am oberen Ende um 6 Cent auf 5,00 Euro/kg gekürzt.
Die amtliche Preisfeststellung für Blockbutter wurde in Gänze bestätigt. Die zuvor recht rege Nachfrage der Industrie hat sich aber wieder abgeschwächt. Die Kunden hätten sich eingedeckt und verhielten sich nun abwartend, so die Börse. Zudem belasteten die steigenden Sahnepreise den Blockbuttermarkt.
Fester Magermilchpulvermarkt
Bei Magermilchpulver war laut ZMB zum Monatswechsel ernsthaftes Kaufinteresse der Lebensmittelindustrie vorhanden. Allerdings gingen die Preisvorstellungen von Herstellern und Kunden für spätere Lieferungen auseinander. Die Verfügbarkeit der Ware sei bei den einzelnen Produzenten unterschiedlich, weshalb sich die Preise uneinheitlich entwickelten. Laut Erhebung der Kemptener Börse tendierten diese diese Woche insgesamt jedoch fester.
Für Magermilchpulver in Lebensmittelqualität ließ sich im Schnitt ein Aufschlag von gut 5 Cent auf 2,40 Euro/kg bis 2,60 Euro/kg erzielen. Bei der Futtermittelware ging es um 2 Cent auf 2,20 Euro/kg bis 2,22 Euro/kg nach oben. Mit Vollmilchpulver kamen zuletzt wieder mehr Verkaufsabschlüsse für Lieferungen innerhalb der EU zustande.
Die Preise blieben laut Kemptener Börse jedoch weitgehend unverändert. Eher ruhig wurde hingegen die Nachfrage nach Molkenpulver beschrieben. Die Verkaufspreise tendierten seitwärts. Ein Hemmschuh für höhere Abgabepreise war das umfangreiche Angebot an Molkenkonzentrat; allerdings hat sich laut ZMB der Angebotsdruck etwas abgeschwächt.
Talfahrt des Rohstoffwertes endet
Im ersten Quartal 2023 haben die Preise für Milchprodukte aufgrund der hohen Produktion und einer schwachen Nachfrage spürbar nachgegeben, im zweiten setzte dann eine Stabilisierung ein. Dies macht sich nun auch im Rohstoffwert der Milch des Kieler Instituts für Ernährungswirtschaft (ife) bemerkbar. Dieser wird aus den Verkaufserlösen beziehungsweise Notierungen für Butter und Magermilchpulver berechnet, um daraus näherungsweise die Verwertung von Fett und Eiweiß in der Rohmilch abzuleiten.
Seit mehr als einem Jahr ist der Rohstoffwert monatlich gesunken, konnte sich jetzt aber erstmals wieder stabilisieren. Laut ife lag der Rohstoffwert für eine Standardmilch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß ab Hof des Erzeugers im Mai bei 36,4 Cent/kg und damit um 0,1 Cent über dem Niveau des Vormonats. Im Vergleich zur Hochpreisphase im Mai 2022 entspricht dies aber einem kräftigen Rückgang von 30,2 Cent oder 45,3 %.
Verantwortlich für die zuletzt marginale Erholung des Wertes waren die etwas höheren Magermilchpreise, die gegenüber April um 0,8 % auf 229,90 Euro/100 kg stiegen. Bei Butter war hingegen ein Preisrückgang von 1,1 % auf 475,50 Euro/100 kg zu verzeichnen. Da die abgeschlossenen Butterkontrakte mit dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH) für Juni 2023 Preisstabilität erwarten lassen und Magermilchpulver zuletzt fester tendierte, dürfte aus Sicht des Verbandes der Milcherzeuger Bayern (VMB) der Rohstoffwert vorerst nicht mehr nachgeben, eher etwas anziehen.