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15.01.2012 | 07:35 | Saatgutmarkt 

Gute Versorgungslage mit Z-Saatgut in 2012 erwartet

Bonn - Aufgrund eines sehr schwierigen Vegetationsverlaufs und regional schlechten Erntebedingungen konnte der deutsche Saatgutmarkt im Herbst 2011 nicht über alle Fruchtarten ausreichend mit zertifiziertem Saatgut (Z-Saatgut) versorgt werden.

Saatgut
Dies berichtete Jörg Hartmann, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der VO-Firmen e.V. (BVO) im Rahmen eines Pressegesprächs in Bonn.

Der ungewöhnlich trockene Frühling 2011 führte bei Wintergerste im gesamten Bundesgebiet zu Ertragsverlusten, regional lagen die Erträge bis zu 50 Prozent unter den gewöhnlichen Erträgen. Die Nachfrage nach Wintergerste konnte zwar weitestgehend bedient werden, der Markt ist allerdings nahezu leer und ausverkauft. Eine derartige Räumungsquote für Wintergerste hat es im gesamten Bundesgebiet in dieser Form noch nicht gegeben.

Für Winterweizen bestätigten die meisten Regionen Deutschlands normale Erträge, doch in einigen Regionen führte das trockene Frühjahr 2011 zu 20 Prozent niedrigeren Erträgen im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt. Aber vor allem in Teilen Schleswig-Holsteins und Mecklenburg-Vorpommerns führten die Regenperioden im August zu teilweise starken Ertragseinbußen von bis zu 40 Prozent und in der Folge auch zu Qualitätseinbußen. Die relativ hohen Tausendkorngewichte (TKG) bei Winterweizen von 50 – 65 g/1000 Körner erschwerten die Hochrechnung auf das benötigte Saatgut und haben Befürchtungen um eine ausreichende Versorgung mit Winterweizensaatgut zusätzlich verstärkt.

Bei Winterroggen mussten geeignete Maßnahmen zur Sicherstellung der Saatgutversorgung in 2011 eingeleitet werden. Hierzu ist im Rahmen der Verordnung über besondere Anforderungen an Saatgut von Roggen und Triticale für ein Kontingent von insgesamt 10.000 Tonnen Winterroggen bestimmter Sorten die Keimfähigkeit von 85 auf 75 Prozent abgesenkt worden. Tatsächlich sind lediglich etwa 910 Tonnen keimfähigkeitsreduzierte Ware bei der EU beantragt worden. Die Keimfähigkeit von Wintertriticale ist aufgrund der sehr knappen Verfügbarkeiten von 85 auf 80 Prozent gesenkt worden. Laut der deutschen Züchterhäuser sind etwa 1.500 Tonnen keimfähigkeitsreduziertes Wintertriticale-Saatgut verkauft worden.

Insgesamt erinnerte die Situation bei Winterweizen, vor allem aber bei Wintertriticale und Winterroggen mit regional schwierigen Erntebedingungen an die Situation im davor liegenden Jahr, in dem sich die Züchter dazu entschlossen hatten, ausnahmsweise und zeitlich begrenzt für die Herbstsaison 2010 die Anerkennung von Z2-Saatgut (zertifiziertes Saatgut 2. Generation) für diese Fruchtarten zu beantragen, führte Hartmann aus. In Schleswig- Holstein und Mecklenburg-Vorpommern wiesen in 2011 laut den Anerkennungsstellen Teile der Partien lediglich Keimfähigkeiten zwischen 85 - 91 Prozent auf. Insgesamt lag der Anerkennungsstand bei Winterweizen in diesen beiden Bundesländern Anfang September 2011 deutlich unter dem des Vorjahres.

Die zu dieser Zeit in Schleswig-Holstein anerkannten Partien umfassten beispielsweise ca. 6.700 Tonnen Winterweizen-Saatgut, was lediglich 16 Prozent der im Jahr 2010 zum gleichen Zeitpunkt anerkannten Menge (42.000 Tonnen) entsprach. Um eine ausreichende Versorgung der deutschen Landwirtschaft mit Winterweizensaatgut in der Herbstsaison 2011 zu gewährleisten, haben sich die deutschen Züchter daher – aus Sicht der Frühsaatregionen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern allerdings relativ spät – darauf verständigt, bei Winterweizen individuell, sortenspezifisch und partieweise die Absenkung des Keimfähigkeitsparameters bei Winterweizen auf 85 - 91 Prozent zuzulassen. Auf diesem Weg konnte bei Sorten, für die Z1-Saatgut nicht mehr verfügbar war, die Versorgung mit Z2-Saatgut sichergestellt werden.

Nach ersten Umfragen der deutschen Züchterhäuser betrug die Menge der zugelassenen Z2-Weizensaatgutmenge in 2011 ca. 11.800 Tonnen. In der Herbstsaison 2010 waren es zum Vergleich etwa 16.700 Tonnen. Gerade in den Frühsaatregionen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern führte die Unsicherheit hinsichtlich der Ergebnisse der Saatgutanerkennung sowie der ausstehenden Entscheidung pro oder contra Absenkung der Mindestkeimfähigkeit bei Winterweizen dazu, dass sich die Landwirte in diesen Regionen mit eigenem Saatgut (Nachbausaatgut) versorgt haben.


Ausblick 2012

Nahezu ideale Witterungsbedingungen zur Herbstaussaat 2011 haben dazu geführt, dass die geplanten Winteraussaatflächen vollständig bedient werden konnten, erläuterte Hartmann. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Spättrockenheit im Herbst 2011 sowie der relativ milde Winter auf die Ernte 2012 auswirken. Wie eine aktuelle Umfrage der deutschen Züchterhäuser zeigt, wird die Vermehrungsfläche von Wintergetreide in 2012 im Vergleich zum Vorjahr um knapp 6 Prozent auf 103.335 ha ausgedehnt. Auf etwa 56 Prozent dieser Wintergetreidevermehrungsflächen (insgesamt 58.180 ha) wird Winterweizen vermehrt. Die Vermehrungsfläche von Winterweizen ist damit über das Vorjahresniveau gestiegen, genauso wie die Vermehrungsfläche von Wintergerste (25.036 ha) und Winterroggen (10.126 ha). Lediglich die Vermehrungsfläche für Triticale ist im Vergleich zu 2011 auf 9.463 ha Vermehrungsfläche in 2012 gesunken.

Nach diesen Ausführungen ist für 2012 insgesamt von einer guten Versorgungslage mit Z-Saatgut auszugehen. Jedoch haben die Jahre 2010 und 2011 gezeigt, dass die Qualitäten und Erntemengen erst abschließend nach Beginn der Ernte abgeschätzt werden können. Wichtig ist hierbei aber zu erwähnen, dass das gesamte Winterweizensaatgut aus der Herbstsaison 2011 – trotz der teilweise erfolgten Herabsetzung der Keimfähigkeit – alle anderen Parameter für Z-Saatgut (Besatz, Reinheit etc.) komplett erfüllen konnte, sodass sich die Landwirte auf eine gute Qualität und alle bekannten Vorteile gegenüber Nachbausaatgut stützen konnten. (bva)
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