Die Fachleute in London sehen das betreffende Aufkommen jetzt bei 2,283 Mrd t; im Juli waren noch 12 Mio t mehr erwartet worden. Das Vorjahresergebnis würde demnach aber noch um 70 Mio t Getreide oder 3 % übertroffen. Begründet wird der aktuelle Abschlag mit voraussichtlich kleineren Ernten an Weizen und Gerste in Kanada, Russland und den USA.
Im Einklang mit der Produktion setzte der
IGC auch seine Prognose zum globalen Getreideverbrauch 2021/22 herab, und zwar um 7 Mio t auf jetzt 2,288 Mrd t. Der Vorjahresbedarf lag bei 2,235 Mrd t Getreide. Als Argument für diese Abwärtskorrektur führten die Experten einen voraussichtlich kleineren Bedarf an
Futterweizen und -gerste an.
Im Einzelnen schätzt der Getreiderat jetzt die globale Weizenerzeugung 2021/22 auf 782 Mio t. Obwohl im Juli noch 6 Mio t mehr erwartet worden waren, wäre dies die höchste Menge aller Zeiten. Die Vorjahresernte würde demnach um 9 Mio t Weizen übertroffen. Verschlechtert haben sich laut IGC insbesondere die
Ernteaussichten in Russland und Kanada, so dass die betreffenden Schätzungen um 6 Mio t auf 75 Mio t beziehungsweise 4 Mio t auf 24,5 Mio t gesenkt wurden.
In beiden Ländern seien die Weizenflächen und die bisher eingebrachten Erträge kleiner als erwartet ausgefallen. Die diesjährige
Weizenernte in der EU-27 taxiert der Getreiderat auf 137,6 Mio t, nach 124,5 Mio t im Vorjahr. Derweil geht die
EU-Kommission von einem Weizenaufkommen in der Gemeinschaft von lediglich 136,2 Mio t aus.
Zügige US-Sommerweizenernte
Ihre Schätzung für die US-Weizenernte setzten die Londoner Fachleute ertragsbedingt um 1,3 Mio t auf 46,2 Mio t herab. Im vergangenen Jahr hatten die
US-Farmer 49,7 Mio t Weizen gedroschen. Der Proteingehalt des bereits vollständig geernteten Hard-Red-Winter-(HRW)-Weizens seien zwar „normal“, aber niedriger als erwartet ausgefallen. Die Qualität des Soft-Red-Winter-(SRW)-Weizens entspreche dem Fünfjahresmittel.
Unterdessen ist die Ernte des Sommerweizens zuletzt sehr rasch vorangekommen. Nach Angaben des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) waren am vergangenen Sonntag (29.8.) bereits 88 % des betreffenden Areals abgeerntet; damit wurde das Fünfjahresmittel um 17 Prozentpunkte übertroffen.
Derweil haben sich die Aussichten für Australiens Weizenernte, die erst im Dezember zum Drusch ansteht, durch jüngste Regenfälle verbessert. Dort wird jetzt mit 30,1 Mio t Weizen gerechnet, 1,2 Mio t mehr als bisher. Die Vorjahresmenge würde damit aber noch um 3,2 Mio t verfehlt. Außerdem könnte der Anteil von australischem
Qualitätsweizen feuchtigkeitsbedingt geringer als im langjährigen Durchschnitt ausfallen.
Futterweizenbedarf auf Rekordniveau
Die Prognose für den globalen
Weizenverbrauch 2021/22 korrigierte der IGC ebenfalls nach unten, und zwar um 5 Mio t auf 783 Mio t. Das Vorjahresniveau würde damit aber noch um 13 Mio t oder 1,7 % übertroffen. Wahrscheinlich werde angebotsbedingt weniger Futterweizen eingesetzt als bisher gedacht, erklärte der IGC. Dies betreffe vor allem Kanada, Russland und die USA. Dennoch dürfte der globale Bedarf an Futterweizen im Vergleich zu 2020/21 um etwa 4 Mio t auf rund 155 Mio t steigen; das wäre die höchste Menge aller Zeiten. Auslöser sei vor allem das umfangreiche Weizenangebot in der EU, der Ukraine und in Indien.
Auch in China dürfte erneut viel Weizen verfüttert werden; mit voraussichtlich 32 Mio t würde der im Vorjahr erreichte Rekord von 34 Mio t allerdings verfehlt. Die weltweiten
Lagerbestände an Weizen zum Ende der Saison 2021/22 sieht der Getreiderat jetzt bei 278 Mio t, und damit nahezu unverändert. Gleichzeitig dürften jedoch die Weizenbestände in den führenden Exportländern - Russland, EU, USA, Ukraine, Australien, Kanada, Argentinien und Kasachstan - um insgesamt 6,1 Mio t Weizen auf ein Neunjahrestief von 55,5 Mio t abgebaut werden. Die größte Abnahme wird hierbei für die USA erwartet, und zwar um 5,1 Mio t auf 17,9 Mio t.
Kanada rutscht ab
Der internationale
Weizenhandel wird 2021/22 dem IGC zufolge aufgrund des kleineren Angebots der dominierenden Lieferanten im Vergleich zum Vorjahr trotz relativ hoher Preise unter dem Strich nur um 1 Mio t auf 189 Mio t zurückgehen. Größter Weizenexporteur wird nach den Vorhersagen der Londoner Marktexperten erneut Russland mit 34 Mio t werden, gefolgt von der EU-27 mit 32,9 Mio t und den USA mit 24,1 Mio t.
Auf dem vierten Platz rangieren gemäß den Prognosen des Getreiderates Australien und die Ukraine mit jeweils voraussichtlich 22,5 Mio t. Kanada dürfte mit einer Ausfuhrmenge von nur noch 18 Mio t Weizen auf den fünften Platz abrutschen; im vergangenen Wirtschaftsjahr hatte das nordamerikanische Land mit 27,6 Mio t noch auf Platz drei der Weizenexporteure rangiert, vor den USA.