Die Londoner Experten beziffern die voraussichtliche Maiserzeugung in den Vereinigten Staaten jetzt auf 384,2 Mio. t; das sind 3,4 Mio. t mehr als noch im Juli erwartet worden waren.
Die Vorjahresmenge würde damit um 38,3 Mio. t oder 11,1 % übertroffen, der Rekord von 2016/17 nur um 600.000 t verfehlt. Begründet wird die optimistische Einschätzung mit unter dem Strich vielversprechenden Ertragsaussichten.
Allerdings geht der Getreiderat davon aus, dass 3,3 Mio. ha Mais und damit 60 % der Anbaufläche im US-Bundesstaat Iowa ernsthafte
Sturmschäden davongetragen haben dürften. Das wären fast 10 % der vom amerikanischen
Landwirtschaftsministerium (USDA) erwarteten landesweiten Maiserntefläche.
Derweil stuften die Washingtoner Beamten bei ihrer amtlichen Bonitierung mit Stand vom vergangenen Sonntag (30.8.) nur noch 45 % der Maisflächen in Iowa in die Klassen „gut“ bis „sehr gut“ ein; das waren 24 Prozentpunkte weniger als vor dem Sturm.
Für das gesamte Land sieht das USDA nun lediglich noch insgesamt 62 % der Maisfelder in diesen beiden oberen Bonitierungsklassen, nach 71 % drei Wochen zuvor. Derweil geht die
Rabobank davon aus, dass die Farmer in Iowa als Folge des Sturms mit Ertragseinbußen von etwa 10 Mio. t rechnen müssen. Die US-Maisernte sehen die niederländischen Analysten bei 381 Mio. t.
Globale Maisernte auf Rekordniveau
Allerdings senkten die Londoner Experten ihre Voraussage für die diesjährige
Maisproduktion in der EU-27 um 900.000 t auf 69,2 Mio. t, nach 68,1 Mio. t im Vorjahr. Begründet wurde die pessimistischere Einschätzung mit voraussichtlich trockenheitsbedingten Ertragseinbußen in Frankreich und Rumänien.
Etwas zuversichtlicher als der Getreiderat zeigte sich zuletzt die EU-Kommission, die die betreffende Menge auf voraussichtlich 70,2 Mio. t taxierte. Allerdings hatten die Experten des Monitoring Agricultural Resources (MARS) ihre Ertragsvoraussage für den Körnermais kurz zuvor um 2 dt/ha auf 80 dt/ha herabgesetzt.
Der EU-Dachverband der
Getreidehändler (COCERAL) prognostizierte aber für die Union zuletzt lediglich 64,4 Mio. t Mais. Derweil ließ der Getreiderat seine Voraussage für die Maisernte in Brasilien bei 106,3 Mio. t; das wären 4,2 Mio. t oder 4,1 % mehr als im Vorjahr.
Für Argentinien werden weiterhin 52,1 Mio. t Mais erwartet. In der vergangenen Saison hatten die Landwirte im „Land der Gauchos“ noch 58,5 Mio. t Mais von den Feldern geholt. Für die weltweite Maiserzeugung 2020/21 erwartet der
IGC jetzt ein Rekordaufkommen von 1,166 Mrd. t, womit die Vorjahresmenge um 45 Mio. t oder 4 % übertroffen würde. Im Juli lag die Prognose noch um 2 Mio. t darunter.
Fleischnachfrage wahrscheinlich stabilUnterdessen dürfte auch die globale Maisnachfrage 2020/21 ein neues Allzeithoch erreichen. Der IGC rechnet hier mit 1,178 Mio. t; das wären 33 Mio. t oder 2,9 % mehr als im Vorjahr. Davon soll eine Spitzenmenge von 703 Mio. t verfüttert werden, was im Vorjahresvergleich einem Plus von 19 Mio. t oder 3 % entsprechen würde. Obwohl die langfristigen Auswirkungen der Corona-Pandemie schwer einzuschätzen sind, wird für das kommende Jahr mit einer stabilen Fleischnachfrage gerechnet.
Im Einzelnen geht der IGC davon aus, dass die chinesische Maisnachfrage für Futterzwecke um 5 Mio. t auf 182 Mio. t zunehmen wird. Dort dürfte der
Schweinebestand nach dem Abklingen der Afrikanischen
Schweinepest (ASP) wieder deutlich aufgestockt werden. In die US-Futtertröge sollen derweil 147,5 Mio. t Mais fließen; das wäre die größte Menge der vergangenen 13 Jahre. Den Futtermaisverbrauch der EU-27 beziffert der IGC für 2020/21 auf voraussichtlich 64,9 Mio. t, was im Vergleich zum Vorjahr einem Plus von 2,5 Mio. t entsprechen würde. Global dürften außerdem insgesamt 305 Mio. t Mais industriell verwertet und 131 Mio. t für die menschliche
Ernährung benötigt werden.
Uneinheitliche Prognosen zum EU-EinfuhrbedarfAuch für den internationalen Handel mit Mais erwartet der Getreiderat für 2020/21 eine Rekordmenge, und zwar von 177Mio t. Demnach würde die Vorjahresmenge um 5 Mio. t oder 2,9 % übertroffen, was die Londoner Fachleute vor allem mit einer wohl lebhaften Nachfrage aus Mexiko, Europa und Teilen Asiens begründen. Vor allem der Einfuhrbedarf der EU-27 wurde nach oben gesetzt, und zwar um 1,5 Mio. t auf 20,2 Mio t Mais.
Als Auslöser wird das sich hier abzeichnende rückläufige Angebot von Mais und Weizen genannt. Auch die Rabobank rechnet mit steigenden Maiseinfuhren der Gemeinschaft, und zwar im Zuge einer zunehmenden Nachfrage nach EU-Weizen am Weltmarkt. Derweil sagt die
EU-Kommission für die laufende Saison aktuell einen Maisimport von nur 18,4 Mio. t voraus; das wäre sogar etwas weniger als in der vergangenen Vermarktungssaison.