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06.09.2020 | 00:02 | Maismarkt 2020 

IGC setzt Prognose für US-Maisernte trotz Sturmschäden herauf

London - Der Internationale Getreiderat (IGC) hat seine Vorhersage für das diesjährige Maisaufkommen in den USA heraufgesetzt, obwohl in der ersten Augusthälfte ein Sturm die Anbauflächen im Mittleren Westen des Landes schwer getroffen haben dürfte.

Maisernte 2020
Londoner Fachleute erwarten für die Vereinigten Staaten nun gut 384 Millionen Tonnen Mais - Bonitierung aber deutlich schlechter als vor dem Sturm - Uneinheitliche Prognosen für das Maisaufkommen in der EU-27 - Globale Maisnachfrage dürfte zunehmen - Internationaler Handel könnte so umfangreich wie noch nie ausfallen - Maiskurse an der Chicagoer Terminbörse steigen deutlich - Marktakteure an der Matif dagegen weitgehend unbeeindruckt. (c) proplanta
Die Londoner Experten beziffern die voraussichtliche Maiserzeugung in den Vereinigten Staaten jetzt auf 384,2 Mio. t; das sind 3,4 Mio. t mehr als noch im Juli erwartet worden waren.

Die Vorjahresmenge würde damit um 38,3 Mio. t oder 11,1 % übertroffen, der Rekord von 2016/17 nur um 600.000 t verfehlt. Begründet wird die optimistische Einschätzung mit unter dem Strich vielversprechenden Ertragsaussichten.

Allerdings geht der Getreiderat davon aus, dass 3,3 Mio. ha Mais und damit 60 % der Anbaufläche im US-Bundesstaat Iowa ernsthafte Sturmschäden davongetragen haben dürften. Das wären fast 10 % der vom amerikanischen Landwirtschaftsministerium (USDA) erwarteten landesweiten Maiserntefläche.

Derweil stuften die Washingtoner Beamten bei ihrer amtlichen Bonitierung mit Stand vom vergangenen Sonntag (30.8.) nur noch 45 % der Maisflächen in Iowa in die Klassen „gut“ bis „sehr gut“ ein; das waren 24 Prozentpunkte weniger als vor dem Sturm.

Für das gesamte Land sieht das USDA nun lediglich noch insgesamt 62 % der Maisfelder in diesen beiden oberen Bonitierungsklassen, nach 71 % drei Wochen zuvor. Derweil geht die Rabobank davon aus, dass die Farmer in Iowa als Folge des Sturms mit Ertragseinbußen von etwa 10 Mio. t rechnen müssen. Die US-Maisernte sehen die niederländischen Analysten bei 381 Mio. t.

Globale Maisernte auf Rekordniveau



Allerdings senkten die Londoner Experten ihre Voraussage für die diesjährige Maisproduktion in der EU-27 um 900.000 t auf 69,2 Mio. t, nach 68,1 Mio. t im Vorjahr. Begründet wurde die pessimistischere Einschätzung mit voraussichtlich trockenheitsbedingten Ertragseinbußen in Frankreich und Rumänien.

Etwas zuversichtlicher als der Getreiderat zeigte sich zuletzt die EU-Kommission, die die betreffende Menge auf voraussichtlich 70,2 Mio. t taxierte. Allerdings hatten die Experten des Monitoring Agricultural Resources (MARS) ihre Ertragsvoraussage für den Körnermais kurz zuvor um 2 dt/ha auf 80 dt/ha herabgesetzt.

Der EU-Dachverband der Getreidehändler (COCERAL) prognostizierte aber für die Union zuletzt lediglich 64,4 Mio. t Mais. Derweil ließ der Getreiderat seine Voraussage für die Maisernte in Brasilien bei 106,3 Mio. t; das wären 4,2 Mio. t oder 4,1 % mehr als im Vorjahr.

Für Argentinien werden weiterhin 52,1 Mio. t Mais erwartet. In der vergangenen Saison hatten die Landwirte im „Land der Gauchos“ noch 58,5 Mio. t Mais von den Feldern geholt. Für die weltweite Maiserzeugung 2020/21 erwartet der IGC jetzt ein Rekordaufkommen von 1,166 Mrd. t, womit die Vorjahresmenge um 45 Mio. t oder 4 % übertroffen würde. Im Juli lag die Prognose noch um 2 Mio. t darunter.

Fleischnachfrage wahrscheinlich stabil

Unterdessen dürfte auch die globale Maisnachfrage 2020/21 ein neues Allzeithoch erreichen. Der IGC rechnet hier mit 1,178 Mio. t; das wären 33 Mio. t oder 2,9 % mehr als im Vorjahr. Davon soll eine Spitzenmenge von 703 Mio. t verfüttert werden, was im Vorjahresvergleich einem Plus von 19 Mio. t oder 3 % entsprechen würde. Obwohl die langfristigen Auswirkungen der Corona-Pandemie schwer einzuschätzen sind, wird für das kommende Jahr mit einer stabilen Fleischnachfrage gerechnet.

Im Einzelnen geht der IGC davon aus, dass die chinesische Maisnachfrage für Futterzwecke um 5 Mio. t auf 182 Mio. t zunehmen wird. Dort dürfte der Schweinebestand nach dem Abklingen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) wieder deutlich aufgestockt werden. In die US-Futtertröge sollen derweil 147,5 Mio. t Mais fließen; das wäre die größte Menge der vergangenen 13 Jahre. Den Futtermaisverbrauch der EU-27 beziffert der IGC für 2020/21 auf voraussichtlich 64,9 Mio. t, was im Vergleich zum Vorjahr einem Plus von 2,5 Mio. t entsprechen würde. Global dürften außerdem insgesamt 305 Mio. t Mais industriell verwertet und 131 Mio. t für die menschliche Ernährung benötigt werden.

Uneinheitliche Prognosen zum EU-Einfuhrbedarf

Auch für den internationalen Handel mit Mais erwartet der Getreiderat für 2020/21 eine Rekordmenge, und zwar von 177Mio t. Demnach würde die Vorjahresmenge um 5 Mio. t oder 2,9 % übertroffen, was die Londoner Fachleute vor allem mit einer wohl lebhaften Nachfrage aus Mexiko, Europa und Teilen Asiens begründen. Vor allem der Einfuhrbedarf der EU-27 wurde nach oben gesetzt, und zwar um 1,5 Mio. t auf 20,2 Mio t Mais.

Als Auslöser wird das sich hier abzeichnende rückläufige Angebot von Mais und Weizen genannt. Auch die Rabobank rechnet mit steigenden Maiseinfuhren der Gemeinschaft, und zwar im Zuge einer zunehmenden Nachfrage nach EU-Weizen am Weltmarkt. Derweil sagt die EU-Kommission für die laufende Saison aktuell einen Maisimport von nur 18,4 Mio. t voraus; das wäre sogar etwas weniger als in der vergangenen Vermarktungssaison.
Welt-Versorgungsbilanz für Mais 2017-2021Bild vergrößern
Welt-Versorgungsbilanz für Mais 2017-2021
Preisentwicklung von MaisBild vergrößern
Preisentwicklung von Mais

Futureskursprognose angehoben

Derweil sind die Maiskurse an der Terminbörse in Chicago in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen. Dort kostete der meistgehandelte Future mit Fälligkeit im Dezember 2020 am Dienstag vergangener Woche (1.9.) gegen 16.10 Uhr hiesiger Zeit 3,56 $/bu (117 Euro/t); das waren 8,9 % mehr als der Schlusskurs vom 12. August, als die Rallye als Reaktion auf den Sturm in Iowa startete.

Unterdessen passte die Rabobank ihre betreffenden Kursprognose für das vierte Quartal 2020 um 1,5 % auf 3,45 $/bu (114 Euro/t) nach oben an. Für das erste Quartal 2021 nahmen die Analysten sogar einen Aufschlag von 5,8 % auf jetzt 3,65 $/bu (120 Euro/t) vor. Bis zum dritten Quartal soll der Kurs aber wieder auf etwa 3,40 $/bu (112 Euro/t) sinken.

Die Rabobank rechnet nämlich damit, dass die US-Landwirte im kommenden Jahr in großem Umfang Mais säen. Indes zeigten sich die Akteure an der Terminbörse in Paris relativ unbeeindruckt von der Kursentwicklung in den USA. Der Novemberkontrakt 2020 auf Körnermais an der Matif verteuerte sich bis Dienstagnachmittag (1.9.) im Vergleich zu Mitte August lediglich um 3 Euro/t oder 1,8 % auf 166,75 Euro/t.

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8375 Euro
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