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26.11.2011 | 08:52 | Effizienzsteigerung 

iGreen legt Datennetze über die Felder

Osnabrück - In der Landwirtschaft geht es um Daten: Wann es regnet, wie der Boden beschaffen ist, wie feucht die Ernte ist.

Effizienzsteigerung
Diese Informationen braucht der Bauer zum Planen seiner Arbeit. Moderne Maschinen messen zum Beispiel bei der Ernte die Feuchtigkeit und das Gewicht der Ballen. Vollautomatisch können sie regulieren, wie viel Pflanzenschutzmittel gespritzt wird. Die Maschinen wissen, wo sie sind, sie finden den günstigsten Weg zum Feld. Bei der Ablieferung bei der Genossenschaft kann die Ernte automatisch dem richtigen Landwirt zugeordnet werden. Die Motorelektronik des Schleppers registriert Drehzahlen, Verschleiß und Verbrauch.

Im besten Fall sind Maschinen und Bediener, Landwirte und Lohnunternehmer miteinander vernetzt und greifen auf Datenbanken zum Wetter oder über Düngemittel zurück. Der Landwirt kann heute Pflanzen und Erde begutachten und dank Tablet-PC sofort vom Acker aus Arbeiten veranlassen. Technisch ist das alles möglich - jedoch heute oft noch Theorie.

«Die Kommunikation zwischen Maschine und Büro ist der Schwachpunkt», sagt Lohnunternehmer Gerd Dettmer aus Kettenkamp bei Osnabrück. Der Unternehmer beschäftigt in der Region an mehreren Standorten 80 feste Fahrer. In seinem Büro arbeitet modernste Computertechnik. Wenn er aber seine Mitarbeiter zur Ernte aufs Feld schicken will, sind Auftragszettel oder das Telefon seine wichtigsten Arbeitsgeräte.

Er und seine Kollegen setzen Hoffnung in ein Projekt namens iGreen, das vom Bundesforschungsministerium seit 2009 gefördert wird. Es gehe darum, eine herstellerübergreifende Kommunikationsinfrastruktur zu schaffen, sagt Ansgar Bernardi vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz in Kaiserslautern, das das Projekt koordiniert.

Obwohl es schon einen herstellerübergreifenden «Isobus»-Datenterminal gibt, hapere es in der Praxis an vielen Stellen, beklagt Klaus Schernewsky, der sich bei einem Tochterunternehmen des Bundesverbands der Lohnunternehmer mit dem Thema befasst. In Deutschland gibt es 3.250 professionelle Lohnunternehmer, die pro Jahr 3 Milliarden Euro Umsatz machen. Ihr Anteil an Agrar-Dienstleistungen liegt bei mehr als 80 Prozent.

Lohnunternehmer beschäftigen mehr als 30.000 Mitarbeiter und haben rund 300.000 Landwirte als Kunden. Pro Jahr investieren sie 600 Millionen Euro in den Maschinenpark. Sie sind hierzulande die wichtigsten Kunden der Landmaschinenhersteller.

«Bisher haben die Hersteller auf Insellösungen gesetzt», sagt Schernewsky. So kommunizieren beispielsweise die Maschinen eines Herstellers untereinander. Aber der Schlepper einer Marke könne nicht optimal mit der Spritze eines anderen Herstellers kombiniert werden. «Das Hauptziel der Lohnunternehmer ist, dass sie nicht mit einer Marke zwangsverheiratet werden», betont er.

Neben Mittelständlern sind bei dem Projekt auch die Schwergewichte mit an Bord, zum Beispiel John Deere als größter Landmaschinenhersteller der Welt. Auch Claas aus dem ostwestfälischen Harsewinkel, die Nummer eins in Europa, macht mit - und das, obwohl sich die Unternehmen mit ihren Wettbewerbern an einen Tisch setzen müssen.

«Aus unserer Sicht ist es eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten, weil so auch die Akzeptanz für unsere Produkte steigt», sagt Thilo Steckel aus der Claas-Entwicklungsabteilung. Neben technischen Fragen müsse es aber auch um die Lösung neuer juristischer Probleme beim Umgang mit den Daten gehen. «Stellen Sie sich einen Landwirt vor, der eine Fläche gepachtet hat und einen Lohnunternehmer mit Arbeiten darauf beauftragt. Alle diese Beteiligten und auch der Fahrer haben ein Recht auf informationelle Selbstbestimmung», erläutert Steckel. Neben einer technischen Plattform müsse es daher auch zertifizierte Verfahren zum Umgang mit diesen Daten geben.

Unterm Strich mache ein Projekt wie iGreen Lebensmittel preiswerter und sicherer, ist Steckel überzeugt. Preiswerter, weil Arbeitsabläufe stärker automatisiert und damit effizienter gestaltet werden können. «Und sicherer, weil wir zu jedem Schritt dokumentieren können, was mit den Produkten passiert.» (dpa)
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