Dies geht aus aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zur Tierbestandserhebung hervor. Demnach gab es zum Stichtag 3. November noch knapp 133.000 Rinderhalter im Bundesgebiet; das waren 2.772 oder 2,0 % weniger als zwölf Monate zuvor.
Verantwortlich dafür war vor allem die Aufgabe von Milchkuhhaltern, deren Zahl um 2.603 oder 4,3 % auf 57.322 abnahm. Innerhalb einer Dekade haben gut 37 % der Höfe ihr Milchvieh abgeschafft. Der
Rinderbestand verringerte sich den Wiesbadener Statistikern zufolge binnen Jahresfrist um rund 337.700 Tiere oder 2,9 % auf 11,30 Millionen Stück, so wenige, wie seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr.
In allen Kategorien war ein Rückgang zu verzeichnen, der absolut gesehen bei den Kühen mit rund 103.600 Tieren oder 2,3 % auf 4,55 Millionen Stück am größten ausfiel. Dabei nahm der Milchkuhbestand um gut 90.000 Stück auf 3,92 Millionen Tiere ab.
Relativ am stärksten war das Minus bei den männlichen Rindern älter als ein Jahr, die meist als Jungbullen für die
Fleischproduktion gehalten werden, mit 5,7 % auf 923.700 Tiere. Zudem gab es 97.300 oder 3,9 % weniger Färsen in den Ställen als im November 2019. Auch die Entwicklung beim Nachwuchs deutet nicht auf eine Trendwende hin: Der Bestand des Jungviehs bis zu einem Jahr ging um 2,3 % auf 3,40 Millionen Stück zurück.
Die meisten Rinder standen weiterhin in Bayern; die gesamte Herde verringerte sich dort mit 2,5 % auf 2,94 Millionen Stück etwas weniger stark als im Bundesmittel. Allerdings gaben im Freistaat mit 3,1 % geringfügig mehr
Betriebe als in Deutschland insgesamt die
Rinderhaltung auf. Das lag vor allem an den Milchviehbetrieben, von denen binnen Jahresfrist 4,5 % ihre Tiere abschafften.
Nur noch 6.800 Sauenhalter
Auch die Zahl der Betriebe mit Schweinen auf dem Hof ist erneut gesunken. Laut Destatis gab es zum Stichtag 3. November 2020 hierzulande noch rund 20.500 Betriebe, die mehr als die von der Erfassungsgrenze geforderten 50 Schweine oder zehn
Zuchtsauen im Stall hatten.
Innerhalb eines Jahres haben demnach etwa 700 Schweineproduzenten oder 3,3 % die Erzeugung aufgegeben. Besonders ausgeprägt war die Aufgaberate mit 5,6 % bei den Zuchtsauenhaltern, deren Zahl sich um rund 400 auf nur noch 6.800 Betriebe verringerte.
Vor zehn Jahren hatte es noch rund 15.600 Höfe mit Sauenhaltung und damit mehr als doppelt so viele wie heute gegeben. Der
Strukturwandel könnte sich laut Analysten durch die bevorstehende Verschärfung von Haltungsregeln in der Zukunft noch beschleunigen.
Sauen werden geschlachtet
Der seit einigen Jahren stattfindende Rückgang der
Schweinebestände hat sich auf den ersten Blick nicht fortgesetzt. Laut Destatis wurden Anfang November in Deutschland 25,99 Millionen Schweine gehalten; das waren lediglich 65.100 oder 0,2 % weniger als vor einem Jahr. Hierbei hat allerdings der Schweinestau infolge der coronabeschränkten Schlacht- und Zerlegekapazitäten eine Rolle gespielt.
So nahm bei den Mastschweinen insgesamt die Tierzahl binnen Jahresfrist um etwa 196.000 Tiere oder 1,7 % auf 11,92 Millionen Stück zu; bei den schweren Tieren über 110 kg sogar um 380.300 Stück oder fast 30 %. Insbesondere Niedersachsen verzeichnete nach den vorherigen Betriebsausfällen bei Tönnies in Sögel und Vion im Emstek einen coronabedingten Anstieg der Mastschweinezahlen.
Ähnliches galt für die Anfang November ebenfalls oft nur schwer zu vermarktenden Ferkel mit einem bundesweit kleinen Zuwachs von 0,1 % auf 7,68 Millionen Tieren.
Die Zahl der Zuchtsauen sank dagegen im Vorjahresvergleich deutlich, und zwar um 96.400 Stück oder 5,4 % auf 1,69 Millionen Tiere. Laut der
Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (
ISN) haben die
Sauenhalter eine Bestandsreduzierung eingeleitet; seit September hätten die Schlachtungen dieser Tiere um 20 % über dem vergleichbaren Vorjahresniveau gelegen.
Schafhaltung eingeschränkt
Bei der Novembererhebung werden von Destatis auch die Schafbestände in Deutschland mit einer Stichprobe erfasst, allerdings nur in Betrieben mit mehr als 20 Tieren.
Nach vergleichsweise stabilen Vorjahren war im November 2020 gegenüber der Erhebung vor zwölf Monaten wieder ein stärkerer Bestandsrückgang um 77.000 Tiere oder 5,0 % auf 1,48 Millionen Schafe festgestellt. Das wurde der niedrigste Wert seit 1988; damals wurden allerdings nur die Tiere in den alten Bundesländern erfasst. Verantwortlich für die verringerte Herdengröße war vor allem das starke Minus von 12,3 % auf 379.500 Tiere bei den Schafen jünger als ein Jahr.
Die Zahl der Mutterschafe war um 2,1 % auf knapp 1,06 Millionen rückläufig. Leicht zugenommen, nämlich um 2,6 % auf 13.400 Tiere hat nur die Haltung von Milchschafen. Wie bei Rindern und Schweinen hat auch bei den Schafen die Zahl der Halter binnen Jahresfrist abgenommen, und zwar um 300 oder 3,2 % auf 9.100 Betriebe. Bundesweit lebten mit 250.600 Tieren die meisten Schafe in Bayern; dahinter folgten Baden-Württemberg mit 207.600 und Schleswig-Holstein mit 190.000 Tieren.