Die Jahresteuerungsrate lag im Mai nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes vom Donnerstag bei 0,6 Prozent. Vor allem der deutliche Rückgang der Energiekosten dämpfte den Preisauftrieb. Im April waren die
Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat noch um 0,9 Prozent und im März um 1,4 Prozent gestiegen. Gegenüber dem Vormonat sanken die Verbraucherpreise im Mai um 0,1 Prozent.
Deutlich weniger als im Mai 2019 mussten Verbraucher für Haushaltsenergie und Sprit zahlen, die sich insgesamt um 8,5 Prozent verbilligten. Mit dem weitgehenden Stillstand der Wirtschaft in vielen Ländern in der Pandemie sank auch die Nachfrage nach
Rohöl, die Preise brachen ein.
Nahrungsmittel verteuerten sich gegenüber dem Vorjahresmonat den vorläufigen Daten zufolge hingegen um 4,5 Prozent.
Trotz der Geldflut durch milliardenschwere Rettungspakete der Regierung rechnen Ökonomen damit, dass die Inflation in den nächsten Monaten niedrig bleibt, oder zunächst noch weiter sinkt. Eine Entwicklung, die der Europäischen Zentralbank (EZB) Sorge bereiten dürfte.
Die Inflationsrate ist ein wichtiger Gradmesser für die Geldpolitik der Notenbank. Europas Währungshüter streben für den gesamten Euroraum mit seinen 19 Ländern mittelfristig eine Jahresteuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn dauerhaft niedrige oder auf breiter Front sinkende Preise könnten Unternehmen und Verbraucher verleiten, Investitionen aufzuschieben. Das kann die Wirtschaft bremsen.
Der für europäische Vergleichszwecke berechnete
Preisindex HVPI für Deutschland, den die EZB für ihre Geldpolitik heranzieht, lag nach vorläufigen Berechnung der Wiesbadener Statistiker im Mai um 0,5 Prozent über dem Stand des Vorjahresmonats.
Auch in der Eurozone insgesamt ist die Inflation auf dem Rückzug. Nach jüngsten Daten des Statistikamtes
Eurostat waren die Verbraucherpreise im April im gemeinsamen Währungsraum nur 0,3 Prozent höher als ein Jahr zuvor. März hatte die Rate noch 0,7 Prozent betragen.