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11.03.2017 | 01:54 | Nullzinspolitik 
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Inflation steigt weiter - wann geht die EZB vom Gas?

Frankfurt/Main - Der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB) wächst: Die Inflation steigt, und die Konjunktur im Euroraum gewinnt an Fahrt.

Geldschwemme
Erstmals seit vier Jahren knackt die Inflation wieder die Marke von zwei Prozent. Gegner der EZB-Geldschwemme fordern ein Ende der ultralockeren Geldpolitik. Doch Sparer müssen sich weiter gedulden. (c) proplanta
Gegner der vor allem in Deutschland umstrittenen Geldflut fordern, die Notenbank solle die Schleusen allmählich schließen. Politiker in Deutschland werfen der EZB vor, ihre Nullzinspolitik enteigne Sparer. Doch EZB-Präsident Mario Draghi zeigt sich davon am Donnerstag unbeeindruckt.

Wie reagiert die Notenbank?

Die EZB setzt ihre ultralockere Geldpolitik unverändert fort: Der Leitzins bleibt bei null Prozent. Monatlich kauft die Notenbank weiter Staatsanleihen und andere Wertpapiere im Milliardenumfang.

Basierend auf den aktuellen Daten halte der EZB-Rat die expansive Geldpolitik nach wie vor für angemessen, begründete Draghi. Immerhin sagt Europas oberster Währungshüter, dass die Notenbank derzeit keine Notwendigkeit sehe, noch mehr Geld in die Hand zu nehmen - etwa über neue Langfristkredite für Banken.

Was sind die Gründe für die Geldschwemme?

Die EZB strebt für den Euroraum eine Inflationsrate von knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug von der Nulllinie entfernt. Im vergangenen Jahr wuchs die Wirtschaft im gemeinsamen Währungsraum robust um 1,7 Prozent. Im Februar 2017 dann knackte die Teuerung erstmals seit vier Jahren wieder die Marke von zwei Prozent - die von den Währungshütern angepeilten Ziele scheinen erreicht.

Allerdings sind die Unterschiede zwischen den 19 Ländern des gemeinsamen Währungsraumes groß. «Die EZB hat einen Auftrag für den Euroraum insgesamt, und darauf muss sie ihre Geldpolitik ausrichten», sagte der frühere EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing dem «Handelsblatt».

Warum wird die EZB vorerst Geldschleusen nicht schließen?

Hauptgrund für den Anstieg der Inflation ist ein kräftiger Sprung der Energiepreise. Ökonomen rechnen damit, dass der Höhepunkt zunächst erreicht ist. «In den nächsten Monaten dürfte die Inflationshysterie wieder etwas nachlassen», erklärt die Commerzbank. Wichtig ist für die Währungshüter eine nachhaltige Entwicklung der Verbraucherpreise.

Dabei haben sie auch die Kerninflation im Blick - also die Teuerung ohne stark schwankende Energie- und Nahrungsmittelpreise. Im Februar verharrte diese Rate bei vergleichsweise niedrigen 0,9 Prozent.

Welche Rolle spielen die Wahlen in wichtigen Euroländern für die EZB?

«Der große Belastungstest steht vermutlich am 7. Mai an, wenn die Stichwahl darüber entscheidet, ob mit Marine Le Pen eine erklärte Euro-Feindin französische Präsidentin wird», erläutern Ökonomen der Landesbank Helaba. Solange dies nicht geklärt sei, dürfte EZB-Präsident Draghi keine geldpolitische Kursänderung zulassen.

Ähnlich sieht das ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Sollte sich die politische Unsicherheit nach den Wahlen in den Niederlanden und in Frankreich legen, könnte die Notenbank im Sommer Hinweise auf einen Ausstieg im Jahr 2018 geben. «Dieses Timing könnte helfen, das EZB-Bashing im beginnenden Wahlkampf in Deutschland zu dämpfen», sagt Brzeski.

Wann können Sparer auf steigende Zinsen hoffen?

Das dürfte noch eine Weile dauern. Draghi bekräftigte erneut, dass die Zinsen auf absehbare Zeit niedrig bleiben werden - mindestens bis zum Auslaufen der Anleihekäufe Ende 2017. Für Sparer ist das Zinstief bei steigender Inflation bitter. Sparbuch und Co. werfen ohnehin kaum noch etwas ab. Solange die Teuerungsrate nahe der Nulllinie dümpelte, glich sich das in etwa aus. Bei steigenden Verbraucherpreisen bleibt Sparern unter dem Strich aber weniger Geld.

Wer profitiert von der EZB-Geldpolitik?

Alle, die Kredite aufnehmen, zum Beispiel Immobilienkäufer. Auch wenn die Zinsen wieder leicht steigen, sind Hypothekenkredite immer noch günstig. Die ultralockere Geldpolitik kommt auch dem deutschen Fiskus zugute, weil er sich günstig verschulden kann.

«Wären die Zinsen auf dem Niveau des Jahres 2007 geblieben, hätte der deutsche Staat über die Zeit um rund 250 Milliarden Euro höhere Zinsausgaben stemmen müssen», rechnete Bundesbank-Präsident Jens Weidmann jüngst in der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» vor.

Ist ein Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik so einfach?

Die EZB kann nicht von heute auf morgen einfach den Geldhahn zudrehen. Das würde zu schweren Turbulenzen an den Finanzmärkten führen. Um den Markt vorzubereiten, müssten die Währungshüter das Auslaufen der Wertpapierkäufe einige Monate vorher ankündigen, erläutert Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.

Friedrich Heinemann, Experte am Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW, mahnt: «Dringend nötig wäre eine klare Perspektive für 2018 mit einer realistischen Strategie zum Auslaufen der Anleihekäufe. Wie bei jedem Ausstieg aus einer Droge ist mit Entzugserscheinungen an den Anleihemärkten zu rechnen, auch Panikattacken sind denkbar.»
dpa
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Kommentare 
trakifreund schrieb am 13.03.2017 10:21 Uhrzustimmen(29) widersprechen(27)
mit der heutigen Geldpolitik werden, vornehmlich, die Länder südlich der Alpen und Pyrinäen am Leben erhalten. Die ungedeckten Geldtransfers würden in anderer Form wieder Fahrt aufnehmen. Das würde bewirken, es werden Kredite ohne Sicherheiten vergeben. Aber, solange diese Kredite nicht fällig gestellt werden, passiert nichts. Sie stehen eben nur auf dem Papier und für die fälligen Tilgungen gibt es wieder einen neuen Kredit. Das ist so, wie ein Hamster im Rad und die Druckerpresse läuft auf Hochtouren.
Obst-Banker schrieb am 11.03.2017 10:12 Uhrzustimmen(35) widersprechen(21)
Das ungedeckte Schuldgeldsystem wird zweifelsohne unsere Ersparnisse und unsere Altersvorsorge vernichten. Diesen Währungskollaps werden uns Politiker dann als Unfall verkaufen, obwohl er absichtlich und über Jahrzehnte herbeigeführt wurde. „Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh.“ hat schon Henry Ford festgestellt. Ich ergänze: Die Menschen sollen das System daher auch nicht verstehen! Mit höheren Zinsen kann man global betrachtet keinen Wohlstand erzeugen, man erhöht lediglich die Geschwindigkeit der Vermögensumschichtung von „fleißig“ zu „reich“. „Niemand ist mehr Sklave, als der sich für frei hält, ohne es zu sein.“ (Goethe)
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