Internationales Bündnis warnt vor Patenten auf Saatgut und Tiere
München - Ein internationales Bündnis aus Bauern- und Umweltverbänden sowie aus Entwicklungshilfe-organisationen hat ein weltweites Verbot von Patenten auf Saatgut und Nutztiere gefordert.
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Denn Landwirte gerieten in zunehmende Abhängigkeit von Konzernen, die solche Patente besitzen, erklärte das neu gegründete Bündnis am Montag in München. Anlass für dessen Gründung war die beim Europäischen Patentamt (EPA) in München anstehende Pilot-Entscheidung über Bestätigung oder Widerruf eines bereits erteilten Patents auf Brokkoli (EP 1069819 B1).
In diesem Präzedenzfall entscheide erstmals eine Große Beschwerdekammer beim EPA darüber, ob konventionelle biologische Verfahren zur Pflanzenzüchtung - also ohne gentechnische Veränderungen - patentierbar sind, erläuterte Christoph Then von der Umweltorganisation Greenpeace. Sie hatte den Anstoß zur Gründung des Bündnisses gegeben. «Mit dem Brokkoli-Patent kann die ganze belebte Natur zum Ausverkauf freigegeben werden», warnte Then. «Das Patentrecht wird zur Krake, die Pflanzen und Tiere als Grundlagen der Welternährung umschlingt und der Kontrolle von Konzernen unterwirft.»
Tina Goethe von Swissaid nannte die Patentierung von konventionellen Pflanzensorten und Nutztierrassen eine äußerst Besorgnis erregende Entwicklung. Damit dürften Landwirte ihr Saatgut aus der Ernte nicht mehr zurückbehalten und Züchter könnten mit patentiertem Saatgut nur noch sehr eingeschränkt arbeiten. Es habe nicht nur für die Bauern, sondern auch für die Verbraucher weit reichende Folgen, wenn die Kontrolle über die Nahrungsmittelproduktion und damit die Nahrungsmittelsicherheit zunehmend in die Hände einiger weniger transnationaler Chemie- und Biotechnologie-Konzerne gerate. (dpa)