Ausgehend von der sehr dynamischen Entwicklung im ersten Halbjahr geht der mitgliedsstärkste Landwirtschaftsverband Coldiretti davon aus, dass der
Agrarexport erstmals die Marke von 50 Mrd Euro erreichen beziehungsweise übertreffen wird.
Gemäß den amtlichen Zahlen lagen die Ausfuhren in der ersten Jahreshälfte um 11,2 % über dem Niveau der Vorjahresperiode. Zwar habe die Pandemie das Gaststättengewerbe weltweit besonders hart getroffen, parallel aber die Zubereitung von hausgemachten italienischen Gerichten gefördert, erklärte Coldiretti. Außerdem habe die Ausnahmesituation dazu geführt, dass sich die Menschen gesünder ernähren wollten, wofür die Mittelmeerküche besonders geeignet sei.
Unter den wichtigsten Abnehmern befänden sich die USA, deren Importe von italienischen Produkten im Halbjahresvergleich um 18 % gewachsen seien. Dieser Zuwachs sei in erster Linie auf das am 11. März in Kraft getretene Abkommen zwischen der EU und den Vereinigten Staaten zurückzuführen, mit dem die wegen der Airbus-Beihilfen eingeführten
Zölle für fünf Jahre aufgehoben worden seien.
Der Export nach Deutschland, vor den USA wichtigster Bezieher italienischer
Agrarprodukte, erhöhte sich um 6,8 %. Die Lieferungen nach Frankreich nahmen um 6,7 % zu. Dynamischer entwickelte sich laut Coldiretti der Agrarexport nach Russland mit einem Plus von 16,5 % und besonders kräftig der nach China mit 57,7 %.
Ein Makel an dieser ermutigenden Entwicklung sei, dass die „Made in Italy“-Produkte bei den Lebensmittelfälschern besonders beliebt seien, so der Verband. Mittlerweile seien von drei „Made in Italy“-Produkten zwei Fälschungen beziehungsweise Nachahmungen, und der kommerzielle Wert derselben belaufe sich auf 100 Mrd Euro.
Die Agrar- und Lebensmittelbranche gehöre in Italien zu den wichtigsten Wirtschaftsmotoren, hob der Coldiretti-Vorsitzende Ettore Prandini hervor. Um den Wachstumstrend beim Absatz italienischer
Lebensmittel und Weine effizient zu nutzen, müssten aber die strukturellen Versäumnisse endlich und rasch behoben werden. Anzufangen sei bei den schon geplanten, aber nach wie vor blockierten Infrastrukturerneuerungen, die zur Verbesserung der Nord-Süd- sowie der internationalen Routen führen sollten.